Der Neue im Sportinternat
zurechtzufinden bedarf Konzentration und Nervenstärke. Leon muss sich ausschließlich auf seinen Tastsinn verlassen. Jemand, der unter Klaustrophobie oder Topophobie leidet, würde in der Situation vermutlich ausflippen. Leon ist davon verschont geblieben! Eine Menge von Spinnweben stellen sich Leon in den Weg. Die müssten hier mal wieder dringend saubermachen! Andererseits ist das ein Indiz dafür, dass die Kammer nicht mehr als ein Abstellraum ist. Das spricht nicht gerade dafür, dass es irgendwo einen Durchgang gibt.
Leon ertastet einen kleinen Schrank. Neben dem Schrank befinden sich weitere alte, nicht besonders sperrige Möbelstücke, die nicht antik sind, sondern einfach nur ausrangiert wurden. Leon hält sich an der Schrankkante fest, rutscht aus Ungeschicktheit ab. Mit dem Oberkörper fällt er nach vorn. Da er nichts sieht und sich auffangen will, streckt er die Hand aus und berührt mit der Handfläche die Steinwand. Leon zieht die Hand zur Schrankwand und bemerkt eine Unebenheit. Interessant!
Leon beugt sich nach vorn, streckt die Finger hinter die Schrankwand und ist sich nicht darüber im Klaren, worauf er gestoßen ist. Um das herauszufinden, muss er den Schrank ein kleines Stück zur Seite rücken. Obwohl der Schrank kein Monstrum in Sachen Größe ist, wiegt er dennoch etliches! Mit aller Kraft stemmt Leon sich dagegen und ruckt ihn schräg zur Seite, bis er dahinter passt. In der Mauer ist eine Luke, die mit einer Holzplatte abgedeckt ist. Es kostet Kraft, die Platte zu lösen. Es scheint, als hätte das schon ewig lange keiner mehr getan. Die Öffnung hinter der Holzplatte ist nicht besonders groß. Leon vermutet, dass es sich möglicherweise um einen Schacht handelt. Wofür der gut war, keine Ahnung. Fakt ist, dass die Holzplatte im Originalzustand nicht am Ende des Schachts angebracht war. Dies lässt darauf schließen, dass der Originaleinstieg anders aussah, vermutlich geschickt getarnt war. Um das genau herauszufinden, müsste sich Leon mit den Bauplänen beschäftigen. Aber das wäre viel zu aufwendig. Davon abgesehen ist es nicht von Belang für Leon!
Wie ein Schlangenmann quetscht sich Leon in den Schacht. Es riecht muffig und ist dreckig. Der Schacht ist nicht besonders lang und endet in einem riesigen Kamin in der Schlosshalle. Es kommt noch besser für Leon. Im Inneren des Kamins befindet sich eine Geheimtür, die er ebenso zufällig entdeckt wie vorher die Luke. Leon kann nicht widerstehen und schaut nach, was sich hinter der Tür befindet. Ein Gang! Leon will wissen, wohin der Gang führt. Er muss sich bücken, weil der Gang sehr schmal und nicht besonders hoch ist. Stufen! Von der Bauart ist dieser Gang eine Treppe. Das ist wahnsinnig aufregend! Leon kommt sich wie ein Entdecker vor.
Damit niemand sonst von seinen Entdeckungen Wind bekommt, will er vor Unterrichtsbeginn in die Kammer, die von den Gärtnern als Abstellraum genutzt wird, zurückkehren, um den Schrank wieder zurechtzurücken. Es ist anzunehmen, dass die Luke samt Schacht in Vergessenheit geraten ist. Gut vorstellbar, dass das Ganze ohnehin als Luftschacht abgetan wurde. Den Schlüssel will Leon auf jeden Fall behalten. Die Gärtner besitzen garantiert noch Ersatzschlüssel, und der Verlust wird kein großes Thema sein. Leon setzt voll auf die schlampige Ader der Gärtner.
Der Gang endet in einem simplen Kamin, der sich in einem kleinen Zimmer befindet. Überall stehen Antiquitäten rum, sogar Ritterrüstungen. Offenbar wird der Raum als Lager für die Möbel genutzt, die nicht als Ausstellungsstücke und zur Dekoration benötigt werden. Das große Fenster lässt genügend Mondlicht ins Zimmer fallen und Leon kann sich umschauen. Die alten Schätze gefallen ihm. Ob Bartholomäus höchstpersönlich auf den Stühlen gesessen hat?
Da Leon keine Ahnung hat, in welchem Teil des Schlosses er sich befindet, geht er zum Fenster und schaut nach draußen. Von der Höhe schätzt er, dass er sich in der ersten Etage befinden muss. Plötzlich sind für wenige Sekunden Geräusche und Stimmen zu hören. Leon schreckt zusammen. Die Stimmen hallen durch die Zimmerwand rechts von ihm. Leon geht rüber, will das Ohr an die Wand legen. In Augenhöhe befindet sich eine dunkle massive Korkscheibe, die an einem Haken befestigt ist und sich zur Seite drehen lässt. Auf dem Boden direkt vor seinen Schuhspitzen bemerkt Leon ausgetretene Zigarettenkippen. Was hat das zu bedeuten?
Leon dreht die Korkscheibe zur Seite, und ein Guckloch
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