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Der neue Frühling

Der neue Frühling

Titel: Der neue Frühling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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nicht geschehen.«
    »Nein. Damit rechne ich allerdings auch nicht. Aber ich werde dir sagen, wie meine Position für diesen Fall sein würde. Wenn Dawinno seine fundamentalen Grundrechte an die Hjjks preisgeben will, sage ich, schön, dann tut es. Aber nichts, was Dawinno vertraglich festlegt, wird für uns bindend sein. Diese Stadt hier wird niemals in irgendeinem Punkt eine hjjkische Autorität anerkennen, solang ich lebe. Und dies gilt auch für meine Söhne.«
    »Es besteht kein Anlaß zur Sorge«, sagte Thu-Kimnibol. »Der Hjjk-Vertrag ist eine Leiche von gestern. Und es geht auch bei meiner Mission hier gar nicht um ihn.«
    »Um was also dann?«
    »Ich bin gekommen, um dir ein Bündnis vorzuschlagen, lieber Cousin. Dawinno und Yissou – Seite an Seite vereint, zu einem einzigen Ziel.«
    Salaman ruckte vorwärts und umklammerte die Armstützen seines Thrones. »Und worin würde dieses Ziel bestehen, Gevatter?«
    In Thu-Kimnibols eisigen dunklen Augen flammte ein fremdartiges, ganz neues Feuer auf. »In der Führung des Krieges gegen die Hjjks«, sagte er, »und der Vernichtung dieses Ungeziefers!«
    Der Zoologische Garten, kurz vor Sonnenuntergang. Es ist der Vorabend vor dem Dawinno-Fest, und die ganze Stadt bereitet sich auf die Spiele vor. Alle – außer Hresh natürlich, der immer gegen den Strom schwimmt. Allein wandert er zwischen seinen Tieren umher und denkt, daß jetzt eigentlich der Zeitpunkt gekommen sein müsse, um herauszufinden, wie das Denkvermögen seiner Caviandis nun tatsächlich beschaffen sei.
    Als er jünger war, zog er oft durch den Tag und versuchte insgeheim, sich so zu bewegen, wie er sich einen Saphiräugigen vorstellte, in der Hoffnung, dadurch auch so denken zu können wie ein Saphiräugiger. Jetzt, an diesem Nachmittag, erinnert er sich dessen. Nimm die entsprechende Körperhaltung ein, bewege dich entsprechend, vielleicht kannst du dann dein Gehirn dazu bringen, so zu funktionieren wie ihre. Und hin und wieder der Versuch, wie ein Traum-Träumer zu gehen, wie ein Menschlicher, wenn er unbeobachtet war: Dann tat er, als sei er lang und von schmaler Gestalt, mit unbehaarten Beinen, ohne Sensor. Aber je heftiger er sich diesbezüglich bemühte, desto affenhafter kam er sich vor. Ein Prähominide, nein, eigentlich eher ein auffrisiertes Äffchen. Dann sagte er sich immer, er gehe zu hart mit sich selber ins Gericht, und mit dem VOLK. Schließlich sind wir doch viel mehr als bloße Nachäffer und sehr, sehr viel mehr wert, als daß man uns zu Affen macht. Er mußte sich das immer wieder einmal selbst sagen. Nein, eigentlich redet er sich das schon fast sein ganzes Leben lang immer wieder ein. Und glaubt es. Meistens. Da, schau dir doch diese Stadt an, nur als Beispiel. Ist Dawinno wirklich so unoriginell? Was haben wir hier nicht alles zustandegebracht. Das ist doch eine große, eine gigantische Leistung. Aber manchmal im Schlaf träumt Hresh, daß er wieder in den Kokon zurückgekehrt ist, wieder ein spilleriger schmaler Junge ist, der mit den andren Beinringkämpfe auskämpft oder sich in spelunkologische Segelabenteuer versteigt und wider alle Chance hofft, einen hurtigen Blick in die Geheimkiste mit den Chroniken des Alten Thaggoran zu erhaschen. Dieses müßiggängerische, leere, stagnierende Leben. Wir leben wie die Tiere, obwohl wir uns Namen gegeben haben, uns Rituale und Zeremonien erfunden haben, ja sogar unsere Geschichte aufzeichneten. Warum sind wir eigentlich nicht längst an unsrer Langeweile krepiert, fragte Hresh sich oft. Da haben wir siebenhunderttausend Jahre eingepfercht in diesen winzigen Höhlenlöchern zugebracht und eigentlich nichts Nennenswertes getan. Kein Wunder, daß wir da ausbrachen, gewaltige Stadtgebilde aufbauten, die wir mit unseren Nachkömmlingen vollstopften. Ach, all diese dunklen, erstickend engen Jahre, die ganze verlorene Zeit, die es wiedergutzumachen galt. Aufbauen, Wachsen, Entdecken, Kämpfen. O ja. Und da stehen wir jetzt! Wohin haben sie uns gebracht, diese unsere ehrgeizigen Bestrebungen? Was haben sie Gutes bewirkt? Alle unsere schlauen Pläne und grandiosen Projekte?
    Wozu? Was nutzt es? fragte uns einst der Wassergänger, als wir den Weg nach Vengiboneeza erfragten. Ja, wahrlich, wozu? Was nutzte es? Was? Ja – was denn? was sind wir denn weiter als fellbekleidete Affen, die sich einbilden, sie könnten Menschen spielen…
    Nein! Nein und Nein!
    Wir sind das VOLK, dem die Götter die Welt als Erbe und Besitz gegeben haben.
    Und

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