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Der Nebel weicht

Der Nebel weicht

Titel: Der Nebel weicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
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ihn ernst. Es war anstrengend genug, mit zehntausend anderen Sensitiven über den gesamten Kontinent hinweg in Verbindung zu stehen, das Erfassen eines nicht verwandten Geistes würde ihn bis an die Grenzen seiner Leistungsfähigkeit belasten. Aber es mußte getan werden.
    „Da ist … sie wissen von uns.“ Die Stimme des Jungen schien von sehr weit her zu kommen. „Sie … haben … Instrumente. Ihr Metall riecht uns. Sie … nein, es ist der Tod! Sie senden den Tod!“ Er öffnete die Augen, atmete aufkeuchend ein und verlor das Bewußtsein. Der Priester kniete sich hin, nahm ihn hoch und warf Panjuschkin einen strahlenden Blick zu. „Lenkgeschosse!“ Der Anführer wirbelte auf den Absätzen herum. „Also haben sie jetzt Detektoren wie wir. Gut, daß wir das wissen, was, Priester? Jetzt aber nichts wie weg von hier, bevor die Raketen kommen!“
    Er ließ genug Metall zurück, um die Instrumente zu narren, und führte seine Männer an der Hügelkette entlang. Während die Armee damit beschäftigt war, Raketen auf sein Lager zu feuern, würde er einen Angriff in ihrem Rücken vorbereiten.
    Ob mit oder ohne Hilfe des unbegreiflichen Gottes des Priesters – er war sich ziemlich sicher, daß der Angriff Erfolg haben würde.
     
    Felix Mandelbaum hatte sich kaum in seinem Stuhl niedergelassen, als die Gegensprechanlage sich meldete: „Gantry.“ Der Tonfall der Sekretärin machte deutlich, daß es wichtig war.
    Gantry – er kannte niemanden, der so hieß. Er seufzte und blickte aus dem Fenster. Das Morgengrauen lag noch kühl über den Straßen, aber es würde ein heißer Tag werden.
    Unten stand ein Panzer und bewachte mit hin und her schwenkendem Geschützrohr das Rathaus. Die schlimmsten Ausschreitungen schienen vorüber zu sein: Der Kult des Dritten Baal zerfiel rapide, nachdem der Prophet letzte Woche unter schmachvollen Umständen verhaftet worden war; mit den kriminellen Gangs wurde man auch fertig, da die Miliz an Zahl und Erfahrung wuchs – ein gewisses Maß an Ruhe kehrte in die Stadt zurück. Aber man wußte nicht, was in den Außenbezirken los war, und es würde mit Sicherheit noch einige Stürme geben, bis endlich alles unter Kontrolle war.
    Mandelbaum lehnte sich in seinem Stuhl zurück und zwang seine verkrampften Muskeln, sich zu entspannen. In den letzten Tagen fühlte er sich unter der dünnen, aufgesetzten Oberfläche von Energie immer müde. Zu viel zu tun, zu wenig Zeit zum Schlafen. Er betätigte den Summer und signalisierte: Lassen Sie ihn herein.
    Gantry war ein großer, grobknochiger Mann, dessen teurer Anzug ihm nicht recht paßte. Seiner gereizten Stimme nach schien er vom Lande zu stammen. „Man hat mir gesagt, Sie seien jetzt der Diktator der Stadt.“
    „Nicht ganz“, erwiderte Mandelbaum lächelnd. „Ich bin mehr so eine Art generelle Feuerwehr für den Bürgermeister und den Stadtrat.“
    „Ja, ja. Aber wenn’s überall brennt, wird der Feuerwehrmann zum Boß.“ Es lag etwas Herausforderndes in der schnellen Entgegnung. Mandelbaum versuchte nicht die Behauptung zu bestreiten, sie war nur zu wahr. Der Bürgermeister hatte genug damit zu tun, die normale Verwaltungsmaschinerie in Gang zu halten; Mandelbaum mußte den Libero spielen, den Koordinator von tausend widerstreitenden Elementen, der Schöpfer der grundlegenden Politik, und der neue Stadtrat stimmte fast immer seinen Vorschlägen zu.
    „Setzen Sie sich“, forderte er seinen Besucher auf. „Was haben Sie für ein Problem?“ Sein rasender Verstand kannte die Antwort bereits, aber dadurch, daß er es den anderen aussprechen ließ, gewann er Zeit.
    „Ich repräsentiere die Gemüsefarmer von acht Bezirken. Man hat mich hergeschickt, um Sie zu fragen, was es zu bedeuten hat, daß Ihre Leute uns ausrauben.“
    „Ausrauben?“ fragte Mandelbaum unschuldig.
    „Sie wissen sehr gut, was ich meine. Als wir keine Dollars für unser Zeug nehmen wollten, versuchten Sie, uns städtische Schuldverschreibungen zu geben. Und als wir die auch nicht wollten, sagten sie, sie würden unsere Ernte konfiszieren.“
    „Ich weiß“, sagte Mandelbaum. „Einige der Boys sind ziemlich taktlos. Tut mir leid.“
    Gantrys Augen verengten sich. „Sind Sie bereit zu erklären, daß Sie ihre Waffen nicht auf uns richten werden? Ich hoffe doch, denn wir haben auch welche.“
    „Haben Sie auch Panzer und Flugzeuge?“ fragte Mandelbaum. Er wartete einen Augenblick, bis der andere die Bedeutung der Frage erfaßt hatte, und fuhr rasch fort:

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