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Der nasse Fisch

Der nasse Fisch

Titel: Der nasse Fisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Kutscher
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hineingeworfen.«
    »Und Fallins Sturz haben Sie auch nicht verursacht.«
    »Als ich ihn rief, beugte er sich über das Geländer. Ich wollte abdrücken. Da fiel er auch schon. Und ich lief hinunter. Ich
     schwöre Ihnen, ich hätte ihn erschossen, wenn er noch am Leben gewesen wäre. Aber unten bei ihm hockte ein Mann, der sagte
     mir, Fallin sei tot.«
    »Mein Kollege.«
    »Ich hab jedenfalls zugesehen, dass ich fortkam, schließlich hatte ich eine Pistole in der Handtasche.«
    Rath überlegte einen Moment. Es gab noch jemanden, der ein Interesse am Tod der beiden Russen gehabt hatte: Bruno Wolter.
     Die beiden waren zum Sicherheitsrisiko geworden, und er hatte sie beseitigt. Und wollte es der Gräfin in die Schuhe schieben.
    Er nickte. »Hört sich ganz plausibel an«, sagte er. »Inzwischen ist jedenfalls so oder so Gras über die Sache gewachsen. Die
     Mordinspektion kümmert sich längst um andere Fälle.«
    »Und warum besuchen Sie mich dann noch?«
    »Sie waren lange nicht mehr hier. Ich bin Ihr Nachbar.«
    Das erstaunte Gesicht stand ihr gut.
    »Glauben Sie mir, ich will Sie nicht reinlegen. Der Fall ist abgeschlossen. Dass es mit Fallin und Selenskij die Richtigen
     erwischt hat, weiß sogar die Polizei. Darf ich die Hände runternehmen? Mir tun schon die Arme weh.«
    Sie nickte. Doch ein winziger Rest Misstrauen blieb in ihren Augen zurück. Die Pistole behielt sie in der Hand.
    »Ich habe gerade Tee gemacht«, sagte sie. »Darf ich Ihnen eine Tasse anbieten?«
    »Aber bitte ohne Rum.«
    Kurz darauf saßen sie an ihrem kleinen Küchentisch und tranken Tee. Einen zweiten Stuhl musste sie aus dem Schlafzimmer holen.
    »Sie sind die Einzige, die weiß, was mit dem Gold passiert ist«, sagte Rath. »Hat es die Sowjetunion überhaupt jemals verlassen?
     Oder hat es die Rote Festung doch noch bekommen?«
    »Sie sind ganz schön neugierig.«
    »Berufskrankheit. Aber die Frage ist ganz privater Natur.«
    »Die Rote Festung gibt es nicht mehr«, sagte sie, und ihre Stimme klang wieder hart. »Das, was sich noch so nennt, hat diesen Namen nicht verdient.«
    »Und das Gold?«
    »Ist am richtigen Platz.«
    »Marlow hat das Versteck gefunden, nicht wahr? Auch ohne Plan. Und er hat ihnen dennoch Ihren Teil abgegeben?«
    »Das Gold ist längst verkauft. Jeder hat das bekommen, was ihm zusteht.«
    »Und Marlow das meiste.« Rath nickte. »Das Geschäft ist also über die Bühne gegangen. Dann können Sie mir doch auch verraten,
     wie Sie es geschmuggelt haben?«
    »Warum wollen Sie das wissen?«
    »Weil ich es nicht verstehe. Ich vermute, dass es in den Kesselwagen war.«
    »Richtig. Nur die Außenwände der Tanks waren aus Stahl. Innen bestanden sie aus einer dicken Goldschicht.«
    »Und wie ist es dort hineingekommen? Die Waggons kamen nicht aus Russland, sie kamen aus Ostpreußen.«
    »Sie wurden aber in Russland gebaut.«
    »Wie?«
    »Meine Familie hat keine Leibeigenen ausgebeutet, sondern Industrie betrieben. Daher stammt auch das Vermögen der Sorokins.
     In St. Petersburg besaßen wir eine Waggonfabrik. Als der Krieg begann, hatte mein Vater schon große Vermögenswerte in Gold
     angelegt. Und als die Bolschewisten putschten, ließ er das Gold einschmelzen. Dann wurde eine ganze Reihe Kesselwagen gebaut,
     von denen nur wenige Eingeweihte wussten, wie wertvoll sie waren.«
    »Aber nicht in der russischen Spurweite.«
    »Nein. Die Bolschewisten sollten gar nicht erst auf die Idee kommen, sie für ihre eigenen Zwecke zu konfiszieren. Vater wollte
     sie außer Landes bringen, für alle Waggons lagen schon Aufträge aus dem Ausland vor, von befreundeten Familien.«
    »Eine davon aus Ostpreußen.«
    »Richtig.«
    »Dann ist das Gold also schon seit Jahren in Deutschland?«
    »Nein. Im Bürgerkrieg war ein normaler Handel nicht möglich. Dann machten die Kommunisten Schwierigkeiten. Es dauerte fast
     zehn Jahre, bis die Waggons endlich die Grenze passieren konnten. Bei Devisen werden auch die Bolschewisten schwach.«
    »Käufer waren die Vereinigten Ölmühlen Insterburg ?«
    »Die gehören einem guten Freund. Der war eingeweiht.«
    »Und warum hat der die Waggons nicht einfach nach Berlin geschickt? Zu Ihnen?«
    »Das wäre aufgefallen. Zu viele wussten von dem Gold. Einige kannten meine Identität und warteten nur darauf, dass ich mich
     rühre.«
    »Und der Rest Ihrer Familie?«
    »Lebt nicht mehr.«
    »Also haben alle wie die Geier über Ihnen gekreist.«
    »Deswegen haben Alexej und ich dieses Schauspiel doch

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