Der Nacht ergeben
hatte er sich wieder etwas beruhigt.
»Ich habe versucht, dich davon abzuhalten, uns beide zu töten. Ich konnte es nicht zulassen, dass du nach diesen Polizisten rufst«, erklärte er mit ruhiger Stimme.
Sie runzelte die Stirn. »Denkst du, dass diese Dämonen die Polizei von Chicago infiltriert haben?«
»Nein, ich denke, dass wir uns in der Sekunde, in der du versuchst, diesen netten, fantasielosen Polizisten zu erklären, dass wir von bösartigen Dämonen und Höllenhunden verfolgt werden, in einer hübschen Gummizelle wiederfinden werden. Wenn wir nicht zuerst für den Mord an Selena in den Knast wandern. Ich weiß ja nicht, wie es bei dir aussieht, aber ich würde lieber nicht in eine Zwangsjacke gesteckt werden oder eine Zelle mit einem spektakulären Blick auf den morgendlichen Sonnenaufgang bekommen.«
Abbys Miene versteinerte, als ob sie sich wünschte, ein Argument gegen seine Logik zu finden. Dann seufzte sie verärgert auf.
»Schön. Und wie sieht nun deine brillante Lösung aus? Sollen wir bis in alle Ewigkeit durch diese ekelhaften Gassen kriechen?«
Er zuckte mit den Achseln und ging wieder auf die Türöffnung zu. »Ich hoffe, es wird nicht ganz so lange dauern. Ich kenne da einen bestimmten Ort, aber ich muss mir sicher sein, dass wir unsere blutdurstigen Freunde abgeschüttelt haben.«
»Oje, was für ein Schlamassel«, murmelte Abby.
Dante zwang seine Vampirzähne gewaltsam zurück, während die Schauder der Begierde seinen Körper noch immer nicht in Ruhe ließen.
»Ausnahmsweise, Liebste, stimme ich voll und ganz mit dir überein.«
Kapitel 4
Zwei Stunden später war Abby völlig erschöpft.
Sie hatte miterleben müssen, wie ein Haus explodierte, wie ihre Arbeitgeberin grausam starb, wie sie von Dämonen gejagt wurde (von denen sie einen mit ihren eigenen Händen getötet hatte), wie sie stundenlang durch übel riechende Gassen laufen musste und wie sie von einem Vampir geküsst wurde. Und wenn sie ehrlich war, war sie sich nicht sicher, was davon am zermürbendsten gewesen war.
Aber jetzt durchdrang eine schmerzhafte Müdigkeit ihr gesamtes Sein.
Ihre Füße taten ihr weh, sie roch wie ein überreifes Deponiegelände, und ein betäubender Schleier vernebelte ihre Gedanken. Im Augenblick hätte sie sogar dafür bezahlt, wenn ein lauernder Dämon hervorgesprungen und sie im Ganzen verschlungen hätte.
Leider waren die grässlichen Kreaturen, die noch vor drei Stunden so darauf bedacht gewesen waren, sie beide zu vernichten, in dem Moment verschwunden, als sie ihr vielleicht ganz gelegen gekommen wären. So blieb Abby nichts anderes übrig, als mit zitternden Beinen hinter einem stummen Vampir herzutrotten.
Vielleicht war das die Hölle, überlegte sie. Vielleicht war sie tatsächlich bei der mysteriösen Explosion gestorben und jetzt dazu verdammt, bis in alle Ewigkeit durch dunkle, dämonenverseuchte Gassen zu ziehen.
Nein, es konnte nicht die Hölle sein, flüsterte eine treulose Stimme. Nicht, wenn ihr eine Ewigkeit voller Küsse von einem zauberhaften Vampir geboten wurde. Küsse, die sie in eine Pfütze aus sehnsüchtiger Begierde verwandelt hatten.
Ihr Herz setzte einen Moment lang aus, bevor sie heftig den Kopf schüttelte.
Offenbar befand sie sich schon im Delirium. Vampirküsse. Du meine Güte. Zweifellos hatte der toxische Gestank ihr den Rest gegeben. Es reichte.
»Dante.« Sie blieb stehen und verschränkte die Arme vor der Brust. »Ich kann nicht mehr weitergehen.«
Mit offensichtlichem Widerstreben hielt Dante an der Ecke der Gasse an und drehte sich um, um in Abbys störrisches Gesicht zu blicken. Obwohl sie so erschöpft war, hielt sie den Atem an.
Im matten goldenen Schein der Straßenlaterne war Dante außergewöhnlich schön. Sein wallendes rabenschwarzes Haar. Seine äußerst eleganten Gesichtszüge. Seine silbernen Augen, in denen eine tödliche Gefahr glomm. Das alles verband sich miteinander und schuf ein Bild, das die Knie jeder Frau einfach weich werden lassen musste.
Dante, der sich glücklicherweise ihrer verräterischen Gedanken nicht bewusst war, streckte den Arm aus, um Abbys Hand zu ergreifen.
»Es ist nur noch ein kleines Stück, ich verspreche es«, drängte er sanft.
Abbys Miene versteinerte bei seinen Worten nur.
»Das sagst du schon seit einer halben Stunde.«
Er grinste sie frech an. »Ja, aber diesmal lüge ich nicht.«
Abby lehnte sich gegen das Backsteingebäude. Sie war zu müde, um sich darüber Gedanken zu machen, dass sie
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