Der Nacht ergeben
aufgeschlagen hatte.
Abby umklammerte mit zitternden Händen ihren Hals. Sie konnte nicht atmen. Konnte nicht denken.
»Nein«, brachte sie schließlich hervor. »Du lügst.«
Dante, dem Abbys Ängste nicht entgangen waren, ging mit ausgestreckten Händen einen Schritt auf sie zu. »Abby, ich weiß, dass das schwierig ist.«
Abby brach in ein hysterisches Lachen aus und prallte gleich darauf schmerzhaft gegen die getäfelte Wand.
Sie hatte gedacht, dass es nichts mehr gäbe, was sie schockieren könnte. Und wie auch? Nichts konnte schlimmer sein als Dämonen und Vampire.
Zumindest hatte sie das angenommen.
Nun schüttelte sie heftig den Kopf. »Was weißt du denn schon? Du bist nicht einmal ein Mensch.«
Kapitel 5
Dante unterdrückte den Drang, vor Enttäuschung zu knurren.
Während seines überstürzten Ausflugs zu Selenas Haus hatte er sich auf diese Konfrontation vorbereitet. Er hatte sich nicht vorgemacht, dass Abby sich vor Freude überschlagen würde, wenn sie erfuhr, dass sie den Kelch für den Phönix darstellte.
Oder dass sie ihm dafür danken würde, dass er ihr die Wahrheit gesagt hatte.
Er hatte gewusst, dass sie aufgebracht sein würde, sogar hysterisch. Aber diese plötzliche Angst, die in ihren Augen aufgetaucht war, als sie vor ihm zurückgewichen war, reichte aus, um seine tiefsten Gefühle zu wecken.
Verdammt noch mal, warum machte es ihm etwas aus, wenn sie nun wieder dachte, er sei ein Ungeheuer? Er hatte über dreihundert Jahre an den Phönix gekettet überlebt, ohne sich auch nur einen Deut um Selena als Person zu scheren. Es sei denn, man zählte die köstlichen Träume, in denen er sie ausgesaugt hatte.
Sie war nicht mehr als die Frau gewesen, die ihn gefangen gehalten hatte. Die fassbare Quelle seines lodernden Zorns.
Aber Abby ...
Es spielte eine Rolle, wie er zähneknirschend zugeben musste. Es spielte eine verdammt große Rolle.
Widerstrebend erforschte er Abbys zartes, zu bleiches Gesicht und wusste, dass er alles tun würde, was nötig war, um ihr Leiden zu lindern.
»Bitte hör mir zu, Abby«, forderte er sie auf.
Sie schüttelte erneut den Kopf. »Nein, halt dich von mir fern.«
Sich fernhalten? Die Ironie dieser Worte sorgte dafür, dass sich seine Lippen zu einem bitteren Lächeln verzogen.
»Ich fürchte, das kann ich nicht tun. Wir sind nun aneinander gebunden. Keiner von uns kann den anderen verlassen. Das ist ein Teil des Zaubers.«
Abby starrte ihn entsetzt an, bevor sie die Augen abrupt zusammenkniff. »Jetzt weiß ich, dass du lügst. Du hast mich schon mal verlassen.«
»Ich war nicht weit weg, und es war klar, dass ich bald an deine Seite zurückkehren würde«, erwiderte Dante leise, wobei er ganz sacht auf sie zuging. »Hätte ich absichtlich zu fliehen versucht, dann wäre der Schmerz unerträglich gewesen. Glaube mir, ich habe es im Laufe der Jahrhunderte oft genug probiert, um mir sicher zu sein.«
Sie leckte sich die trockenen Lippen. »Nein.«
»Abby, kannst du mir ehrlich versichern, dass du meine Abwesenheit nicht gespürt hast? Tief in deinem Inneren?«
Die Wahrheit stand ihr in das blasse Gesicht geschrieben, aber sie schüttelte abwehrend den Kopf. »Das... kann nicht sein. Ich wüsste es, wenn irgendein Wesen in mir leben würde.«
»Möchtest du einen Beweis?«
Sie presste sich noch fester gegen die Holzverkleidung.
»Was meinst du?«
Dante streckte seine Hand aus. »Komm mit.«
Abby zögerte. Sie starrte lange auf seine Hand, bevor sie endlich ihre Finger auf seine legte. Dante fühlte eine Woge der Wärme angesichts der stillschweigenden Bezeugung ihres Vertrauens. Und eine weitere Woge, da er ihre weiche Haut auf seiner spürte.
Das war ein berauschendes Gefühl für einen Vampir, der schon seit einer Ewigkeit gefroren hatte.
Sanft führte er sie durch das Zimmer, zu dem großen Spiegel, der über dem Marmorkamin hing. Dann trat er hinter sie und legte ihr die Hände auf die Schultern.
»Sage mir, was du siehst«, befahl er leise.
Abby gab ein ungeduldiges Schnauben von sich.
»Ich sehe... oh.« Sie beugte sich nach vorn, um einen Blick in den Spiegel zu werfen. »Gott, du hast kein Spiegelbild.«
Dante verdrehte die Augen gen Himmel. »Natürlich nicht, ich bin ein Vampir.«
»Es ist bloß so merkwürdig.«
»Abby, sieh dich selbst an«, forderte er sie auf.
»Was? Willst du, dass ich sehe, was für ein Wrack ich bin? Ich habe eine Neuigkeit für dich: Das wusste ich schon.«
»Sieh dir deine Augen an.«
»Meine
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