Der Name der Finsternis: Roman (German Edition)
der Welt hat sich dieser Heilungsprozess bereits
vollzogen. Er wird sich fortsetzen in den lokalen Zentren und an den Akademien, bis alle Kreise der Mitgliedschaft davon durchdrungen sind.
Die Begeisterung unserer Absolventen zeigt mir, dass der Geist spiritueller Erneuerung in der jungen Generation der Liga-Führer lebt. Es ist die Jugend der
Liga, auf die der Mahaguru seine Hoffnung für die konsequente Erfüllung seiner Vision legt. In diesem Sinne danke ich allen, die die Prüfungen der Akademie
und die obligate Missionsreise mit Erfolg bestanden und abgeschlossen haben, die nun hinausgehen werden, um die Wahrheit des Hju in ihrem eigenen Leben zu
verwirklichen und in der Welt zu verbreiten. Sie haben sich vier Trimester lang auf das Studium aller Aspekte der Liga in Theorie und Praxis konzentriert
und ein strenges Programm von Spezialschulungen erfolgreich absolviert. Ich gratuliere und danke ihnen allen. Und ich danke natürlich all jenen von der
Liebe des Hju erfüllten Atmas, die den Weg für unsere jungen Menschen bereiten, die Stipendien zur Verfügung stellen, die für die Akademien und Zentren
spenden und auf diese Weise mithelfen, die Zukunft der Liga zu sichern. Allen, die den erneuernden Geist der Spiritualisierung leben und mit ihrer Hingabe
unterstützen, danke ich im Namen des Mahaguru.
Rede von Peter Crapp, Liga-Repräsentant für den deutschsprachigen Raum, anlässlich der Abschlussfeier für Akademieabgänger, abgedruckt im Jahresbericht
der deutschen Liga-Akademie und in englischer Übersetzung in der Weltausgabe der „
Wahrheit
“.
Kapitel 1
Am alten Platz
Der Himmel füllte sich mit fernem Applaus. Ein klappendes Geräusch, wie von zwei aneinanderschlagenden Hölzern, hatte Hunderte von Krähen aus kahlem Geäst
gescheucht. Die Vögel, die schwarzen Früchten gleich in den Baumkronen klebten, erhoben sich schwerfällig und ihr Krächzen schmolz zu einem rauschenden
Ton, der sich in den kreisenden Strömungen ihres Fluges über die Weite des Winterhimmels spannte. Die Splitter der Erinnerung, die ohne Ordnung durch Arons
Kopf trieben, zersprangen in diesem Klang, der jäh die Wirklichkeit zurückzwang, zersprangen in einem ruckartigen Zusammenkrampfen von Erschrecken. Aron
blickte in die graue Leinwand des Himmels, auf der die Vögel wie Scherenschnitte schwebten, bevor sie zu ihren Ästen zurücksanken. Mit dem abschwellenden
Raunen, das in der Dämmerung verhallte, erlosch Arons Anspannung. Seine Augen suchten die Wiese ab, die sich jenseits des Grabens ausdehnte, das Waldstück,
das rechts von seinem Sitz den Hügel emporwuchs, den Erdweg, der durch Gesträuch zu dem Aussichtsplatz führte. Die Stille war wiedergekehrt. Der Abend
legte sich bleiern auf den ausgestorbenen Park. Niemand war Aron begegnet auf seinem Gang in den entlegenen Teil des Gartens, zu dem Hügel, auf dem, einem
Pilz ähnelnd, ein schirmartiges, rundes, von einer gedrungenen Mittelsäule getragenes Holzdach stand, das eine Sitzbank schützend überragte. Hierher eilten
vom Regen überraschte Spaziergänger, die sich ans Ende des von einer Ziegelmauer umgrenzten Geländes verlaufen hatten oder Liebespaare, die an
Sommerabenden Ungestörtheit suchten. Hinter dem Aussichtshügel war die Mauer unterbrochen, fiel ab zu einem mit Gestrüpp angefülltem Graben, um dem Blick
Raum zu lassen und auf eine weite, von Birken gesäumte Wiese zu lenken, die sich außerhalb des Parks erstreckte. Die Schafherde, die in der warmen
Jahreszeit auf dieser Wiese weidete, kam Aron in den Sinn, die Nebelschwaden, die an Herbstabenden aus dem feuchten Gras aufrauchten, wie von innen
leuchtend, das entfernte Pfeifen und Rollen von Zügen, das der Wind von weit herbeitrug, das die Stille greifbar machte. Bruchstücke von Erinnerungen an
seine Kindheit schossen durch Arons Kopf. Für Augenblicke spürte er Vergangenheit und Gegenwart zusammenfließen, bevor seine Gedanken ihr sinnloses Drehen
erneut begannen.
Die Worte Bens auf dem Anrufbeantworter, umzischt von Nebengeräuschen, hastig hingesagt, in Eile, getrieben. Die wenigen Worte, längst mit routinehaftem
Knopfdruck gelöscht, doch umso tiefer eingeprägt in das Wachs der Erinnerung: „Hallo Aron! Bin zurück, früher als erwartet. Bin am Morgen angekommen. Freue
mich, dich bald wiederzusehen… Musste oft an unseren alten Platz im Park denken, wo wir immer gute Gespräche hatten. Melde dich. Es gibt viel zu erzählen.
Bis bald.“
Jedes Wort, jede Färbung
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