Der Neue Frühling
Schwert umklammerten, wurden weiß. »Neunhundert Jahre lang sind wir geritten, wenn die Weiße Burg gerufen hat, aber wo war die Burg, als Malkier unterging? Wenn Ihr eine Aes Sedai seid, beantwortet mir das!«
Moiraine zögerte. Die Antwort, die er wollte, gehörte zu den Geheimnissen der Burg, sie wurde den Aufgenommenen im Geschichtsunterricht beigebracht, aber außer den Eingeweihten der Burg durfte sie niemand erfahren. Aber was war eine Buße mehr im Vergleich zu dem, was sie ohnehin erwartete? »Mehr als hundert Schwestern wurden nach Malkier geschickt«, sagte sie ruhiger, als sie sich fühlte. Nach allem, was man ihr beigebracht hatte, sollte sie allein für das, was sie ihm jetzt schon gesagt hatte, um eine Buße bitten. »Aber nicht einmal Aes Sedai können fliegen. Sie kamen zu spät.« Als die Ersten eintrafen, waren die Heere von Malkier bereits von den endlosen Horden des Schattengezüchts aufgerieben worden, die Menschen flohen oder waren tot. Der Untergang von Malkier war brutal und blutig und schnell gewesen. »Das war vor meiner Geburt, aber ich bedaure es zutiefst. Und ich bedaure, dass die Burg beschlossen hat, ihre Bemühungen geheim zu halten.« Es war besser, man glaubte, dass die Burg nichts getan hatte, als bekannt werden zu lassen, dass Aes Sedai es versucht hatten und gescheitert waren. Ein Scheitern war ein Schlag für den Ruf, ein Geheimnis aber die Rüstung, die die Burg brauchte. Aes Sedai hatten ihre eigenen Gründe für alles, was sie taten oder nicht taten, und diese Gründe waren nur den Aes Sedai bekannt. »Eine andere Antwort kann ich Euch nicht geben. Ich glaube, ich habe mehr gesagt, als ich sollte, mehr als jede Schwester je sagen würde. Wird es genügen?«
Eine Zeit lang sah er sie nur an, und das Feuer wurde langsam wieder zu Eis. Er wandte den Blick ab. »Fast kann ich es glauben«, murmelte er schließlich, ohne zu sagen, was er fast glaubte. Er stieß ein bitteres Lachen aus. »Wie kann ich Euch helfen?«
Moiraine runzelte die Stirn. Sie verspürte das heftige Bedürfnis, einige Zeit allein mit diesem Mann verbringen zu können, ihn zur Raison zu bringen, aber das musste warten. Sie hoffte von ganzem Herzen, dass er kein Schattenfreund war. »Es hält sich eine andere Schwester hier im Palast auf. Merean Rotberg. Ich muss wissen, wohin sie geht, was sie tut, mit wem sie sich trifft.« Er blinzelte, verkniff sich aber die offensichtlichen Fragen. Vielleicht wusste er, dass er keine Antworten bekommen würde, aber sein Schweigen war dennoch erfreulich.
»Ich bin in den vergangenen Tagen in meinen Gemächern geblieben«, sagte er und sah wieder zur Tür. »Ich weiß nicht, ob ich Euch als Beobachter viel nützen kann.«
Sie schnaubte unwillkürlich. Der Mann versprach Hilfe, dann hielt er nervös nach seiner Lady Ausschau. Vielleicht war er doch nicht der, für den sie ihn gehalten hatte. Aber er war der, den sie hatte. »Nicht Ihr«, sagte sie zu ihm. Ihr Besuch bei ihm würde bald im gesamten Palast bekannt sein, wenn er es nicht schon war, und wenn bemerkt wurde, wie er Merean nachspionierte ... Das könnte in einer Katastrophe enden, auch wenn die Frau unschuldig wie ein Baby sein sollte. »Ich dachte, Ihr könntet einen der Malkieri fragen, die sich, soweit ich weiß, hier versammelt haben, um Euch zu folgen. Jemand mit scharfen Augen und einem verschlossenen Mund. Es muss unter äußerster Geheimhaltung geschehen.«
»Niemand folgt mir«, sagte er schneidend. Er sah wieder zur Tür und schien plötzlich erschöpft zu sein. Er sackte nicht zusammen, ging aber zum Kamin und stellte das Schwert mit der Sorgfalt eines müden Mannes daneben. Er wandte ihr den Rücken zu, als er sagte: »Ich werde Bukama und Ryne bitten, sie zu beobachten, kann aber in ihrem Namen nichts versprechen. Mehr kann ich nicht für Euch tun.«
Sie unterdrückte einen ärgerlichen Laut. Ob es alles war, was er tun konnte oder wollte, sie hatte nichts gegen ihn in der Hand. »Bukama«, sagte sie. »Nur er.« Urteilte man danach, wie Ryne sich in ihrer Gegenwart verhalten hatte, würde er zu sehr damit beschäftigt sein, Merean anzugaffen, um etwas zu sehen oder zu hören. Wenn er nicht in dem Moment, in dem Merean ihn ansah, alles gestand, was er tat. »Und sagt ihm nicht, warum.«
Sein Kopf fuhr ruckartig herum, aber nach einem Augenblick nickte er. Und stellte wieder nicht die Fragen, die die meisten Leute gestellt hätten. Als sie ihm sagte, wie er mit ihr Verbindung aufnehmen konnte,
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