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Der neue Geist von Pao

Der neue Geist von Pao

Titel: Der neue Geist von Pao Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Vance
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übergeben, und hoch auf dem unzugänglichsten Felsen hatte Palafox sich eine Burg gebaut.
    Das Dolmetscherkorps kam nun fast ausschließlich aus den Reihen der Kognitanten, man konnte sogar bereits sagen, dolmetschen und übersetzen war eine wichtige Funktion der Kognitanten. Wie die anderen Gruppen, war auch ihre gewachsen. Trotz der Separation der drei neuen Sprachgruppen voneinander und der paonesischen Bevölkerung, gab es doch beachtlichen Interessenaustausch untereinander. Wenn gerade kein Dolmetscher zur Hand war, wurden die Gespräche auf Pastiche geführt, das aufgrund seiner relativen Universalität von sehr vielen verstanden wurde. Waren jedoch genaue Definitionen erforderlich, zog man auf jeden Fall einen Dolmetscher hinzu.
    Mit den Jahren erfüllten sich alle von Palafox geplanten, von Bustamonte eingeführten und von Beran widerstrebend geförderten Änderungen. Berans vierzehntes Jahr als Herrscher brachte das Wohlergehen und den Reichtum Paos auf ein nie dagewesenes Maß.
    Beran war schon seit langem gegen das breaknessische Konkubinensystem, das sich auch in den Kognitanteninstituten eingebürgert hatte. Ursprünglich hatte es keinen Mangel an Mädchen gegeben, die in Erwartung der späteren finanziellen Annehmlichkeiten die Verpflichtung eingegangen waren. Und alle Söhne und Enkel Palafoxs, von ihm selbst gar nicht zu reden, unterhielten geräumige Frauenhäuser in und um Pon. Doch als der Wohlstand sich über Pao ausbreitete, nahm die Zahl der Freiwilligen ab. Seit kurzem machten bestimmte Gerüchte die Runde. Man sprach von Drogen, Hypnotismus und Schwarzer Magie.
    Beran befahl eine Untersuchung der Methoden, mit denen die Kognitanten sich ihre Konkubinen verpflichteten. Es war ihm klar, daß er damit so manchem auf die Zehen treten würde, aber er hatte keine so schnelle und direkte Reaktion erwartet. Lord Palafox kam persönlich nach Eiljanre.
    Als er des Morgens auf der oberen Terrasse des Palasts erschien, wo Beran sein Frühstück zu sich nahm, staunte der Panarch, wie wenig der Dominie sich in all den Jahren körperlich verändert hatte. Wie alt Palafox wohl sein mochte?
    Der Dominie verschwendete keine Zeit mit Unnötigem. »Panarch Beran, eine unangenehme Situation hat sich ergeben, gegen die du etwas unternehmen mußt.«
    Beran nickte gemächlich. »Um welche ›unangenehme Situation‹ handelt es sich denn?«
    »Meine Privatsphäre wurde verletzt. Eine Meute von Spionen verfolgt jeden meiner Schritte und belästigt die Frauen in meinen Wohnheimen mit ständiger Überwachung. Ich ersuche, daß du feststellst, wer das angeordnet hat, und daß du den Schuldigen bestrafst.«
    Beran erhob sich. »Lord Palafox, zweifellos wissen Sie, daß ich selbst die Untersuchung befahl.«
    »Oh, wirklich? Du überraschst mich, Panarch Beran. Was hoffst du zu erfahren?«
    »Nichts. Doch hoffte ich, daß Sie die Untersuchung als Warnung ansehen und sich entsprechend verhalten würden. Statt dessen zogen Sie es jedoch vor, die Sache zur Sprache zu bringen, was möglicherweise zu Unannehmlichkeiten führen könnte.«
    »Ich bin Dominie von Breakness. Ich gehe direkt vor und nicht auf Schleichwegen.« Palafoxs Stimme klang eisig, aber seine Erklärung brachte seinen Angriff nicht voran.
    Beran, in Polemik wohlbewandert, versuchte, seinen Vorteil zu wahren. »Sie waren ein wertvoller Verbündeter, Lord Palafox. Als Dank erhielten Sie, was wohl mit der Machtbefugnis über den Kontinent Nonamand gleichkommt. Doch diese Befugnis ist von der Legalität Ihrer Handlungen abhängig. Die Verpflichtung von willigen Frauen, wenn auch gesellschaftlich unerfreulich, ist kein Verbrechen. Wenn diese Frauen jedoch gegen ihren Willen ...«
    »Wie kommen Sie darauf?«
    »Weitverbreitete Gerüchte. Und ich habe beschlossen, dagegen anzugehen, indem alle Frauen, die die Absicht haben, sich zu verpflichten, in einer öffentlichen Sammelstelle hier in Eiljanre durch Regierungsbeamte registriert werden. Jeglicher Vertrag, der nicht in der Sammelstelle unterzeichnet wird, ist als ungültig zu erachten. Frauen, die ohne diesen Vertrag nach Pon gebracht werden, gelten danach als entführt. Und Kidnapping ist eine strafbare Handlung.«
    »Die Situation ist demnach geklärt«, murmelte Palafox mit eisiger Miene. »Ich hoffe, keiner von uns wird Grund zur Klage haben.« Er verabschiedete sich förmlich.
    Beran atmete tief ein. Er lehnte sich in seinem Sessel zurück und schloß die Augen. Er hatte einen Sieg davongetragen – in gewissem

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