Der neue Frühling
anscheinend keinen Einspruch gab.
Chomrik Hamadel fragte: »Gibt’s was Neues, Thu-Kimnibol?«
»Sie ist sehr schwach. Aber ich bin ja kein Arzt.«
»Ich meinte eigentlich, über diesen Gesandten von den Hjjks«, sagte Chomrik Hamadel hastig. »Ich hab gehört, sie haben ihn im Mueri-Haus eingelocht, und Tanianes Tochter rennt jeden Tag zu ihm hin. Aber was ist eigentlich los? Worum geht es überhaupt bei diesem Besuch von einem vom Wanzenvolk?«
»Sie wollen über einen Friedensvertrag verhandeln, soweit ich informiert bin«, sagte Kartafirain lachend. Er war ein großer silberpelziger Mann aus der Koshmar-Linie und ragte Thu-Kimnibol fast bis in Schulterhöhe, und er war von Natur aus jovial, aber streitsüchtig. Sein Erzeuger war der Kriegsmann Thhrouk gewesen. »Frieden? Ja, wer sind die denn, daß die von Frieden reden dürften? Die wissen ja nicht einmal, was das Wort bedeutet!«
»Vielleicht hat Hresh das ja mißverstanden«, sagte Si-Belimnion und kratzte sich an den Fettwülsten unter seinem dichten graublauen Fell. Ein reicher Mann, dieser Si-Belimnion, und sehr wohlgenährt. »Vielleicht bringt der junge Mann uns ja nicht eine Friedensbotschaft, sondern die Kriegserklärung. Hresh wird allmählich ganz schön alt, wenn ihr meine Meinung hören wollt.«
»Ja, das geht uns allen so«, erwiderte Chomrik Hamadel. »Aber willst du damit sagen, Hresh kann nicht mehr zwischen Frieden und Krieg unterscheiden? Er hat den Wunderstein genommen und damit das Hirn des jungen Mannes erforscht, hat mir Curabayn Bangkea gesagt. Man muß dem Heiligen Stein, und was er sagt, trauen.«
»Ein Friedensvertrag«, sagte Maliton Diveri und schüttelte bedenklich den Kopf. »Und das mit den Hjjks! Was werden wir tun? Unsre Stirn in den Staub pressen und den Göttern für solche Gnadenfülle danken, nehme ich an!«
»Selbstverständlich«, erwiderte Thu-Kimnibol scharf. »Und dann schwänzeln wir los und kleben unsre Sigille unter diesen Vertrag. Ich werde zuerst unterschreiben, wenn sie mich lassen. Wir müssen doch unsere tiefe Dankbarkeit zum Ausdruck bringen. Für die Freundlichkeit der Wanzlinge! Daß sie sich dazu herablassen, uns im Besitz unsrer eigenen Stadt zu lassen, soweit ich informiert bin, und sogar vielleicht noch etlicher Morgen Agrarnutzland vor der Stadt…«
»Sind das die Vertragsbedingungen?« fragte Si-Belimnion. »Ich habe da was für uns viel Günstigeres gehört. Daß die Hjjks sich von Vengiboneeza fernhalten werden, vorausgesetzt, wir streben keine Expansion an über…«
»Wie es auch aussehen wird«, sagte Kartafirain plump, »wir werden dabei die Verlierer sein. Darauf könnt ihr eure Ohren wetten – und eure Sensororgane dazu. Wenn das Präsidium tagt, müssen wir in der Debatte diese Geschichte abschmettern.«
»Und wann passiert das?« fragte Chomrik Hamadel.
»In einer Woche, zehn Tagen, vielleicht schon eher. Während Tanianes Tochter diesen Kundalimon versorgt, soll sie ihn in seiner Sprache über die Einzelheiten des Vertrags aushorchen. Die kann ja bekanntlich dieses Kauderwelsch verstehen. Die hat sie gelernt, als sie selber unter den Wanzen gelebt hat. Dann sagt sie Taniane, was sie herausgekriegt hat, und dann kommt das alles vors Präsidium und wird in einer Generaldebatte…«
In diesem Moment verließ Staip, der die ganze Zeit keinen Laut von sich gegeben hatte, plötzlich den Raum. Und zwar mit hochgerecktem Sensor. Es hatte den Anschein, als sei der altehrenwerte Krieger einem Ruf gefolgt, den keiner außer ihm hören konnte. Es breitete sich eine peinliche Stille aus.
Nach einer Weile brachte Kartafirain mühsam das Gespräch wieder in Gang. »Ich kann überhaupt keinen Nutzen darin erkennen, wenn man Nialli Apuilana in die Geschichte involviert.« Er schaute Thu-Kimnibol an. »Was kann sie denn schon im Idealfall bewirken?«
»Warum sagst du sowas?«
»Weil sie so… anders ist. Lieber Freund, du weißt doch viel besser als einer von uns, was für ein Typ sie ist. Glaubst du, es ist wahrscheinlich, daß sie was Brauchbares herausfindet? Und wenn, daß sie es uns sagt? Hat sich dieses Mädchen jemals zur Kooperation mit irgendwem bereitgefunden? Hat sie auch nur eine Silbe darüber preisgegeben, was zwischen ihr und diesen Hjjks vorgefallen ist, als sie dort Gefangene war?«
Thu-Kimnibol sagte: »So sei doch ein bißchen großmütiger. Sie ist intelligent und nimmt das Leben ernst. Und sie ist kein kleines Mädchen. Durchaus zur Wandlung und Veränderung fähig.
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