Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Nautilus-Plan

Der Nautilus-Plan

Titel: Der Nautilus-Plan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gayle Lynds
Vom Netzwerk:
wohl.«
    »Die CIA-Direktorin betrachtet sie als Sicherheitsrisiko.«
    »Natürlich, und damit hat Arlene auch Recht. Um sie bei Laune zu halten, wird ihr Arlene weiter Hoffnung auf Einzelaufträge machen. Aber es gibt nichts, was Sansborough tun könnte, um sich in Langley wieder lieb Kind zu machen. Um sich mit etwas zu beschäftigen, macht sie in Georgetown gerade ihren Abschluss in Psychologie. Ich habe sie ermuntert, damit weiterzumachen. Deshalb müssen wir versuchen, ihr auf diesem Gebiet eine Betätigungsmöglichkeit zu verschaffen. Irgendetwas, dem sie nicht widerstehen kann. Aber wir müssen uns beeilen, bevor sie ein anderes Interessengebiet findet oder uns sonst irgendwie in die Quere kommt. Wenn wir es richtig anpacken, wird sie ganz in ihrer akademischen Tätigkeit aufgehen, eine weitere dieser zahllosen Frauen, die einfach ihre Vergangenheit hinter sich lassen möchten. Irgendeine Nummer in einem College oder einer Universität. Unbedeutend. Solange sie dann Ruhe gibt und uns nicht in die Quere kommt, können wir sie im Auge behalten. Sie wird keine Gefahr mehr für uns sein. Oder für sich selbst.«
     
    Grey Mellencamp wohnte auf einer Pferdefarm, die etwa 60 Kilometer von dem konspirativen Haus entfernt war. Die Limousine war von der Landstraße auf den Beltway gefahren, wo der nächtliche Verkehr dicht und frustrierend war, wenn auch für diese Zeit normal. Der Mond ging gerade auf und warf einen Schwall silbernes Licht über die dahinschießenden Autos und die Häuser und Gewerbebetriebe, die sich überall, wohin er blickte, zu einem Meer aus blinkenden Lichtern verdichteten.
    Erleichtert, dass Kronos seinem Plan zugestimmt hatte, steckte er die Zeitungsausschnitte in seinen Aktenkoffer zurück. Die brisanten Aspekte seiner Vergangenheit bewusst vermeidend, ließ er seinen Gedanken jetzt freien Lauf, und sobald die Limousine am Pförtnerhäuschen der Farm anhielt und der Wachmann sie auf seinen Besitz durchwinkte, begann die Anspannung von ihm abzufallen. Auch wenn er die Aufzeichnungen des Carnivore nicht aufgespürt hatte, hatte er zumindest einer Unschuldigen das Leben gerettet.
    Die Limousine hielt vor dem Eingangsportikus, wo Kutschenlampen ihren warmen gelben Schein über die gepflasterte Auffahrt warfen. Chet sprang aus dem Auto und lief auf die andere Seite, um die Tür zu öffnen.
    Mellencamp stieg mit seinem Aktenkoffer in die Kälte hinaus. Er nickte Chet zu und ging müde die Eingangstreppe hinauf.
    »Morgen sechs Uhr, Sir?«, rief Chet seinem Rücken hinterher.
    »Ja, natürlich. Bis dann.« Unerklärlicherweise drehte sich Mellencamp um und fügte ein paar abschließende Worte an seinen Chauffeur hinzu. »Einen schönen Abend noch, Chet.«
    »Danke, Sir. Gleichfalls.«
    Der Außenminister betrat das Haus, in dem es nach einem Feuer aus Kiefernholzscheiten roch. Er ging den Flur hinunter, wand sich aus seinem Mantel und betrat sein Arbeitszimmer. Die Wände waren kirschholzvertäfelt, und die schweren Vorhänge vor den Glastüren schützten das Zimmer vor dem nächtlichen Frost. Er warf den Mantel auf ein Sofa und ließ sich in seinen Sessel am Kamin plumpsen.
    Die Flammen flackerten orange und blau. Es war ein echtes Feuer mit echten Scheiten, nicht so eine Attrappe, wie sie inzwischen viele junge Menschen hatten, um sich den Ärger mit der Asche zu ersparen. Er beugte sich vor und rieb die Hände aneinander, um sie zu wärmen. Mit einem Mal bedrängte ihn wieder die quälende Frage, wer die Aufzeichnungen des Carnivore haben könnte und was das für den guten Ruf seiner verstorbenen Frau und für seine Zukunft bedeutete.
    Aus der Küche rief die Haushälterin: »Ich habe Sie kommen hören, Sir. Möchten Sie einen Drink haben?«
    Er hob die Stimme. »Lassen Sie nur, Gretchen. Ich mach mir selber einen.«
    Er lockerte seinen Krawattenknoten, und als er sich dann aus dem Sessel hochstemmte, spürte er seine ganzen 140 Kilo und 66 Jahre. Er ging nachdenklich an die Bar. Als er einen Whiskey Sour abmaß, wehte kalte Luft hinter den Vorhängen hervor. Er schaute auf und vergaß zu atmen.
    Eine schwarz gekleidete Gestalt trat ins Zimmer.
    Bevor Mellencamp einen vernünftigen Gedanken fassen, bevor er auch nur reagieren konnte, war die Gestalt hinter ihm und riss seine Stirn zurück.
    »Nein!« Mellencamp ließ das Glas fallen und griff nach den Händen, zu spät.
    Die kurze Nadel einer Spritze durchdrang seine fleischige Wange, wo der Einstich zwischen den grau melierten Stoppeln seines

Weitere Kostenlose Bücher