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Der Name der Finsternis: Roman (German Edition)

Der Name der Finsternis: Roman (German Edition)

Titel: Der Name der Finsternis: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franz Binder
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    selbst, die Qualität des Papiers, die Gestaltung des Umschlags und all die anderen technischen Einzelheiten, die zur Fertigstellung eines Buches notwendig
    sind. Drucker wollte ich werden als Kind, mit schwarzen Händen die Knöpfe und Hebel der fauchenden, lärmend rollenden Maschinen betätigen, mit geschicktem
    Griff einen bedruckten Bogen herausgreifen und ihn mit zusammengekniffenen Augen prüfen, ganz wie ich es beobachtet hatte. Mein Vater sah meine frühe Liebe
    für die schwarze Kunst mit Genugtuung und deutete sie als verheißungsvolles Zeichen für meinen künftigen Werdegang. Schon in Collegezeiten holte er mich zu
    Autorenbesprechungen, zu Vertreterkonferenzen und Lektoratssitzungen. Als ich nach Deutschland reiste, wusste ich über alles Bescheid, was in einem
    Verlagshaus vor sich ging, vom Vertragsabschluss mit einem Autoren bis zur Auslieferung des fertigen Buches, von der Planung des Umfangs über die
    Kalkulation des Verkaufspreises bis zum Verfassen der Waschzettel und Werbeanzeigen. Rückblickend mag es scheinen, als hätte mein Vater seinen frühen Tod
    geahnt und alles unternommen, um seinen Nachfolger rechtzeitig in seine Pflichten einzuführen.
    Und doch, als ich nach San Francisco zurückkehrte, um mein Erbe anzutreten, war mir, als befände ich mich auf unbekanntem Terrain, als sei ich plötzlich
    mit Dingen befasst, von denen ich nicht mehr wusste als jeder beliebige Passant auf der Straße. Die Verlagsmitarbeiter empfingen mich mit der Versicherung,
    mir ebenso loyal zur Seite zu stehen wie meinem Vater. Manche von ihnen kannten mich seit meiner Kindheit. Mein Vater legte Wert auf Beständigkeit und
    Qualität und hatte einen Stab von Mitarbeitern und Autoren um sich versammelt, die ihm über viele Jahre die Treue hielten. Er sprach von seiner Familie,
    wenn er am Tag vor Weihnachten die kleine Belegschaft zusammenrief, um Geschenke auszuteilen, und in der Tat benahm er sich seinen Leuten gegenüber wie ein
    Patriarch, der streng und gütig sein konnte und der von allen trotz seiner gelegentlichen Launen geliebt und geachtet wurde. Mein Vater lebte im Geist
    einer längst vergangenen Epoche. Wenn ich heute an ihn zurückdenke, scheint er mir wie eine Figur aus einem Roman von Charles Dickens.
    Ich setzte mich in das verwaiste Büro meines Vaters, das mit englischen Antiquitäten eingerichtet war, blätterte in den Papieren, die auf dem Schreibtisch
    liegen geblieben waren, hörte mir den Bericht des Geschäftsführers an und spürte, wie sich eine drückende Last auf meine Schultern legte. Dem Verlag ging
    es relativ gut und doch wusste ich, dass die Art, wie ihn mein Vater geführt, die Kriterien, nach denen er das Verlagsprogramm zusammengestellt hatte,
    keine Zukunft besaßen. Schon stagnierten die Absatzzahlen der Reisebücher, für die der Verlag bekannt war, diese gediegen aufgemachten, voluminösen Werke,
    die mit Tiefgang über Kultur und Geschichte eines Landes oder einer Stadt berichteten und jede noch so unbedeutende Sehenswürdigkeit mit wissenschaftlicher
    Akribie behandelten. Über Jahrzehnte hinweg gab es für den gebildeten Reisenden keine Alternative zu den Führern und Reiseerzählungen aus dem Verlag meines
    Vaters, heute aber drängten andere nach vorne, solche mit vielen farbigen Bildern und oberflächlicher Information und solche, denen es vor allem darum
    ging, ihren Lesern auf Reisen Geld zu sparen. Mein Vater und seine Autoren – Kunstgeschichtler, Archäologen, Literaten – hatten nur Spott und Verachtung
    für diese Unkultur, doch ihr gehörte die Zukunft. Die goldenen Zeiten unseres Verlages waren seit Jahren vorbei, das war klar ersichtlich aus den Bilanzen,
    auch wenn niemand im Haus offen darüber zu sprechen wagte. Qualität wird sich immer durchsetzen, lautete das Motto meines Vaters, doch er hatte übersehen,
    dass im Zeitalter des schnellen Konsums und der elektronischen Medien Qualität für immer mehr Menschen zu einem Fremdwort wurde. Mein Vater stand für eine
    noble, aber untergegangene Epoche, und sein Verlag samt seinem Programm war eine Spiegelung dieser ehrenwerten, aber toten Vergangenheit.
    Die Konkurrenz hatte prompt reagiert auf den Tod meines Vaters. Fast wollte der Geschäftsführer nicht heraus mit der Sprache, weil er fürchtete, taktlos zu
    handeln, doch es lagen zwei Angebote von Medienkonzernen vor, unseren Verlag zu kaufen. Es waren Offerte, die sich sehen lassen konnten. Noch besaß unser
    Haus einen Namen in der

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