Der Neue Frühling
über das Träumen hinaus zu machen. Moiraine schlug auf der rechten Seite ihren Umhang zurück, entkorkte das Tintenfässchen und ergriff eine Feder. Sie behielt die Handschuhe an; das dünne Leder bot keinen großen Schutz gegen die Kälte, aber es war besser als nichts.
»Euer Namen, meine Lady?«, sagte sie. Die mollige, lächelnde Frau trug ein hochgeschlossenes grünes Reitgewand, das nicht aus der besten Seide genäht war, aber es war aus Seide, genau wie ihr mit Pelz gefütterter, mit goldenen und roten Stickmustern verzierter Umhang. Und sie trug an jedem Finger einen Juwelenring. Vielleicht war sie keine Adlige, trotzdem kostete Schmeichelei nichts. »Und der Eures Babys?«
»Ich bin Lady Meri do Ahlan a'Conlin, eine direkte Nachfahrin von Katerine do Catalan a'Coralle, der ersten Königin von Murandy.« Das Lächeln der molligen Frau blieb bestehen, aber ihre Stimme war frostig vor Stolz. Sie wies diesen trällernden murandianischen Akzent auf, der einen glauben ließ, dass dies friedvolle Leute waren, bis man eines Besseren belehrt wurde. Mit der einen Hand zog sie eine stämmige Frau in dunkler Wolle heran, die ein schweres Schultertuch um den Kopf gewickelt trug und einen gurgelnden Säugling in den Armen hielt, der so dick eingepackt war, dass nur ein Gesicht hervorlugte. »Das ist mein Sohn Sedrin. Er wurde vor einer Woche geboren. Natürlich habe ich mich geweigert zurückzubleiben, als mein Gemahl in den Krieg ritt. Ich werde die Münzen in einen Rahmen einsetzen lassen, so dass Sedrin immer wissen wird, dass er von der Weißen Burg geehrt wurde.«
Moiraine sparte sich die Erwiderung, dass Sedrin diese Ehre mit Hunderten anderer teilen würde, vielleicht sogar Tausenden, wenn es in den anderen Lagern ähnlich zuging wie hier. Beim Licht, sie hätte nie erwartet, dass so viele Frauen Kinder geboren hatten! Sie behielt eine reglose Miene bei und musterte den Säugling einen Augenblick lang. Sie war kein Unschuldsengel – sie hatte bei der Pferdezucht zugesehen und dabei geholfen, Fohlen zur Welt zu bringen; wenn man nicht wusste, wie eine Sache gemacht wurde, wie sollte man dann wissen, ob die Dienerschaft es auch richtig machte? –, aber mit Babys hatte sie keine Erfahrung. So weit es sie betraf, konnte das Kind zehn Tage alt sein oder auch einen Monat oder zwei. Steler und seine Soldaten achteten ein Stück vom Tisch entfernt auf weitere Ausbrüche, aber sie waren hier keine Hilfe. Am Ende konnte sie sich nicht zu der Frage überwinden. Falls die Lady a'Conlin log, würde das eine erhobene Schwester herausfinden müssen. Moiraine warf einen Blick zur Seite. Die Frau vor Siuan hielt ein viel größeres Kind, aber Siuan schrieb.
Sie tunkte ihre Feder ein und erblickte eine Frau, die in der Nähe vorbeiging und dabei ihren Säugling stillte. Das Kind war zur Hälfte im Umhang der Frau verborgen und sah nicht viel größer als Sedrin aus, aber sie ignorierte die Reihe auffällig. »Warum hat sich diese Frau nicht angestellt? Ist ihr Kind zu alt?«
Lady a'Conlins Lächeln verblasste, ihre Brauen schoben sich in die Höhe. Ihre Tonfall wurde frostig. »Ich merke mir nicht jedes Balg, das hier im Lager geboren wird.« Sie zeigte gebieterisch auf das Papier auf dem Tisch. Der Ring auf diesem Finger trug einen großen, aber deutlich sichtbar makelbehafteten Feuertropfen. »Schreibt meinen Namen auf. Ich will in die Wärme meines Zelts zurückkehren.«
»Ich werde Euren Namen notieren und die anderen Informationen, die wir brauchen, sobald Ihr mir etwas über die Frau erzählt habt«, sagte Moiraine und bemühte sich um den befehlsgewohnten Tonfall, den Siuan benutzt hatte.
Der Versuch funktionierte nicht besonders gut. Meri a'Conlins Brauen zogen sich zusammen, und ihre Lippen schürzten sich streitlustig. Sie schien gleich zu platzen. Oder zuzuschlagen. Aber bevor sie eines davon in die Tat umsetzen konnte, ergriff die rundgesichtige Dienerin eilig das Wort und machte alle paar Worte etwas, das wie ein Knicks aussehen sollte.
»Caremes Mädchen ist auf den Tag genau so alt wie Lord Sedrin, bitte verzeiht mir, dass ich spreche, meine Lady, bitte verzeiht mir, dass ich spreche, Aes Sedai. Aber der Kerl, den Careme heiraten wollte, er ist gegangen, weil er Behüter werden wollte, und den, den sie geheiratet hat, mag sie nicht mal halb so gern.« Sie schüttelte energisch den Kopf. »Oh, sie will nichts von der Weißen Burg, Careme, niemals.«
»Trotzdem wird sie das Geburtsgeld erhalten«, sagte
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