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Der Nacht ergeben

Der Nacht ergeben

Titel: Der Nacht ergeben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Ivy
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Augen? Ich...« Abby verstummte abrupt, als sie ihre zitternden Finger ausstreckte, um ihr Spiegelbild zu berühren. Und das war auch kein Wunder. Die sanften braunen Augen, die Dante schon immer fasziniert hatten, hatten einen leuchtend saphirblauen Ton angenommen. Den gleichen Blauton, der Selenas Augen gekennzeichnet hatte. Ein sichtbares Zeichen des Phönix, das Abby nun nicht länger bestreiten konnte.
    »Nein. Nein, nein, nein.«
    Sie taumelte nach hinten, direkt in seine Arme. Sanft drehte Dante sie um und drückte ihren Kopf an seine Brust, während er mit der Hand über ihre Locken streichelte.
    »Ganz ruhig, Liebste«, flüsterte er. »Alles wird in Ordnung kommen.«
    Ein heftiger Schauder überlief Abbys Körper. Dann nahm sie den Kopf zurück, um ihn mit einem wütenden Blick aus tränenfeuchten Augen zu durchbohren.
    »Wie denn? Wie soll alles in Ordnung kommen? Ich habe irgendein... Wesen in mir.« Sie erschauderte jäh. »O Gott, darum wollten die Dämonen mich töten, oder?«
    Dantes Arme schlossen sich noch fester um sie. Natürlich hatte er die Möglichkeit, sie anzulügen. Dann wäre sie ein paar Minuten lang wirklich getröstet. Aber er wusste, dass sie schließlich die Wahrheit erfahren musste.
    »Ja. Sie haben den Geist in dir gespürt und auch die Tatsache, dass du verletzlich bist. Sie werden vor nichts haltmachen, um ihren Fürsten zurückzubekommen.«
    Nackte Angst verdüsterte das Leuchten von Abbys neuen blauen Augen. »Ich werde sterben.«
    »Nein«, schwor er in dem krampfhaften Versuch, sich der Realität zu verschließen. »Das lasse ich nicht zu.«
    »Was glaubst du, wie lange können wir wohl gegen sämtliche Dämonen auf der Welt kämpfen? Es sei denn, du planst, dass wir uns die nächsten fünfzig Milliarden Jahre hierverstecken!«
    Dante legte seine Finger unter Abbys Kinn und zwang sie, seinem ernsten Blick zu begegnen.
    »Das wird nicht nötig sein. Mit jeder Stunde, die vergeht, gewinnt der Phönix an Stärke.«
    »Der Phönix gewinnt an Stärke?« Sie lachte kurz und humorlos auf. »In mir? Soll das etwa beruhigend sein?«
    Ein Anflug von Zärtlichkeit linderte den scharfen Zug in seinem Gesicht. »Ich meine nur, dass er bald imstande sein wird, sich zu verbergen, so dass die Dämonen seine Präsenz nicht fühlen können.«
    Abby, die weit davon entfernt war, getröstet zu sein, betrachtete Dante misstrauisch. »Und was wird dieses Ding in mir noch tun?«
    »Das kann ich nicht mit Sicherheit sagen«, gab er widerwillig zu. »Selena sah mich nicht als ihren Vertrauten an. Ich war nur ihre in Ketten gelegte Bestie.«
    Abbys Kopf fiel zurück an Dantes Brust. »Mein Gott, was mache ich bloß?«
    Er legte seine Wange auf ihren Scheitel und gab sich bereitwillig ihrer süßen Wärme hin. »Ich habe einen Vorschlag.«
    »Und welchen?«
    »Wir müssen die Hexen suchen.«
    Sie hielt erschrocken den Atem an. »Die Hexen? Du meinst, die Frauen, die diesen Phönix in Selena gesteckt haben?«
    Dantes Gesicht versteinerte. Selbst nach über dreihundert Jahren erinnerte er sich noch lebhaft an alles, was er durch den Hexenzirkel hatte erdulden müssen. An den schwarzen Kerker. An die Ketten, die ihm sein Fleisch versengt hatten. An die Magie, die ihn wie einen kastrierten Hund an die Leine gelegt hatte.
    Sein brennender Hass hatte nicht nachgelassen, aber seine Besorgnis um Abby war größer. Es gab sonst niemanden, der ihr helfen konnte.
    »Ja.«
    »Aber die sind doch sicher mittlerweile tot?«, fragte sie irritiert.
    »Ihre Kräfte sind mit dem Phönix verbunden. Solange er lebt, leben sie auch.«
    »Und du meinst, sie könnten mir helfen?«
    »Vielleicht«, meinte er vorsichtig.
    »Dann lass uns zu ihnen gehen.« Sie packte ihn am Kragen seines Seidenhemdes. »Wo sind sie?«
    »Da bin ich mir nicht ganz sicher.«
    »Was meinst du damit?«
    »Wie ich schon sagte, Selena behielt die meisten ihrer Geheimnisse für sich, aber ich weiß, dass sie sich gelegentlich mit den Hexen traf. Sie haben wohl einen Hexenzirkel in der Nähe.«
    »In Chicago?«
    Dante schüttelte leicht den Kopf. Er hatte schon über die möglichen Orte nachgedacht. »Nicht in der Stadt. Sie brauchen einen Platz, der sehr abgelegen ist.«
    »Warum?«
    Dante zögerte. Obwohl er zu der Entscheidung gelangt war, Abby die Wahrheit nicht zu verschweigen, räumte er ein, dass keine Notwendigkeit bestand, ihr jede kleinste Einzelheit zu schildern. Nicht, wenn diese sie mit Sicherheit noch mehr aufregen würden.
    »Sie führen...

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