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Der Name der Finsternis: Roman (German Edition)

Der Name der Finsternis: Roman (German Edition)

Titel: Der Name der Finsternis: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franz Binder
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der Welt hat sich dieser Heilungsprozess bereits
    vollzogen. Er wird sich fortsetzen in den lokalen Zentren und an den Akademien, bis alle Kreise der Mitgliedschaft davon durchdrungen sind.
    Die Begeisterung unserer Absolventen zeigt mir, dass der Geist spiritueller Erneuerung in der jungen Generation der Liga-Führer lebt. Es ist die Jugend der
    Liga, auf die der Mahaguru seine Hoffnung für die konsequente Erfüllung seiner Vision legt. In diesem Sinne danke ich allen, die die Prüfungen der Akademie
    und die obligate Missionsreise mit Erfolg bestanden und abgeschlossen haben, die nun hinausgehen werden, um die Wahrheit des Hju in ihrem eigenen Leben zu
    verwirklichen und in der Welt zu verbreiten. Sie haben sich vier Trimester lang auf das Studium aller Aspekte der Liga in Theorie und Praxis konzentriert
    und ein strenges Programm von Spezialschulungen erfolgreich absolviert. Ich gratuliere und danke ihnen allen. Und ich danke natürlich all jenen von der
    Liebe des Hju erfüllten Atmas, die den Weg für unsere jungen Menschen bereiten, die Stipendien zur Verfügung stellen, die für die Akademien und Zentren
    spenden und auf diese Weise mithelfen, die Zukunft der Liga zu sichern. Allen, die den erneuernden Geist der Spiritualisierung leben und mit ihrer Hingabe
    unterstützen, danke ich im Namen des Mahaguru.
    Rede von Peter Crapp, Liga-Repräsentant für den deutschsprachigen Raum, anlässlich der Abschlussfeier für Akademieabgänger, abgedruckt im Jahresbericht
     der deutschen Liga-Akademie und in englischer Übersetzung in der Weltausgabe der „
Wahrheit
“.
Kapitel 1
Am alten Platz
    Der Himmel füllte sich mit fernem Applaus. Ein klappendes Geräusch, wie von zwei aneinanderschlagenden Hölzern, hatte Hunderte von Krähen aus kahlem Geäst
    gescheucht. Die Vögel, die schwarzen Früchten gleich in den Baumkronen klebten, erhoben sich schwerfällig und ihr Krächzen schmolz zu einem rauschenden
    Ton, der sich in den kreisenden Strömungen ihres Fluges über die Weite des Winterhimmels spannte. Die Splitter der Erinnerung, die ohne Ordnung durch Arons
    Kopf trieben, zersprangen in diesem Klang, der jäh die Wirklichkeit zurückzwang, zersprangen in einem ruckartigen Zusammenkrampfen von Erschrecken. Aron
    blickte in die graue Leinwand des Himmels, auf der die Vögel wie Scherenschnitte schwebten, bevor sie zu ihren Ästen zurücksanken. Mit dem abschwellenden
    Raunen, das in der Dämmerung verhallte, erlosch Arons Anspannung. Seine Augen suchten die Wiese ab, die sich jenseits des Grabens ausdehnte, das Waldstück,
    das rechts von seinem Sitz den Hügel emporwuchs, den Erdweg, der durch Gesträuch zu dem Aussichtsplatz führte. Die Stille war wiedergekehrt. Der Abend
    legte sich bleiern auf den ausgestorbenen Park. Niemand war Aron begegnet auf seinem Gang in den entlegenen Teil des Gartens, zu dem Hügel, auf dem, einem
    Pilz ähnelnd, ein schirmartiges, rundes, von einer gedrungenen Mittelsäule getragenes Holzdach stand, das eine Sitzbank schützend überragte. Hierher eilten
    vom Regen überraschte Spaziergänger, die sich ans Ende des von einer Ziegelmauer umgrenzten Geländes verlaufen hatten oder Liebespaare, die an
    Sommerabenden Ungestörtheit suchten. Hinter dem Aussichtshügel war die Mauer unterbrochen, fiel ab zu einem mit Gestrüpp angefülltem Graben, um dem Blick
    Raum zu lassen und auf eine weite, von Birken gesäumte Wiese zu lenken, die sich außerhalb des Parks erstreckte. Die Schafherde, die in der warmen
    Jahreszeit auf dieser Wiese weidete, kam Aron in den Sinn, die Nebelschwaden, die an Herbstabenden aus dem feuchten Gras aufrauchten, wie von innen
    leuchtend, das entfernte Pfeifen und Rollen von Zügen, das der Wind von weit herbeitrug, das die Stille greifbar machte. Bruchstücke von Erinnerungen an
    seine Kindheit schossen durch Arons Kopf. Für Augenblicke spürte er Vergangenheit und Gegenwart zusammenfließen, bevor seine Gedanken ihr sinnloses Drehen
    erneut begannen.
    Die Worte Bens auf dem Anrufbeantworter, umzischt von Nebengeräuschen, hastig hingesagt, in Eile, getrieben. Die wenigen Worte, längst mit routinehaftem
    Knopfdruck gelöscht, doch umso tiefer eingeprägt in das Wachs der Erinnerung: „Hallo Aron! Bin zurück, früher als erwartet. Bin am Morgen angekommen. Freue
    mich, dich bald wiederzusehen… Musste oft an unseren alten Platz im Park denken, wo wir immer gute Gespräche hatten. Melde dich. Es gibt viel zu erzählen.
    Bis bald.“
    Jedes Wort, jede Färbung

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