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Der Name der Finsternis: Roman (German Edition)

Der Name der Finsternis: Roman (German Edition)

Titel: Der Name der Finsternis: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franz Binder
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du
    wissen, dass in diesem Gelben Buch die Wahrheit steht?“
    „Lies es! Wenn es stimmt, dass ein wirklicher Atma stets nur die Wahrheit vor Augen hat, auch wenn sie unangenehm ist und nicht konform mit seinen
    Gewohnheiten, wie Jason schreibt, dann solltest du alles daransetzen, die Wahrheit über die Liga herauszufinden. Alles andere wäre blinder Fanatismus. Lies
    das Gelbe Buch und entscheide selbst, ob du Walt raten willst, es zu veröffentlichen.“
    Aron fühlte sich in die Enge getrieben.
    „Ich weiß nicht einmal, wo Walt zu finden ist. Es war Zufall, dass ich ihm auf Bali begegnet bin.“
    „Ich denke, im
Buch der Erleuchtung
steht, dass es keine Zufälle gibt. Wenn du es nicht für dich tun willst, dann tue es für Ben. Auch er hat
    seinem Vater dringend geraten, das Buch an die Öffentlichkeit zu bringen.“
    „Woher weißt du das?“
    „Walt hat es mir gesagt, als ich ihn drängte. ‚Ben hat mir das gleiche geraten,‘ sagte er. ‚Das war der Grund, warum er mich gedrängt hat, Sie zu
    empfangen. Damals war ich einverstanden, aber nun, da ich weiß, was aus Ben wurde, zweifle ich, ob es richtig ist.‘ Walt war verwirrt in seinem Schmerz.
    Hätte Walt mir das Gelbe Buch mitgegeben, könnten wir vielleicht heute schon den ersten Vorabdruck in einem großen Magazin feiern. Du musst mir helfen, ihn
    doch noch zu überzeugen. Du warst Bens bester Freund. Walt war beeindruckt von dir. Er vertraut dir. Du wirst einige Wochen freihaben nach deiner Rückkehr
    aus den Staaten. Geh nach Kathmandu. Ich habe dort eine Telefonnummer, unter der du erfahren kannst, wo Walt zu finden ist. Aber sei vorsichtig. Du kannst
    dir denken, wie heiß begehrt diese Nummer bei den EHs ist. Mir scheint, diese Bluthunde ahnen ohnehin schon zu viel. Sie haben mein Gepäck durchsucht, als
    ich von Bali zurückkam. So gesehen war es eine glückliche Fügung, dass ich das Gelbe Buch nicht dabei hatte.“
    Das Telefon ließ ein heiseres Schnarren hören. Judith nahm den Hörer ab, rief einigemale genervt „okay“ und legte auf.
    „Die Redaktion. Patrick Panetta hat zwischen tausend Verpflichtungen Zeit für ein fünfminütiges Interview gefunden, das selbstverständlich in die nächste
    Ausgabe muss. Der große Präsident Panetta, der skrupellose Mann im Hintergrund, der Schatten-Mahaguru. Wenn es jemanden in der Liga gibt, vor dem man Angst
    haben sollte, dann ist er es. Er ist zu jedem Verbrechen fähig, wenn es darum geht, seine Macht zu erhalten.“
    „Wann sehen wir uns wieder?“ Aron kümmerte sich nicht mehr um Judiths Worte. Seine einzige Sorge war, dass er sie wieder auf unbestimmte Zeit verlieren
    könnte.
    Im nächsten Augenblick küssten sie sich leidenschaftlich.
    „Warte hier auf mich,“ flüsterte Judith, warf ihre Jacke über, nahm die Tasche mit dem Aufnahmegerät aus dem Schrank und huschte aus der Tür. Als das
    Schloss einschnappte und Stille über Aron zusammenschlug, schob er den Vorhang des wandhohen Fensters einen Spalt zur Seite und schaute hinaus über das
    flimmernde Lichtermeer der Stadt.
Kapitel 17
Das gelbe Buch VIII
    Ken Andersen verkörperte das Idealbild eines Mahaguru. Die Atmas sahen in ihm das Symbol für die Spiritualisierung der Liga, die nun endlich Wirklichkeit
    werden sollte. Sie hatten Gordon Blake abgöttisch geliebt und doch atmeten viele auf, als Ken Andersen an seine Stelle trat. Die Gerüchte über Gordons
    Lebenswandel, seine Affären, seine Abhängigkeit von Alkohol und Medikamenten, seine sprunghaften Entscheidungen, sein launisches Fernbleiben von Seminaren
    hatten selbst linientreue Liga-Führer in Gewissenskonflikte gestürzt. Der äußere Schein aber musste gewahrt, der Gehorsam gegen den Mahaguru notfalls
    erzwungen werden.
    Die totalitären Strukturen, die von Anfang an in der Liga angelegt waren, entfalteten sich in den letzten Monaten von Gordons Herrschaft ohne Hemmung. Jede
    kritische Stimme wurde von den Ethik-Hütern gnadenlos verfolgt. Immer wieder kam es zu Degradierungen von Liga-Führern, zum Entzug von Einweihungen, zu
    Ausschlüssen aus der Liga. Die Wahrheitsbriefe waren angefüllt mit Texten, in denen es um bedingungslose Treue zum Mahaguru ging und um die schrecklichen
    Strafen für alle Widersacher des höchsten geistigen Lehrers. Ein Wahrheitsbrief Jasons, einst nur für höhere Einweihungskreise bestimmt, wurde von Gordon
    allen Atmas zugänglich gemacht. Er stammte aus einer Zeit, in der einige Liga-Pioniere von Jason abgefallen waren. Jason

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