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Der neue Geist von Pao

Der neue Geist von Pao

Titel: Der neue Geist von Pao Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Vance
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Sinn jedenfalls. Palafox hatte – wenn auch widerwillig – die Autorität des Staates anerkannt. Beran war klug genug, deshalb nicht zu triumphieren. Es war ihm klar, daß Palafox in der absoluten Sicherheit seines Solipsismus wahrscheinlich über seine Niederlage nicht mehr als momentane Verärgerung empfunden hatte – vermutlich, weil er den Kompromiß nur als zeitweilig ansah.
    Außerdem gab ihm Palafoxs letzte Äußerung zu denken: »Ich hoffe, keiner von uns wird Grund zur Klage haben.« Daraus ging hervor, daß der Dominie sich völlig gleichberechtigt mit dem Panarchen betrachtete.
    Soweit Beran sich erinnern konnte, hatte Palafox nie eine ähnliche Bemerkung gemacht. Bisher hatte er immer darauf geachtet, nur als Dominie von Breakness zu gelten, der sich vorübergehend als Ratgeber auf Pao aufhielt. Nun schien er sich jedoch bereits für einen ständigen Bürger zu halten, der Anspruch darauf hatte, seine Rechte geltend zu machen.
    Beran dachte über die Ereignisse nach, die zu dem gegenwärtigen Zustand geführt hatten. Fünftausend Jahre lang war Pao homogen gewesen, ein Planet, von Tradition geleitet, verschlafen in zeitloser Gleichmäßigkeit. Panarchen lösten einander ab. Dynastien kamen und gingen, aber die blauen Meere und grünen Felder waren ewig. Das Pao dieser Zeit war leichte Beute für Abenteurer und Räuber gewesen, und es hatte viel Hunger und Not gegeben.
    Lord Palafoxs Ideen und die skrupellose Dynamik Bustamontes hatten innerhalb einer Generation alles geändert. Nun war Pao wohlhabend und schickte seine Handelsflotte durch den ganzen Sternhaufen. Die paonesischen Kaufleute übertrumpften die Merkantilen, die paonesischen Krieger waren bessere Kämpfer als die Batsch, und die Intellektuellen von Pao standen den sogenannten Hexern von Breakness in nichts nach.
    Aber die Männer, die planten und ausführten und ihre planetaren Nachbarn in jeder Weise überragten – es waren zehntausend an der Zahl, und alle hatten Palafox entweder zum Vater oder Großvater. Konnte man sie überhaupt Paonesen nennen? Ein besserer Name für sie wäre: Palafoxianer.
    Und die Couraganten und Technikanten? Ihr Blut war unvermischt, rein paonesisch, aber sie lebten genauso fern von Paos Tradition wie die Brumbos von Batmarsch, beispielsweise, oder die Merkantilen.
    Beran sprang auf die Füße. Wie konnte er nur so blind gewesen sein? Diese Männer waren keine Paonesen, gleichgültig, wie gut sie Pao dienten: sie waren Fremde, und es war fragwürdig, wem ihre ultimate Treue galt.
    Die Abweichung zwischen Couraganten, Technikanten und eigentlichen Paonesen war zu weit gegangen. Der Trend mußte rückgängig gemacht, die neuen Gruppen mußten assimiliert werden.
     

 
19.
     
    Am Ostrand von Eiljanre, gegenüber dem alten Rovenonekanal, lag ein weites Gelände, das hauptsächlich von den Kindern zum Drachensteigen benutzt wurde, aber auch für Massentänze. Hier ließ Beran ein riesiges Zelt aufschlagen, wo sich die Frauen registrieren lassen konnten, die sich bei den Kognitanten verpflichten wollten. Überall waren Bekanntmachungen angeschlagen, das Fernsehen berichtete laufend darüber, daß Freiwillige sich hier melden konnten, daß nur hier geschlossene Verträge gültig waren und daß alle privaten Verträge zwischen Frauen und Kognitanten als strafbar angesehen werden würden.
    Der Eröffnungstag war gekommen. Gegen Mittag stattete Beran dem Zelt einen Inspektionsbesuch ab. Auf den Bänken verloren sich etwa dreißig Frauen, keinesfalls mehr, eine armselige Gruppe in jeder Beziehung, kränklich, verstört und alles andere als Schönheiten.
    Beran musterte sie überrascht. »Ist das alles?«
    »Alle, die sich gemeldet haben, Panarch.«
    Beran rieb sich das Kinn. Er blickte sich um und entdeckte den Mann, den er am wenigsten zu sehen wünschte.
    Ein wenig gezwungen wandte er sich an ihn. »Wählen Sie aus, Lord Palafox. Dreißig von Paos reizvollsten Mädchen harren Ihres geneigten Auges.«
    »Unter der Erde würden sie vielleicht einen brauchbaren Dünger abgeben«, erwiderte Palafox in gefährlich ruhigem Ton. »Ansonsten sehe ich keine mögliche Verwendung für sie.«
    Die Herausforderung in dieser Bemerkung zu überhören und unbeantwortet zu lassen, würde Beran die Oberhand kosten. »Es scheint mir, Lord Palafox«, sagte er deshalb, »daß die Eingehung einer Verpflichtung bei den Kognitanten für die Paonesinnen so wenig wünschenswert ist, wie ich vermutete. Die karge Zahl der Freiwilligen

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