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Der Naechste bitte!

Der Naechste bitte!

Titel: Der Naechste bitte! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alyson Noël
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ahnte schon, dass ich ziemlich jämmerlich klang. Aber es war die Wahrheit.«
    »Natürlich kannst du.« Er nickte. »Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg«, sagte er altklug und deutete mit der Zigarre auf mich.
    »Na prima, jetzt kommst du mir schon mit Omas abgehalfterten Weisheiten. Wo hast du den Spruch denn her? Aus einer Seniorenzeitung?« Ich bedachte ihn mit einem genervten Blick und biss von der Selleriestange ab.
    »Vertrau mir, Hailey, ich weiß, wovon ich spreche. Ich verlange nicht von dir, dass du sofort vergisst, was du gestern erlebt hast. Mir ist klar, dass du den Schock nicht von jetzt auf gleich verarbeitest. Mein Vorschlag gibt dir lediglich die Möglichkeit, achtundvierzig Stunden lang intensive Trauerarbeit zu betreiben, ehe wir den Blick nach vorne richten.«
    »Ich weiß nicht«, sagte ich mit tränenerstickter Stimme.
    »Schon klar, dass du Zweifel hast, aber ich bin überzeugt davon, dass wir es schaffen. Und jetzt gib mir die DVD«, befahl er, legte sie in den DVD-Spieler ein und drückte auf PLAY.
     
     
4
     
    Nach anderthalbmal Frühstück bei Tiffanys, zwei Flaschen zollfreiem Wodka, drei Limetten, einer Flasche Dom Pérignon (ich hoffte, Kat würde es uns nicht allzu übelnehmen), zwei Pints Ben and Jerry’s (»Chunky Monkey« für Clay und »Cherry Garcia« für mich), fünf Styroporpackungen vom Thai-Imbiss, einer angekauten Zigarre, einer Flasche hellrosafarbenem Nagellack, die uns beinahe umgefallen wäre und sich über das Sofa ergossen hätte, einer gebrochenen Haarspange und zweieinhalb Schachteln superflauschigen Taschentüchern mit Aloe-vera-Extrakt, hatte ich Clay davon überzeugt, dass ich für den nächsten Schritt bereit war.
    »Ich weiß nicht, was ich ohne dich tun würde«, sagte ich und umarmte ihn, als wir in der Eingangstür standen.
    »Bist du sicher, dass es dir gut geht?«, wollte er wissen und beäugte mich misstrauisch.
    »Ganz sicher.« Ich nickte. »Musst du morgen eigentlich arbeiten?«
    »Ja, zwei Tage San Juan.« Er grinste.
    »Warum bekommst du eigentlich immer die tollen Strecken?« Ich schüttelte den Kopf. »Wie machst du das bloß?«
    »Sechs Jahre Rumschleimen und Unmengen zollfreier Schokolade für die Jungs und Mädels in der Dispo. Solltest du auch mal versuchen.«
    Ich musterte ihn und verdrehte die Augen. »Denen krieche ich bestimmt nicht in den Hintern.« Ich lachte.
    »Wieso kommst du nicht einfach mit nach Puerto Rico?«, schlug Clay vor. Ein Strahlen schlich sich in seinen Blick. »Ich kann nicht«, antwortete ich mit einem Kopfschütteln. »Ich möchte dich nicht runterziehen. San Juan soll eine ziemlich geniale Partystadt sein.«
    »Bitte.« Er warf mir einen flehenden Blick zu. »Du musst mitkommen, du kannst nicht einfach nein sagen. Ich weiß, dass du frei und keine besseren Pläne hast.«
    »Vielen Dank, dass du mich daran erinnerst«, sagte ich und lehnte mich gegen den Türrahmen.
    »Davon abgesehen kostet es dich keinen Cent. Der Flug ist umsonst, und wenn du dir das Zimmer mit mir teilst, bekommst du den ganzen Trip zum Nulltarif.«
    »Clay, ich kann nicht«, sagte ich mit Nachdruck.
    »Ich spendiere dir auch die ersten fünf Mojitos«, versprach er.
    »Ich würde wirklich gerne, aber es geht nicht. Kat erwartet, dass ich ihre Katzen versorge. Außerdem muss ich mir eine neue Bleibe suchen. Ich kann ihr nicht ewig auf die Nerven gehen.«
    Er blickte in den Flur der Wohnung. »Ich wüsste nicht, was dagegen spricht. Du könntest monatelang hier wohnen, ohne dass ihr euch über den Weg laufen würdet.«
    »Stimmt auch wieder.« Ich lächelte.
    »Hör zu, meine Schicht beginnt um sieben. Morgens. Versprich mir, dass du wenigstens drüber nachdenkst.« Er sah mir in die Augen.
    »Ruf mich an, wenn du wieder da bist«, sagte ich, schloss die Tür und spürte, dass es mir schon besser ging. Es wäre übertrieben, zu sagen, dass der Alkohol mein gebrochenes Herz geheilt hätte. Doch es war ein wundervolles Gefühl, zu wissen, dass ich, obwohl ich unfreiwillig auf den Singlemarkt geworfen worden war und vor mir eine ungewisse Zukunft lag, nicht alleine war. Ich hatte großartige Freunde, die mir Gesellschaft leisteten, und ich konnte mir die Freiheit nehmen, mein Leben so zu gestalten, wie es mir in den Sinn kam.
    Jetzt, da nicht mehr das Gewicht von Michaels besserwisserischen Ratschlägen auf mir lastete, konnte ich mich wieder meinen Träumen widmen, die in einer Endloswarteschleife gelandet waren, als er in mein Leben getreten war.

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