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Der neue Frühling

Der neue Frühling

Titel: Der neue Frühling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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übernommen. Er galt als ein stolzer, unbeugsamer Mann, der mit Leidenschaft einmal gefaßte Meinungen verfocht.
    »Ich gehöre nicht zu jenen, die für feige Unterwürfigkeit und ängstliche Nachgiebigkeit plädieren«, begann er und machte eine kleine Wende, damit das Licht von oben besser auf seinen majestätischen Silber-Bronze-Helm falle und sich höchst effektvoll dort widerspiegele. »Ich bin vielmehr der Überzeugung – und die meisten unter euch teilen sie –, daß es unsere von der Vorsehung gewollte Bestimmung ist, daß wir eines Tages über die ganze Welt herrschen sollen. Und wie Hresh möchte auch ich nicht so beiläufig und leichtfertig per Unterschrift auf unser Recht verzichten, die Großweltstädte auf anderen Kontinenten zu erforschen. Doch ich glaube auch an die Vernunft. Und an die Klugheit.« Er blickte kurz Taniane an. »Der Häuptling sagt, die Hjjks seien für uns keine Gefahr. Du sagst, die Krieger des Stammes Koshmar haben den Feind mit Leichtigkeit in der Schlacht von Yissou geschlagen. Nun, ich war in diesem Kampf nicht dabei. Aber ich habe ihn studiert, und ich kenne den Verlauf gut. Ich weiß, daß an jenem Tag viele Hjjks fielen – aber daß es auch zahlreiche Verluste auf Seiten des VOLKES gab, ja, daß sogar Harruel, König von Yissou, selbst den Heldentod starb. Und ich weiß ebenfalls, daß Staip wahr spricht, wenn er sagt, daß es der Zauber durch diesen Apparat aus der Großen Welt war, den Hresh gegen die Hjjks einsetzte, der an jenem Tag die Schlacht zugunsten des VOLKES entschied. Ohne diese Wunderwaffe hätten sie euch alle vernichtet. Ohne sie gäbe es heute keine Stadt Dawinno.«
    »Lauter Lügen«, murmelte Thu-Kimnibol krächzend. »Bei der Heiligen Fünffaltigkeit! Ich war dort! Zauberei hatte mit unserem Sieg nichts zu schaffen. Wir haben heldenhaft gekämpft… Ich hab an dem Tag mehr Hjjks erschlagen, als der da je in seinem ganzen Leben gesehen hat! Und ich war ein bloßes Kind damals. Mein Name lautete da Samnibolon, und das war mein Knabenname… Wer wagt zu bestreiten, daß Samnibolon-Sohn-Harruels in jener Schlacht gekämpft hat?«
    Puit Kjai fegte den lauten Ausbruch mit weiter Armgeste beiseite. »Die Zahl der Hjjks sind Millionen, wir dagegen sind selbst jetzt nur Tausende. Und ich habe mehr hjjkische Aggression erlebt als die meisten unter euch. Wie ihr wißt, bin ich Beng. Ich war unter denen, die nach dem Auszug des Koshmar-Stammes weiter in Vengiboneeza lebten. Ich ersuche euch, erinnert euch daran, daß wir die Stadt zehn Jahre lang ganz für uns hatten, dann kamen die Hjjks, zuerst fünfzig, danach hundertfünfzig und dann viele Hunderte, und dann waren es dermaßen viele, daß man sie nicht mehr zählen konnte. Sie wurden uns gegenüber nie tätlich, aber sie vertrieben uns dennoch – kraft ihrer großen Zahl. Und so ist es, wenn die Hjjks friedlich sind. Wenn sie es aber nicht sind… Nun, ihr, die ihr in Yissou gekämpft habt, erlebtet sie ja anders. Ihr habt sie zurückgeschlagen, gewiß. Doch beim nächstenmal, wenn es ihnen einfällt, uns zu bekriegen, haben wir ja vielleicht Hreshs Großweltwaffen nicht zur Verfügung.«
    »Was meinst du also?« fragte Taniane. »Daß wir sie bitten sollen, uns gnädig unser eigenes Land zu überlassen?«
    »Ich sage, wir sollten diesen Vertrag ratifizieren – und Zeit gewinnen«, sagte Puit Kjai. »Durch den Vertrag sichern wir uns gegen eine Einmischung der Hjjks in unseren derzeitigen Territorien ab, bis wir stärker sind, stark genug, um uns gegen eine noch so starke Hjjk-Armee zur Wehr zu setzen. Und dann können wir noch immer an eine Gebietsexpansion denken. Dann können wir uns auch mit jenen anderen Kontinenten und den Wundern befassen, die sie möglicherweise bergen, die zu erreichen uns zum jetzigen Zeitpunkt sowieso die Mittel fehlen. Verträge können nämlich auch leicht gebrochen werden, wißt ihr? Wir schenken mit unserer Unterschrift nichts für ewig weg. Aber mit dem Vertrag handeln wir uns Zeit ein… Er hält uns die Hjjks von unserer Grenze fern…«
    »Buh!« brüllte Thu-Kimnibol. »Laß mich antworten, ja? Laß mich dazu ein, zwei Sachen sagen!«
    »Hast du geendet, Puit Kjai?« fragte Taniane. »Gibst du das Podium frei?«
    Puit Kjai zuckte die Achseln und bedachte Thu-Kimnibol mit einem verächtlichen Blick. »Ja, ich kann auch gern abbrechen. Ich überlasse also den Platz dem Gott des Krieges.«
    »Laßt mich durch!« fauchte Thu-Kimnibol und drängte ungestüm aus der Sitzreihe,

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