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Der Narr und der Tod

Der Narr und der Tod

Titel: Der Narr und der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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Minuten überkam mich reine, erbärmliche Dankbarkeit für die Wärme, die sich in der Kabine ausbreitete. Vorsichtig setzte ich zurück, bis ich aus dem Gehölz hinaus war und den Wagen so drehen konnte, dass er mit der Nase Richtung Straße zeigte. Vor mir lag eine Fahrspur, die von mindestens zwei Reifenpaaren stammte. Unter ihnen befand sich sicher der Feldweg, von dem Margaret geredet hatte.
    Ich folgte den Spuren den kleinen Hügel hinauf zur Landstraße, weil ich annahm, hier käme ich durch die Bodenbeschaffenheit am besten durch, und obwohl der Wagen ein paar Mal schlingerte, gelangten Hayden und ich wohlbehalten zur Straße.
    Wenn ich in die Stadt wollte, musste ich jetzt links abbiegen.
    Fuhr ich aber nach rechts, kam ich zu den bezaubernden Granberrys, die gleich um die Ecke wohnten.
    Nur hatte mir Martin ausdrücklich aufgetragen, in die Stadt zu fahren, und Martin traf Entscheidungen nie ohne guten Grund. Also schlug ich das Steuer so ein, dass ich nach links fuhr, und beugte mich vor, um zu sehen, ob die Straße in beiden Richtungen frei war.
    Erstaunlicherweise nicht. Da kam jemand.
    Noch erstaunlicher: Dieser Jemand war Margaret in ihrem Dodge-Pick-up. Als sie mich am Straßenrand entdeckte, hielt sie an und ließ ihr Fenster herunter.
    „Was tun Sie denn hier?“, rief sie mir zu. „Ist das nicht Karls Auto?“
    „Margaret, fahren Sie nach Hause und verriegeln Sie die Türen!“, rief ich zurück. „Irgendwer ist zu unserem Haus gekommen und hat auf ihn geschossen!“
    „Auf Karl?“ Margarets blasses Gesicht wurde womöglich noch blasser. Sie ließ ihren Wagen mit laufendem Motor mitten auf der Straße stehen, sprang aus der Fahrerkabine und stapfte mit beiden Händen fest in den Manteltaschen durch den Schnee zu meinem Fahrerfenster.
    „Es geht ihm nicht gut“, sagte ich aufgeregt. „Ich muss in die Stadt, Hilfe holen.“
    „Was ist mit Martin und Rory?“
    „Rory ist tot”, sagte ich.
    „Dann haben Sie das Kind dort gelassen?“
    In diesem Augenblick begann Hayden zu weinen. Ich warf ihm einen Blick zu, um nachzusehen, ob alles in Ordnung war.
    Als ich wieder zum Fenster sah, hielt Margaret eine Pistole in der Hand.
    „Scheiße“, hauchte ich. „Nicht schießen!“
    „Ich schieße nicht, solange Sie keinen Ärger machen.“
    „Natürlich mache ich keinen Ärger“, versicherte ich.
    „Dann bücken Sie sich jetzt und heben mein Kind hoch.“
    Ich tat, wie mir befohlen, obwohl es schwierig war, unsere beider dick eingepackten Körper in der engen Kabine zu bewegen.
    Margaret trat von der Tür zurück. „Jetzt steigen Sie aus, das Kind auf dem Arm. Keine Spielchen! Nicht, dass Sie ihn mir zuwerfen, damit ich die Waffe fallen lasse.“
    „Das würde mir nicht mal im Traum einfallen“, protestierte ich entrüstet, aber es war sicherlich besser, ich hielt den Mund.
    Margaret trug keine Kopfbedeckung, ihr rotes Haar hatte eine Menge Schneeflocken eingefangen. Unsicher bewegte sie den Kopf von einer Seite zur anderen, als verfolge sie Bewegungen, die für mich nicht zu sehen waren.
    Ich zog Hayden an mich und glitt aus der Kabine.
    Margaret schien angestrengt nachzudenken.
    „Steigen Sie in meinen Pick-up“, befahl sie. „Sie fahren.“
    Also kämpfte ich mich die Straße hoch und betete aus ganzem Herzen, dass noch jemand vorbeikommen möge. Aber an diesem Tag schienen meine Gebete kein Gehör zu finden. Soweit ich sah, lag die Straße in beide Richtungen vollkommen verlassen da.
    Margarets Anweisungen folgend kletterte ich auf der Fahrerseite in ihr Auto, nachdem ich Hayden auf den Beifahrersitz geschoben hatte. Der Dodge, dessen Motor weiterhin lief, war älter als Karls schickes Gefährt und schien schon sehr abgenutzt zu sein. Einfach den Gang einlegen und losfahren war unmöglich, denn ehe ich mich versah, hatte Margaret sich Hayden geschnappt und stieg ein, wobei sie ununterbrochen die Pistole auf mich gerichtet hielt.
    „Fahren Sie zu Ihrer Auffahrt!“, ordnete sie an.
    Ich fuhr langsam, da ich immer noch hoffte, jemand würde vorbeikommen, die ganze Situation seltsam finden und die Polizei rufen. Ich bog von der Auffahrt, als Margaret mir zu wenden befahl, und steuerte ebenso langsam die Straße an, wo ich diesmal rechts abbiegen musste.
    „Wir sind schon zweimal in Ihre Auffahrt eingebogen, das rechtfertigt wohl unsere Reifenspuren“, sagte Margaret. „Wenn es weiter schneit, wird man die Reifenspuren ohnehin nicht mehr eindeutig erkennen können.“
    Was Martin

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