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Der neue Frühling

Der neue Frühling

Titel: Der neue Frühling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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Verdacht auf ihn zu lenken. Oder laß mich dir noch eine weitere mögliche Hypothese vorlegen: Curabayn Bangkea hat den Mörder gefaßt und ihm das Würgetuch abgenommen, als Beweisstück, und wurde danach selbst getötet. Vielleicht von einem Komplizen des Mörders.«
    »Du verfügst über ein ganzes Arsenal von Hypothesen.«
    »So arbeitet nun einmal mein Verstand«, sagte Husathirn Mueri. »Ich kann nichts dafür.«
    »Ja, wirklich«, erwiderte Taniane scharf.
    Was sie wirklich am liebsten getan hätte: Ihr Zweitgesichtssensorium einzusetzen und zu sondieren, wie tief Husathirn Mueri tatsächlich in diese scheußliche elende Geschichte verwickelt war. Sie hatte immer noch den Eindruck, da sie ihn ja kannte, daß er ganz absichtlich ihre Anordnungen als Order fehlinterpretierte, Kundalimon beseitigen zu lassen. Immerhin, Kundalimon war für Husathirn Mueri ein Rivale in der Gunst um Niallis Zuneigung gewesen, ja, er hatte ihn besiegt und ihre Gunst tatsächlich gewonnen. Es kam also Husathirn Mueri durchaus recht gelegen, ihre Worte falsch zu verstehen und dann seine Subalternkreatur, diesen Wachhauptmann, loszuschicken, um Kundalimon zu ermorden. Und dann auch gleich den Hauptmann umbringen zu lassen, um ihn zum Schweigen zu bringen.
    Es paßte alles zusammen. Außerdem verströmte Husathirn Mueri, wie er da so vor ihr hockte, eine Aura wie eine dumpfe Wolke von übelriechendem Sumpfgas.
    Dennoch, sie konnte nicht einfach ihr Zweitgesicht einsetzen und sich auf eine Faktensondierung in seinem Bewußtsein begeben. Es wäre eine höchst skandalöse Verletzung seiner Persönlichkeitsrechte gewesen und überdies unangemessen unfein. Nein, sie würde zuerst formell Anklage erheben, ihn vor ein Gericht stellen lassen müssen, ehe so etwas möglich war. Und sollte er in der Tat und an der Tat unschuldig sein, so hätte sie damit persönlich gar nichts gewonnen, außer daß sie sich einen unversöhnlichen Feind geschaffen hätte, der zufällig auch noch einer der schlausten und mächtigsten Männer der Stadt war. Nein, das Risiko lohnte sich nicht.
    Könnte es sein, daß es mir je durch den Kopf ging, ohne daß ich es bewußt erkannt hätte, fragte sie sich jetzt, daß ich Kundalimon einfach beseitigen lassen wollte? Und ist es denkbar, daß ich dies Husathirn Mueri irgendwie zu verstehen gab, ohne ganz zu begreifen, was ich von ihm verlangte?
    Nein. Nein. Nein.
    Sie hatte nie gewollt, daß dem jungen Mann irgendein Leid geschehen sollte. Sie wollte nur die Kinder der Stadt schützen gegen diesen irrwitzigen, abersinnigen Hjjk-Glauben, den er verbreitete. Doch, da war sie ganz sicher. Nein, es war unmöglich, daß sie den Tod des ersten und einzigen Geliebten ihrer eigenen Tochter angeordnet haben sollte.
    Und wo war sie jetzt, Nialli? Seit sie aus dem Stadion gelaufen war, hatte niemand sie mehr gesehen.
    »Du verdächtigst mich immer noch der Mitwisserschaft?« fragte Husathirn Mueri.
    Taniane starrte ihn steinkalt an. »Ich verdächtige jeden – außer vielleicht meinen Partner und meine Tochter.«
    »Welche beweiskräftigen Sicherheiten könnte ich dir geben, Edle, daß ich mit dem Tod des jungen Mannes nichts zu schaffen hatte?«
    Sie zuckte die Achseln. »Genug davon. Aber es war dein Untergebener, dieser Polizist, der es übernahm, Kundalimon töten zu lassen oder ihn selbst zu töten.«
    »Höchstwahrscheinlich. Ich stimme zu.«
    »Aber wem legen wir dann die Ermordung dieses Curabayn Bangkea zur Last?«
    Husathirn Mueri breitete die Hände aus. »Ich habe keine Ahnung. Vielleicht ein paar Rowdies bei den Spielen, die ihn in einer dunklen Ecke überfielen. Vielleicht eine alte Rechnung, die da beglichen wurde. Er war immerhin Hauptmann der Wachen und ziemlich überheblich. Er muß etliche Feinde gehabt haben.«
    »Aber am selben Tag, an dem Kundalimon ermordet wird…«
    »Ein zufälliges Zusammentreffen, das wohl nur die Götter erhellen könnten. Ich jedenfalls nicht, Edle. Doch die Nachforschungen werden natürlich fortgesetzt, bis wir den Fall gelöst haben, selbst wenn es hundert Jahre dauern sollte. Beide Todesfälle werden aufgeklärt, das verspreche ich dir.«
    »In hundert Jahren spielt das alles nicht die geringste Rolle mehr. Aber heute ist es wichtig, daß ein Abgesandter der Königin-der-Königinnen in unserer Stadt ermordet wurde. Bei schwebenden Vertragsverhandlungen.«
    »Dies also beunruhigt dich?«
    »Ich wünsche nicht in einen Krieg mit den Hjjks verwickelt zu werden, bevor wir dazu

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