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Der neue Frühling

Der neue Frühling

Titel: Der neue Frühling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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mächtig stolz darauf.
    »Na, da hast du aber eine recht löbliche Kompanie«, sagte Thu-Kimnibol.
    »Ja, so ist es. Sie sind mein ganzer Stolz. Besitzt auch du viele Söhne, Thu-Kimnibol?«
    »Nein, Mueri hat mich nie damit segnen wollen. Und nun wird es wohl auch kaum noch geschehen. Die edle Dame Naarintha…« Seine Stimme schwankte und verstummte. Sein Gesicht erstarrte zur Maske.
    Salaman verspürte einen scharfen Schock. »Sie ist – tot? Nein, sag mir, Gevatter, daß es nicht wahr ist!«
    »Du wußtest, daß sie krank war?«
    »Ich vernahm Gerüchte, als die Karawane zuletzt hier war. Aber die Kaufleute sagten da, es bestehe Hoffnung, daß sie genesen werde.«
    Thu-Kimnibol schüttelte den Kopf. »Sie siechte den ganzen Winter über dahin, und im Frühjahr wurde sie schwächer. Sie starb – nicht lange, bevor ich mich nach Yissou aufmachte.«
    Die Worte fielen düster und dumpf wie Steine in den Saal. Sie trafen Salaman jedenfalls ganz unvorbereitet. Bisher hatten sie es an diesem Abend zuwege gebracht, einander ganz sachlich und formell zu begegnen, sich fest an ihre jeweilige offizielle Rolle zu halten, und eben König und Gesandter zu sein, wie erstarrt auf einem steinernen Fries, um zu verhindern, daß die ärgerliche gemeinsame Vergangenheit, die zwischen ihnen lauerte, hervorbrechen und womöglich den glatten Verlauf der höflichen Diplomatiebestrebungen stören könnte. Jetzt aber hatte sich unerwartet das Moment des ganz realen Sterbens in die Diskussion gemischt. »Ich beklage das«, sagte Salaman nach kurzem Schweigen und seufzte. »Ich beklage das sehr. Weißt du, ich habe für ihre Genesung gebetet, als die Kauffahrer mir berichteten. Und ich traure mit dir und teile deinen Gram, Cousin.« Und er blickte Thu-Kimnibol mit echtem Mitgefühl an. Auf einmal war der ganze Tenor des Staatsbesuches verändert. Dieser Mann da, dieser turmhohe Gigant und Erzrivale aus der Jugendzeit, dieser gefährliche Sohn des gefährlichen Harruel: Das war ein Mann, verletzlich und verletzt, und er hatte gelitten. Auf einmal war es möglich, in ihm etwas anderes zu sehen, als nur einen verwirrenden und ärgerlichen Eindringling. Ganz plötzlich. Salaman stellte sich vor, wie Thu-Kimnibol am Sterbelager seiner Gemahlin stand und die Fäuste ballte und weinte. Er stellte sich vor, daß er in rasender hilfloser Wut heulte und brüllte, so wie er selbst es getan hatte, als seine erste geliebte Gefährtin, Weiawala, starb. Thu-Kimnibol bekam dadurch für Salaman auf einmal eine deutlichere, gesteigerte Wirklichkeit. Und dann erinnerte sich der König, wie Thu-Kimnibol und er Seite an Seite in der Schlacht gegen die Hjjks gekämpft hatten, wie Thu-Kimnibol, damals noch ein Kind – ja, er hatte sogar noch seinen Kindsnamen getragen –, an dem Tag gekämpft hatte wie ein Held. Und in Salamans Herzen breitete sich ein starkes Gefühl der Zuneigung, ja sogar der Liebe zu diesem Mann aus, den er gehaßt hatte, den er aus seinem Königreich vertrieben hatte. Er beugte sich nach vorn und sprach mit leiser rauher Stimme: »Kein Fürst von deiner Bedeutung sollte ohne Söhne sein. Du solltest dir eine neue Gefährtin wählen, Cousin, sobald du deine Trauer überwunden hast.« Und dann – mit einem komplizenhaften Augenzwinkern: »Oder nimm dir zwei oder drei… So hab jedenfalls ich es hier gemacht.«
    »In Dawinno erlauben wir uns noch immer nur jeweils einen festen Gefährten, lieber Vetter«, antwortete Thu-Kimnibol ruhig. »In dieser Hinsicht sind wir unglaublich konservativ.« Salaman empfand dies irgendwie als einen Verweis, und das frisch erlebte Wohlwollen gegenüber Thu-Kimnibol verflüchtigte sich großenteils und ebenso rasch, wie es in ihm heraufgequollen war. Thu-Kimnibol tat es achselzuckend ab und sagte: »Zum jetzigen Zeitpunkt erscheint mir die Wahl einer neuen Gefährtin noch als recht befremdlicher Gedanke. Aber die Zeit wird das wohl ändern, vermute ich.«
    »Die Zeit verwandelt alles«, sagte Salaman gewichtig, als verkünde er den Weisspruch eines Orakels.
    Er merkte, daß Thu-Kimnibol allmählich die Geduld zu verlieren drohte. Womöglich bedrückte ihn ja das Gerede über Söhne und Gemahlinnen. Vielleicht aber war auch diese sichtbare Ungeduld nur ein weiterer Trick. Er hatte in dem weiten Raum umherzustapfen begonnen wie ein gewaltiges Tier, war an einer Prinzenreihe vorbeigestampft, herumgewirbelt und an der anderen wieder nach vorn gekommen. Die prinzlichen Augen folgten jeder seiner Bewegungen.
    Dann

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