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Der Naechste bitte!

Der Naechste bitte!

Titel: Der Naechste bitte! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alyson Noël
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mithalten, wenn es um Tragödien ging.
    »Kat, ich …«, setzte ich an.
    »Red nicht, trink«, fiel sie mir ins Wort und deutete auf den Drink in meiner Hand, an dem ich langsam Gefallen fand.
    Ich nahm einen weiteren Schluck und stellte das Glas vorsichtig vor mir auf dem Tisch ab, ehe ich zusammenbrach und wie ein Schlosshund losheulte. Als ich den Blick wieder hob, stand Kat neben mir und hielt mir eine Packung mit Taschentüchern hin. »Danke«, schniefte ich und putzte mir die Nase so lautstark, dass ich eigentlich vor Scham im Boden hätte versinken müssen. Aber Verlegenheit war relativ, und mein elefantenähnliches Tröten war nichts im Vergleich zu dem, was mich noch erwartete. »Es tut mir leid.« Kopfschüttelnd tupfte ich mir das Gesicht trocken.
    »Ich bin ein Wrack.«
    »Papperlapapp«, sagte sie und machte es sich auf dem Diwan gemütlich, der dem Sofa gegenüberstand. »Erzähl mir einfach, was passiert ist, und wir überlegen gemeinsam, wie wir das Problem lösen können.«
    Ich holte tief Luft und berichtete ihr alles.
    »Bist du dir auch absolut sicher?«, fragte sie, als ich fertig war. »Ich meine, was du gesehen hast?«
    Ich griff nach der Wodkaflasche und schenkte mir kräftig nach. Für einen Augenblick schloss ich die Augen und warf einen Blick auf die Kinoleinwand in meinem Kopf, auf der ohne Unterbrechung der Trailer von Michael bekommt einen geblasen lief. »Ja, ich bin mir absolut sicher«, sagte ich seufzend.
    »Wer war es? Irgendwer, den ich kenne?«, wollte sie wissen und kniff die Augen zusammen, als plante sie bereits einen Rachefeldzug.
    »Das bezweifle ich.« Ich zuckte mit den Schultern. »Er fliegt für Lyric Airlines.«
    »Diesen Billigflieger?« Sie war fassungslos. Für Kat bedeuteten die Passagiere der Billigflieger mit ihren Jogginganzügen und weißen Turnschuhen das Ende der Zivilisation.
    Ich nickte, nahm mir ein weiteres Taschentuch und gab mich dem Schluchzen hin, das aus den Tiefen meiner armen geschundenen Seele emporschoss.
    »Das überrascht mich nicht«, sagte sie, schüttelte den Kopf und erschauderte. »Alles Primaten. Die mit ihrer Eine-Klasse-für-alle-Philosophie und ihren Tante-Emma-Läden auf Rädern.«
    »Was für ein Rindvieh ich doch bin! Ich hätte schwören können, dass er mir heute einen Antrag macht!«, schluchzte ich und presste mir das Taschentuch vors Gesicht.
    »Du wolltest ihm doch nicht wirklich das Ja-Wort geben, oder?«
    Wie bitte?
    Ich riss den Kopf in die Höhe. Als ich bemerkte, dass Kat mich voller Entsetzen musterte, bereute ich meine Entscheidung, bei ihr Zuflucht gesucht zu haben. Schließlich lechzte ich nach Mitleid – nach purem, lupenreinem Mitgefühl. In ihren Worten schwang nicht der geringste Anflug davon mit.
    Kat streckte die Beine aus und lehnte sich zu mir herüber, wobei sie sich mit der Hand auf dem Tisch zwischen uns abstützte. »Hailey, ich weiß, dass du das jetzt nicht hören willst, aber ich bin der Meinung, dass es so, wie es gekommen ist, das Beste für alle Beteiligten ist.«
    Ich ließ mich in die Kissen zurückfallen und kniff die Augen zusammen, mit der Absicht, ihre Stimme bis auf weiteres auszublenden. Ich hätte zu Clay fahren sollen, dachte ich, hätte mir ein Zimmer in einem Hotel nehmen oder meine Zelte in einem U-Bahn-Schacht aufschlagen sollen, gemeinsam mit all den anderen vom Leben enttäuschten Kreaturen, die dort unten so hausen. ABER ICH HÄTTE NIEMALS HIER HERKOMMEN SOLLEN!
    »Du bist doch noch viel zu jung, um dich zu binden!«, fuhr Kat fort.
    Und das ausgerechnet aus dem Munde einer Frau, die dreimal verheiratet war. Beleidigt verschränkte ich die Arme vor der Brust und wandte demonstrativ den Blick ab.
    »Davon abgesehen«, fuhr sie fort, als wäre ihr an meinem Verhalten nichts aufgefallen, »solltest du erleichtert sein, dass du es jetzt und nicht erst in fünf Jahren herausgefunden hast, wenn vier Kinder an deinem Rockzipfel hängen und du in einem miefigen Vorort festsitzt, während Michael um die Welt jettet und nur sporadisch einen Zwischenstopp bei dir einlegt, um seine dreckige Unterwäsche abzuladen und dir eine Schachtel Duty-free-Pralinen mitzubringen.«
    Okay, selbst ich musste zugeben, dass diese Aussicht um einiges düsterer war als meine jetzige Lage. »Aber wie konnte das überhaupt passieren?«, rief ich voller Verzweiflung. »Ich meine, wieso habe ich nichts bemerkt? Clay meint immer, ich hätte einen eingebauten Schwulenradar. Und ausgerechnet bei meinem eigenen Freund

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