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Der neue Frühling

Der neue Frühling

Titel: Der neue Frühling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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vorstoßen. Als unser Machtbereich sollen die Länder von Yissou südwärts über Dawinno hinaus zur Südlichen See gelten – oder wo immer in dieser Richtung das feste Land enden mag. Der ganze Rest der Welt soll Hjjk-Bereich sein und der Zugang dorthin uns auf ewig verschlossen. Ach ja, noch eins: Wir müssen uns verpflichten, Fachinstruktoren der Hjjks bei uns aufzunehmen, damit sie uns in den Wahrheiten ihrer Religion und der Weisheit ihrer Lebensart unterrichten.«
    Es klang unwirklich. Das mußte ein Traum sein!
    Meinten die das im Ernst, diese Hjjks? Einen dermaßen absurden Vorschlag zu unterbreiten?
    Das alles war dermaßen blödsinnig, daß Salaman den Verdacht in sich aufkeimen fühlte, es könne sich bei dem Ganzen womöglich um einen raffinierten Trick von Taniane oder Thu-Kimnibol handeln. Aber nein, nicht doch, das wäre ja genauso verrückt gewesen.
    »Was für ein bezauberndes Angebot«, sagte er mit leisem Lachen. »Ich vermute, ihr habt dem Gesandten die Haut abziehen lassen und auf ihr der Königin schriftlich eure Antwort mitgeteilt. Das hätte jedenfalls ich getan.«
    Thu-Kimnibols Augen wurden schmal; wieder dieser tadelnde Blick.
    Er hält uns für Barbaren, dachte Salaman.
    »Der junge Mann befindet sich noch in Dawinno. Er steht unter Bewachung, wird jedoch gut behandelt. Die Häuptlingstochter persönlich bringt ihm täglich das Essen und unterrichtet ihn in unserer Sprache, die er natürlich in den vielen Jahren der Gefangenschaft vergessen hat.«
    »Aber dieser Vertrag? Ihr habt ihn natürlich abgelehnt.«
    »Weder abgelehnt noch akzeptiert, mein Cousin. Jedenfalls bislang noch nicht. Wir haben darüber in den Hohen Ratsversammlungen debattiert, aber keine Entscheidung getroffen. Manche plädieren heftig für die Unterzeichnung, weil er eine Friedensgarantie bietet. Diese Fraktion ist überzeugt, daß auch du unterschreiben wirst, wo doch die Hjjks von Vengiboneeza deiner Grenze im Norden so nahe sind – und du dir so große Sorgen machst wegen einer potentiellen Invasion.«
    Verblüfft und empört schnaubte Salaman: »Das denken die von mir? Daß ich einen solchen feigen Schandvertrag unterschreibe?«
    »Einige wohl, mein Cousin. Ich selbst konnte mir so etwas nie vorstellen.«
    »Du selber bist also gegen den Vertrag?«
    »Selbstverständlich. Und Hresh auch: Er kann sich nicht damit befreunden, die unerforschten Teile der Welt so einfach den Hjjks zu überlassen.«
    »Und Taniane?«
    »Sie hat sich noch nicht geäußert. Doch sie verabscheut die Wanzlinge. Sie haben ihr vor ein paar Jahren ihre Tochter geraubt, wie du ja sicher weißt, und sie monatelang als Gefangene gehalten. Damals dachte ich schon, Taniane würde den Verstand verlieren. Nein, es ist recht unwahrscheinlich, daß sie sich auf Geschäfte mit der Königin einläßt. Besonders da Hresh sich ja bereits dagegen ausgesprochen hat.«
    Salaman schwieg. Diese Neuigkeiten waren verwirrend. Er rollte sich in die glattpolierten Tiefen seines Thronsessels und ließ die Augen über die Reihen seiner Söhne schweifen. Ernst erwiderten sie seinen Blick, in ihren Mienen spiegelten sich seine eigene ernste nüchterne Sorge. Wahrscheinlich begreifen sie nicht einmal zur Hälfte, was auf dem Spiel steht, dachte er, aber was soll’s? Sie werden es früh genug verstehen.
    Es fiel ihm sehr schwer zu glauben, daß Dawinno der Königin ihren unverschämten Vorschlag nicht sofort und ohne weitere Finessen ins Gesicht zurückgeschmettert hatte (sofern man das bei Ihr ein Gesicht nennen konnte). Dieser sogenannte Vertrag war doch nichts weiter als das besiegelte Dokument einer Unterwerfung auf ewige Zeiten! Und dennoch gab es da drunten bei denen Leute, die es tatsächlich fertigbrachten, für den Vertragsabschluß zu sein! Wahrscheinlich die Beng-Lobby, vermutete Salaman, die feisten Kaufleute und die trag und gemütlich stimmviehisch an ihren Mandaten klebenden Politiker. Ach ja, laßt uns doch Appeasement-Politik mit den Hjjks betreiben und weiter schön gemütlich in unserer angenehmen, von balsamischen Winden durchwehten Stadt leben, die zudem ja auch noch so angenehm weit vom Mittelpunkt der hjjkischen Territorialmacht entfernt liegt. Aber sicher würden diese Leute das so haben wollen. Ungeachtet der langfristigen Gefahren. Ungeachtet des Preises, den es letzten Endes zu zahlen galt.
    Nach einer Weile sprach Salaman: »Wie groß sind die Chancen, daß die Kneifärsche siegen und ihr diesen Vertrag unterzeichnen werdet?«
    »Das wird

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