Der neue Frühling
Überbleibsel einer früheren Welt, mit Stumpf und Stiel ausgerottet werden müssen wie Ungeziefer – das sie ja sind.«
»Kühne Worte, Thu-Kimnibol«, sagte Puit Kjai mit vor Verachtung eisiger Stimme. »Wir werden uns also aus ihren toten Leibern Flöße zusammenbasteln und darauf übers Meer zu den anderen Kontinenten paddeln.«
Thu-Kimnibol schoß einen Mordblick auf ihn ab. »Ich rede noch, mit Erlaubnis des Präsidiums, Puit Kjai!«
Puit Kjai warf in einer komischen Geste der Resignation die Arme in die Luft. »Ich ziehe meinen Einwand mit Bedauern zurück.«
»Und hier nun mein Vorschlag«, sprach Thu-Kimnibol weiter. »Wir senden den Hjjks ihren Gesandten zurück, und zwar mit ihrem Vertrag auf seiner Haut aufgenäht. Gleichzeitig sendet Botschaft an unseren Gevatter, Cousin Salaman von Yissou, daß wir tun werden, worum er uns schon so lange ersucht hat, nämlich unsere Streitkräfte mit den seinen vereinigen und einen Vernichtungsschlag führen gegen die umherschweifenden Hjjk-Banditen, die seine Grenzen bedrohen. Danach verlegen wir unsere Streitmacht – mit jedem körperlich tauglichen Mann und Weib, über die wir verfügen – nach Norden – nein, du selbst brauchst nicht mitzukommen, Puit Kjai! –, und im Verbund mit König Salaman werden wir zum großen NEST-ALLER-NESTER vorstoßen, ehe die Hjjks auch nur ahnen, was da auf sie zukommt, und wir werden ihre KÖNIGIN-der-KÖNIGINNEN als die widerliche Kakerlake, die sie ist, zerquetschen und ihre Streitmacht in alle Winde zerstreuen. So sollten wir meiner Überzeugung nach reagieren auf dieses Angebot von Liebe und Frieden, das uns die Hjjks hier machen.«
Und damit begab sich Thu-Kimnibol wieder auf seinen Vorderbänklersitz zurück.
In der Deputiertenkammer herrschte eine betäubte Stille.
Dann erhob sich Husathirn Mueri, und er kam sich vor wie in einem Traum, und bahnte sich einen Weg zum Podium. Er wußte noch keineswegs genau, was er sagen würde. Er hatte kein Redekonzept und keine klare Position vorbereitet. Doch er wußte, wenn er sich jetzt nicht zu Wort meldete, sozusagen im Windschatten von Thu-Kimnibols überraschendem Ausbruch, dann würde er den Rest seiner Tage für immer im Schatten des anderen stehen, und es würde Thu-Kimnibol sein, und nicht Husathirn Mueri, der an die Herrschaft über die Stadt gelangte, wenn Tanianes Zeit zu Ende war.
Während er sich vor dem Präsidialtisch aufbaute, flehte er die Götter (an die er nicht glaubte) an, ihm die rechten Worte zu verleihen, und die Götter waren großmütig ihm gegenüber. Er fand die Worte.
Er blickte das immer noch verblüffte Plenum an und begann leise: »Prinz Thu-Kimnibol hat uns soeben mit einer Rede von großem Gewicht und visionärem Weitblick beglückt. Es sei mir erlaubt, hier festzustellen, daß ich seine Überzeugungen über die schicksalhafte Endaufgabe unserer Rasse teile. Und laßt mich euch ebenfalls hier und jetzt sagen, daß ich ebenfalls mit Prinz Thu-Kimnibol einig bin in der Überzeugung, daß wir – sei es früher, sei es später – um die apokalyptische Konfrontation mit den Hjjks nicht herumkommen werden. Es ist das Kriegerblut in mir, das bei Thu-Kimnibols bewegenden Worten zu brodeln beginnt, denn ich bin der Sohn Trei Husathirns, an den einige unter euch sich noch erinnern mögen. Doch meine Mutter Torlyri, an die ihr euch vielleicht ebenfalls noch erinnert, denn sie war allseits und von allen geliebt, hat in mein Herz einen Abscheu gesenkt vor Hader, Zwist und Kampf, wo diese vermeidbar sind. Und in dieser unserer heutigen Lage, finde ich, besteht nicht nur keinerlei Anlaß für Zwist, sondern er wäre auch unseren Zielen zutiefst feindlich und zuwiderlaufend.«
Husathirn Mueri holte tief Luft. Auf einmal schwirrte es in seinem Kopf nur so von Ideen.
»Ich lege euch einen Kompromiß zwischen Puit Kjai und Thu-Kimnibol vor: Akzeptieren wir den Hjjk-Vertrag nach Puit Kjais Vorschlag und erkaufen wir uns dadurch Zeit. Aber gleichzeitig schicken wir Botschaft zu König Salaman von Yissou, jawohl, und schließen ein Bündnis mit ihm, damit wir stärker sind, wenn die Zeit für den Krieg gegen die Hjjks endlich gekommen ist.«
»Und wann wird diese Zeit gekommen sein?« wollte Thu-Kimnibol wissen.
Husathirn Mueri lächelte. »Die Hjjks kämpfen mit Schwertern und Lanzen und Schnäbeln und Klauen«, sagte er. »Obwohl sie eine uralte Rasse und tatsächlich echte Überlebende aus der Großwelt sind, haben sie es nicht weiter gebracht. Was immer
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