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Der Name der Finsternis: Roman (German Edition)

Der Name der Finsternis: Roman (German Edition)

Titel: Der Name der Finsternis: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franz Binder
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uns aber aus dem Weg gegangen. Es wollte wohl keiner an
    seine Liga-Jugend erinnert werden und sich mit so einem von Grund auf fanatisierten Liga-Kind abgeben.“ Judith lachte. „Dabei hätten wir uns bestimmt gut
    verstanden. Er hatte von der Liga genauso die Nase voll wie ich. Wir haben offenbar die gleiche Entwicklung vom Liga-Wunderkind zum Nestbeschmutzer
    durchgemacht. Schade, dass wir einander nicht schon früher durch die Masken geschaut haben. Erst bei unserem letzten Treffen, kurz vor seiner Reise nach
    Bali, beim europäischen Seminar, haben wir uns wirklich kennengelernt.“
    „Ben ist tot!“
    „Ich weiß. Genau das ist der Grund, warum Walt zögert, das Gelbe Buch an einen Verlag zu geben. Anfangs war er angetan von der Idee, aber nachdem er von
    Bens Tod erfahren hatte, wurde er unsicher. Ich glaube, er hat Angst, Angst vor dieser heuchlerischen Macht, die er selbst doch so klar durchschaut hat. Er
    ist der Meinung, dass die Liga Ben umgebracht hat durch irgendwelche schwarzmagischen Praktiken.“
    „Walt ist Bens Vater.“
    Judith nickte. „Er hatte gerade von dir von Bens Tod erfahren. Er war fertig. Er riss mir das Gelbe Buch aus der Hand, als wolle er mich vor dem Unglück
    bewahren, das Ben zugestoßen ist. Er hatte Angst um mich. Er glaubt, dass sie jeden umbringen, der die ganze Wahrheit kennt. Genau aus diesem Grund muss
    die Wahrheit veröffentlicht werden. Sie können nicht jeden Leser von Time Magazine umbringen. Du musst mir helfen, ihn zu überzeugen, das Buch freizugeben.
    Es ist der einzige Weg, dieses Unglück Liga aufzuhalten. Das ist übrigens auch der Grund, warum ich in der Liga ausharre und brav meine Propagandaartikel
    für die
Wahrheit
schreibe. Es würde mir nicht genügen, nach all diesen verlorenen Jahren auszusteigen, einfach zu verschwinden und ein neues Leben
    anzufangen, während dieser Moloch weiterlebt, der mein Leben ruiniert hat. Es hat mich viel Energie und Selbstzweifel gekostet, eigenständig denken zu
    lernen und zu kapieren, dass ich es in der Liga zu etwas bringen muss, um sie wirklich effektiv bekämpfen zu können. Ich werde erst dann zufrieden leben
    können, wenn ich meinen Teil dazu beigetragen habe, diesen Lügenverein, in den ich als Kind hineingezwungen wurde, vom Erdboden verschwinden zu lassen. Das
    Gelbe Buch ist die Gelegenheit, auf die ich lange gewartet habe.“
    „Du willst also nicht der Menschheit helfen, sondern Rache nehmen.“
    „Meine persönlichen Motive sind unerheblich. Es geht um die Sache. Es gibt in der Liga eine Reihe von Leuten, die so denken. Nicht alle sind Barsche. Aber
    man muss vorsichtig sein. Überall diese Angst, dieses Misstrauen, dieses Duckmäusertum. Doch man findet immer wieder einzelne, die ihren Verstand bewahrt
    haben. Es beginnt sich ein Netz des Widerstandes zu formen in den Reihen der Liga und dieser Widerstand kann nur effektiv sein, wenn man nach außen völlig
    linientreu bleibt. Wenn man die Liga einmal verlassen hat, kann man nichts mehr gegen sie tun. Man muss diesen Bunker der Lüge von innen sprengen.“
    „Und warum erzählst du diese Dinge gerade mir? Ich habe eben als Bester meines Jahrgangs die Liga-Akademie abgeschlossen…“
    „Und ich gelte als linientreue Liga-Journalistin. Ich lasse mich von solchen Äußerlichkeiten nicht mehr täuschen. Ich bin auf der Suche nach Leuten, die
    über den Tellerrand der Liga hinausblicken können, die noch eigene Gedanken im Kopf haben, so wie Ben. Wir hatten ein offenes Gespräch, so wie wir beide
    heute auch, und schon nach wenigen Worten wussten wir, dass wir in Sachen Liga übereinstimmen.“
    „Es kann dich den Kopf kosten, wenn du einmal ein solch offenes Gespräch mit jemandem führst, der nicht mit dir übereinstimmt. Wenn ich den EHs über dich
    berichte, wird man dir eine Falle stellen und dich überführen. Die Konsequenzen kennst du.“
    „Allein die Tatsache, dass du diesen Mechanismus so klar durchschaust und mir nicht mit Phrasen wie ‚Strafe des Hju‘ oder ähnlichem kommst, zeigt mir, dass
    du keiner von denen bist, die stur die Schlange im Seil sehen wollen. Außerdem hast du nicht einmal deine Begegnung mit Walt Mason den EHs gemeldet. Warum
    nicht? Er gilt als Erzfeind der Liga. Das kann dich den Kopf kosten.“
    „Es würde mir nicht einfallen, den Vater meines besten Freundes zu verraten. Außerdem hat er mit dem Attentat nichts zu tun. Ich fühle es. Ich weiß es. Er
    wird zu unrecht verdächtigt.“
    „Ebenso wenig wirst du

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