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Der neue Frühling

Der neue Frühling

Titel: Der neue Frühling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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Thu-Kimnibol. Der hjjkische Ei-Plan steht in Konfrontationskonflikt mit dem Streben des VOLKES, und der Ei-Plan muß einfach kraft purer Willensanspannung und dank der überwältigenden Zahl am Ende triumphieren. Thu-Kimnibol mochte die eine oder andere kleinere Schlacht gewinnen, er mochte der einen oder andren Hjjk-Truppe einen schweren Schlag versetzen, aber die allem zugrundeliegende Stärke der hjjkischen Einheit wird weiterbestehen, stets wird die Macht aus dem Nest immer neue Heerscharen hinausschleudern, bis am Ende diese frechen Aufsteiger aus dem Kokon unweigerlich scheitern müssen.
    Unweigerlich – scheitern – müssen!
    Oder vielleicht bereits gescheitert sind. Tiefste Verzweiflung drückt ihn nieder. Aus seinen Gliedern scheint alle Kraft zu weichen, und er begreift, daß diese seine Stärke nur Illusion gewesen ist, daß er sich stets für einen Riesen gehalten hat, wo er doch in Wahrheit nichts weiter war als ein Floh, der es wagt, einen unsterblichen Monarchen zu necken und zu piesacken.
    Er schwebt auf den Koloß hinunter, dem Leib der Königin zu, als wäre er nichts als ein Aschestäubchen in der Luft. Gleich wird er auf ihrem Riesenleib landen und von IHR verschluckt werden. Und als er sich Hresh hilfesuchend zuwendet, kommt ihm vor, als sei sein Bruder noch weiter weg von ihm als zuvor, irgendwie nur ein kleines Fleckchen in weiter Ferne, längst schon rettungslos und ohne die Möglichkeit zur Flucht in der zwingenden Zauberkraft der Königin gefangen, ganz unrettbar bereits in den Morast der Fleischmassen versinkend.
    Und er wird das nächste Opfer sein. Beide sind sie Todgeweihte.
    Die Königin ist wie eine große kosmische Kraft, etwas tödlich Elementares, das die Macht besitzt, sein Leben mit einem einzigen verächtlichen Aufzucken ihres Willens zu beenden.
    Gedenkt sie ihn zu töten? Er weiß es nicht. Er fragt sich, ob sie ihn vielleicht einfach nur verschlingen, ihn auffressen will? Er überdenkt ihre massive Riesenhaftigkeit und welche Kraft höchstwahrscheinlich der in ihren tiefinneren gigantischen Fleischesmassen verborgene Barak Dayir besitzt, und er kommt zu dem Schluß, daß sie vielleicht nicht die Absicht hat, ihn zu töten, daß er aber – sollte sie es versuchen – ihr mit Hreshs Hilfe, mit dem er vertvinnert daliegt, und mit der des Wundersteins, den Hresh besitzt, einen solchen Flammenstoß wütender Ablehnung entgegenschleudern wird, daß sie sich in unvorstellbaren Qualen winden wird.
    Wahrscheinlicher ist es allerdings, so seine Schlußfolgerung, will sie mich wohl absorbieren und neutralisieren und aus sich ausscheiden, umgeformt zu einem ihrer Sklaven. Und auch das wird er nicht mitmachen.
    Ihre Stärke ist nicht abzuschätzen. Und doch – und doch…
    Auf einmal glaubt er, daß er erkennt, wo ihre Grenzen liegen. Man könnte sie, wenn schon nicht ganz besiegen, so doch zu einem Patt bringen.
    Das hjjkische Reich in seiner Perfektionistik summt und schwirrt und glimmert um ihn herum, und die Kraft der Königin fesselt ihn, aber dennoch und trotz der bedrückenden Wucht, die von dieser Macht ausgeht, weiß Thu-Kimnibol auf einmal, was Hresh gemeint hatte, als er sagte, daß er versuchen müsse, die Verletzlichkeit der Hjjks zu begreifen.
    Ihr Perfektionismus – genau das ist ihr Schwachpunkt. In der Grandiosität ihrer autonom-abgeriegelten Zivilisation, die sie aufgebaut und so viele hunderttausend Jahre lang bewahrt haben, liegt der Keim für ihren eigenen Untergang. Hresh hat das bereits begriffen; und nun hilft Hresh – wo immer er gerade sein mag – ihm, seinem Bruder, es ebenfalls zu erkennen. Die Hjjks sind eine höchst meisterliche Schöpfungsleistung der Götter, denkt Thu-Kimnibol; aber sie können sich einfach nicht zu der Erkenntnis herablassen, zu begreifen, daß der unendliche und unablässige Wandel, daß Veränderung ein wesentlicher Bestandteil Göttlichen Waltens ist. Die Zeit hat allem, was jemals lebte, Verwandlung aufgezwungen; sie wird es auch bei den Hjjks tun… Oder die Hjjks werden zugrundegehen.
    Sie sind zu festgefahren, zu starr, zu stur. Also können sie zerbrochen werden. Wenn sie sich dem von den Göttern Gesetzten nicht beugen wollen, argumentiert Thu-Kimnibol bei sich selbst, dann wird ihnen letztlich unweigerlich das Geschick aller jener zuteil werden, die zu Geschmeidigkeit und Anpassung nicht fähig oder nicht willens sind. Irgendwann kommt die Zeit, da sie einer Kraft begegnen, der sie nicht standhalten können; und dann,

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