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Der Nebel weicht

Der Nebel weicht

Titel: Der Nebel weicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
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Halbparias würde er nicht lange ertragen können. Es war in Ordnung gewesen, als er noch geistesschwach gewesen war; er wußte damals nicht genug, um sich darüber klar zu sein, was es bedeutete. Jetzt wußte er es, und das Leben in Abhängigkeit würde ihn zerbrechen.
    Das Getriebe kreischte, als er anfuhr. Er würde es ohne ihre Hilfe schaffen, verdammt, er würde es ohne ihre Hilfe schaffen. Wenn er kein halbgezähmtes, knechtisches Haus- oder Schoßtier sein konnte und wollte, nun gut, dann würde er eben das wilde Tier sein.
    Mit rücksichtslosem Tempo raste er zurück. Unterwegs bemerkte er eine Maschine in einem Heufeld: Ein großes asymmetrisches Ding mit blitzenden Auslegern, das die gesamte Arbeit allein bewältigte, während ein gelangweilt aussehender Mann es begleitete. Wahrscheinlich würden sie einen Autopiloten bauen, sobald sie das Material dazu hatten. Wenn schon, er hatte immer noch zwei gesunde Hände.
    Etwas weiter reichte ein Stück des Waldes bis zum Straßenrand. Er glaubte, dort irgend etwas gesehen zu haben, einen großen, grauen Umriß, der sich schnell zurückzog, aber er war sich nicht sicher.
    Seine Ruhe kehrte langsam zurück, als er sich dem Gut näherte, und er fing an, Pläne zu machen. Die Kühe würden ihm Milch und Butter und vielleicht Käse liefern. Die wenigen Hennen, die er hatte einfangen können, würden Eier liefern. Hin und wieder konnte er ein Schaf schlachten … Nein, halt, warum sollte er statt dessen nicht die verfluchten Schweine jagen – dann hatte er für geraume Zeit Fleisch, denn zu der Farm gehörte ein Räucherhaus. Er konnte genug Heu, Weizen und Mais ernten – Tom und Jerry mußten eben arbeiten! –, um den Winter zu überstehen; falls er eine Mühle improvisierte, konnte er ein grobes Mehl mahlen und sein eigenes Brot backen. Es gab eine Menge Kleidung, Schuhe und Werkzeuge. Salz war sein Hauptproblem – aber irgendwo im Umkreis mußte es eine Salzlecke geben, er konnte versuchen herauszufinden, wo sie war, und hinfahren – und er würde Treibstoff sparen und eine Menge Holz für den Winter schlagen müssen. Aber er würde sich schon durchschlagen, auf irgendeine Art würde er es schaffen.
    Der Umfang der Aufgabe erschreckte ihn. Ein Mann! Ein Paar Hände! Aber es war schon getan worden, die gesamte Menschheit hatte sich auf diese Weise emporgearbeitet. Falls er seinen Lebensstandard beschnitt und sich eine Zeitlang etwas unausgewogener ernährte, würde ihn das nicht umbringen.
    Und er hatte einen Intellekt, der nach Prä-Veränderungsmaßstäben etwas Außergewöhnliches gewesen wäre. Und er hatte diesen Verstand auch bereits eingesetzt: Erstens hatte er einen Operationsplan für die nächsten paar Jahre entworfen und zweitens Vorrichtungen erdacht, die das Überleben leichter machten. Er würde es sicher schaffen.
    Er straffte die Schultern und trat aufs Gas, er hatte es eilig, nach Hause zu kommen und mit der Arbeit zu beginnen.
    Der Lärm, der ihm entgegenschlug, als er in die Zufahrtsstraße einbog, war ohrenbetäubend: Grunzen, Quieken und das Brechen von Holz; der Laster schleuderte, als er panikartig das Lenkrad verriß. Die Schweine! dachte er. Die Schweine hatten die Farm beobachtet und gesehen, daß er fortgefahren war …
    Und er hatte seine Pistole vergessen.
    Er fluchte und schoß mit aufbrüllendem Motor die Zufahrtsstraße am Hauptgebäude vorbei in den Hof. Dort herrschte das Chaos. Die Schweine glichen kleinen grunzenden, schnaufenden schwarzweißen Panzern. Das Scheunentor war aufgebrochen, und sie waren zwischen den Futtersäcken, rissen sie auf, wälzten sich in der mehlartigen Substanz; einige von ihnen schleppten ganze Säcke in den Wald. Dazwischen stand ein Stier, der sich irgendwo davongemacht haben mußte; er schnaubte und brüllte, als er Brock sah. Um ihn drängten sich die Kühe, die den Zaun ihrer Weide niedergetrampelt hatten. Zwei Schafe lagen zertrampelt und zerfleischt auf dem Hof, der Rest mußte in Panik geflohen sein. Und Joe …
    „Joe!“ rief Brock. „Wo bist du, Junge?“
    Ein leichter Regen fiel, ein dünnes, feines Nieseln, das den Wald verschleierte und sich mit dem Blut auf dem Boden vermischte.
    Der alte Eber schimmerte in der Nässe wie Eisen. Er hob den Kopf, als der Laster näher kam und quiekte.
    Brock hielt genau auf ihn zu. Der Wagen war jetzt seine einzige Waffe. Der Eber sprang zur Seite, und Brock kam genau vor der Scheune zum Stehen. Sofort umringten ihn die Schweine, warfen sich gegen die

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