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Der neue Frühling

Der neue Frühling

Titel: Der neue Frühling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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es gibt keine Möglichkeit, mit dem Nest in Berührung zu kommen, ohne die Nest-Wahrheit zu erleben. Und damit weiß man von der Nest-Bindung, dem Ei-Plan, von allem.«
    Er forschte in seinem Gedächtnis. »Ich weiß aber nicht, was diese Worte begrifflich bedeuten, nicht so recht jedenfalls.«
    »Wir haben vor ganz kurzem davon gesprochen. Als du das Nest eine gewaltige lebende Maschine genannt hast und von der Vollkommenheit seiner Struktur sprachst.«
    »Sprich mir davon, sag mir mehr!«
    Ihr Gesichtsausdruck veränderte sich. Sie schien tief in sich selber zu entweichen. »Nest-Bindung«, sprach sie dann mit seltsam hochgeschraubter Stimme, als sagte sie eine auswendig gelernte Lektion auf, »ist das klare Bewußtsein der Beziehung eines jeglichen Dinges im Universum mit allen anderen. Wir sind alle Teile des Nestes, sogar jene unter uns, die nie eine solche Erfahrung gemacht haben, auch die, für die Hjjks furchteinflößende Ungeheuer sind. Denn alles ist in einem einzigen großen Muster miteinander verwoben, welches da ist die unendliche, unbremsbare Energie des Lebens. Die Hjjks sind nur das Medium, der Träger, in denen sich diese Kraft in unserer Zeit manifestiert; und die Königin ist der Leitstrahl in unserer Welt. Das ist Nest-Wahrheit. Und der Ei-Plan ist die Energie, die die Königin zum Ausdruck bringt durch die Hervorbringung eines unablässigen Stromes von Erneuerung. Königin-Licht ist das Glühen ihrer Wärme; Königin-Liebe das Symbol ihrer großen liebevollen Fürsorge für uns alle.«
    Von dem plötzlichen Ausbruch von ungewohnter Beredtheit reagierte Hresh verdutzt und wie vom Blitz gestreift. Die Worte waren fast hemmungslos aus ihr hervorgesprudelt, fast als spräche jemand (oder etwas?) anderes durch sie. Ihr Gesicht glühte, die Augen leuchteten vom Feuer absoluter, unerschütterbarer Überzeugung. Sie wirkte wie von einem plötzlichen Anfall visionärer Glaubensglut emporgerissen: Sie flammte geradezu, sie loderte.
    Dann flackerte die Flamme, erlosch, und sie war wieder nur Nialli Apuilana. Und genauso durcheinander und beunruhigt wie zuvor.
    Sie hockte betäubt und schlaff vor Hresh. Was für ein rätselhaftes Geschöpf sie doch ist, dachte er.
    Aber was diese anderen Rätsel betraf, die des Nests – sie waren gewaltig und kompliziert, und er wußte, nur auf diese Weise davon zu hören, würde ihm niemals den wahren Zugang zu ihnen vermitteln können. Er wünschte sich nun, er wäre damals länger verweilt, als er die Barak-Dayir-Reise in das Hjjk-Land unternahm. Er begriff, daß er, sehr bald schon, diese Fahrt erneut unternehmen müsse, um eine viel tiefere Erkenntnis des Nests als beim erstenmal zu erlangen. Er mußte erfahren, was Nialli dort begriffen hatte, und zwar aus erster Hand und direkt. Und sollte ihn diese Erfahrung auch das Leben kosten… Er fühlte sich sehr müde. Und Nialli wirkte erschöpft. Hresh begriff, daß sie für diesmal am Ende ihres Gespräches angelangt waren und nicht weiterkommen würden.
    Doch Nialli war offenbar noch nicht dazu bereit. »Nun?« fragte sie. »Was sagst du dazu? Verstehst du jetzt, was Nest-Bindung bedeutet? Ei-Plan? Königin-Liebe?«
    »Nialli, du siehst so erschöpft aus.« Er strich ihr über die Wange. »Du solltest gehen und dich ein bißchen ausruhen.«
    »Das werde ich. Aber erst sag mir, daß du verstanden hast, was ich dir gesagt habe, Vater. Und ich hätte es ja eigentlich auch gar nicht sagen müssen, ist es nicht so? Das alles hast du doch bereits gewußt, oder? Du mußt es doch gesehen haben, als du mit deinem Wunderstein ins Nest geschaut hast.«
    »Einiges davon, ja. Ein Eindruck von Form, Modellhaftigkeit, universaler Ordnung. Das hab ich gesehen. Aber es ging so rasch… Und dann floh ich davor. Nest-Bindung – Königin-Licht… Nein, das sind bloße Worthülsen für mich, ich verbinde keine reale Substanz mit ihnen.«
    »Ich glaube, du begreifst mehr, als du annimmst.«
    »Es ist nur der Beginn eines dämmernden Verständnisses.«
    »Immerhin – ein Anfang.«
    »Ja. Ja, wenigstens weiß ich nun, was die Hjjks nicht sind.«
    »Keine Dämonen, willst du sagen? Keine Ungeheuer?«
    »Keine Feinde.«
    »Keine Feinde, nein«, sagte Nialli. »Widerstreiter – vielleicht. Aber gewiß keine Feinde.«
    »Eine sehr subtile kritische Begriffsnuance.«
    »Aber eine faktengerechte, Vater.«
    Thu-Kimnibol war endlich wieder daheim. Die Fahrt nach Süden war rasch vonstatten gegangen, wenn auch längst nicht schnell genug für ihn,

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