Der neue Frühling
Mut und Mannestugend nicht getan, mein guter Thu-Kimnibol. Und angesichts einer dermaßen gewaltigen Hjjk-Horde, die verzweifelt entschlossen ist, ihre Königin zu verteidigen…«
»Worauf willst du eigentlich hinaus?«
»Auf das gleiche wie Husathirn Mueri, als wir diesen ganzen Komplex im Präsidium behandelten. Ehe wir die Hjjks relativ sicher vor eignem Schaden angreifen können, brauchen wir ein paar neue Waffensysteme.«
»Vielleicht könnte das Zeug, das man vor kurzem draußen im Land entdeckt hat, den Zweck erfüllen«, sagte Kartafirain.
Alle schauten zu ihm hinüber.
»Da mußt du mich erst ein bißchen genauer informieren«, sagte Thu-Kimnibol.
»Also, die Geschichte ist irgendwie aus dem Haus des Wissens durchgesickert. Aber ich glaube, dahinter steckt was Brauchbares. Also anscheinend hat es während dieser – windigen Zeit im Emakkis-Tal einen gewaltigen Erdrutsch gegeben, und irgend so ein Bauerntrottel, der auf der Suche nach seinen verirrten Viechern war, stolperte dabei über den Eingang zu einem Schacht, der in einen Berg führte. Und dort fand er gewisse antike Artefakte. Inzwischen hat man sie ins Haus des Wissens gebracht. Ein Mitglied des Hresh-Teams ist überzeugt, daß es sich um Kriegsgerät aus der Zeit der Großen Welt handelt, oder doch immerhin um Zerstörungsmechanismen. Diese Information habe ich von einem Vertrauensmann, der dort arbeitet, einem Koshmari. Er heißt Plor Killivash. Seine Schwester steht in meinen Diensten.«
Thu-Kimnibol schoß ein triumphierendes Lächeln in Richtung Lespar Thole. »Da hast du es! Wenn sich das als nur halbwegs fundiert erweist, haben wir doch genau, was wir brauchen.«
Si-Belimnion sagte: »Es heißt, daß Hresh der Idee eines Krieges gegen die Hjjks ziemlich abgeneigt ist. Vielleicht verweigert er die Kooperation.«
»Abgeneigt oder nicht, der Krieg kommt. Und er wird uns helfen.«
»Wenn er sich aber weigert?«
»Er ist mein Bruder, Si-Belimnion. Er wird mir nicht staatswichtige Informationen vorenthalten.«
»Trotzdem«, fuhr Si-Belimnion beharrlich fort, »vielleicht solltest du erwägen, einen von Hreshs Mitarbeitern anzusprechen, anstatt ihn selbst. Diesen Plor Killivash beispielsweise. Ich brauche ja wohl nicht gerade dir zu sagen, wie unberechenbar Hresh sein kann.«
»Ein guter Punkt. Wir werden an ihm vorbeimanövrieren. Kartafirain, könntest du noch so eine kleine Unterhaltung mit deinem Freund im Haus des Wissens arrangieren?«
»Will sehen, was sich machen läßt.«
»Ja, und sieh zu, daß es funktioniert. Diese Wunderwaffen sind genau, was wir brauchen. Natürlich, falls es wirklich Waffen sind.« Thu-Kimnibol goß die Weinschalen erneut voll und trank dann genüßlich. Nach einer Weile sagte er: »Es beunruhigt mich, daß Taniane nicht bereit war, gegen diesen neuen Kult der Hjjk-Verehrung vorzugehen. Und sagt mir bloß nicht, daß sie inzwischen so sehr in die Königin verliebt ist wie ihre Tochter!«
Kartafirain lachte. »Kaum. Sie verabscheut sie so abgründig wie du.«
»Ja, aber warum erlaubt man denn dann, daß diese Bethäuser so florieren?«
»Es stimmt schon, was Kartafirain gesagt hat«, meldete sich Si-Belimnion. »Sie fürchtete einen Volksaufstand, wenn die Geschichte weiter unterdrückt worden wäre.«
»Früher hat es Taniane nie an dem nötigen Mut gefehlt.«
»Du wirst feststellen, daß sie sich sehr verändert hat«, sagte Si-Belimnion. »Sie wirkt alt. Man sieht sie kaum noch im Präsidium, und wenn sie schon mal erscheint, sagt sie kaum etwas.«
»Ist sie krank?« fragte Thu-Kimnibol und dachte dabei an Naarinta.
»Müde, hauptsächlich. Müde und betrübt. Sie ist schon länger Häuptling, als die meisten von uns an Jahren zählen, guter Freund, und das Amt und seine Bürden haben sie schwer gezeichnet. Und nun muß sie auch noch erleben, daß ihr die Stadt unter den Händen zerfällt.«
»Aber so schlimm kann es doch nicht sein!«
Si-Belimnion lächelte ihn trübe an. »Eine bizarre neue Religion grassiert unter der Bevölkerung, Ihre eigene Tochter hat sich in unverständliche Phantastereien verstiegen. Auf den Straßen wird sie von der Menge bedroht, und man fordert ihre Abdankung – Hitzköpfe aus meinem eigenen Stamm überwiegend, wie ich mit Scham bekenne. Und es regnet und regnet immerfort weiter, wie man das hier noch nie gesehen hat. Taniane glaubt, die Götter haben sich gegen uns gewandt, und sie glaubt, ihr eigenes Ende kann nicht mehr weit sein.«
Thu-Kimnibol blickte
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