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Der Neue im Sportinternat

Der Neue im Sportinternat

Titel: Der Neue im Sportinternat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Mindt
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Leon seine Großmutter! Was wird Phillip zu erzählen haben? Vermutlich gibt er das Neueste von seinen Bückstücken, den heißen Chicks mit der Deep-throat-Garantie, preis und prahlt mit seinem Erfolg in Daddys Firma. Soll er ruhig! Phillip kann Leon nicht schocken, denn seine Großmutter macht alles wett!
    Übermütig schießt Leon wie ein Pfeil durchs Schlosstor, braust auf die Straße und bremst ab. Der schwarze Mercedes 600 SEL ist unter Bäumen geparkt, die einen gewissen Sichtschutz mit ihren Ästen geben. Phillip und Claude stehen am Kofferraum, unterhalten sich und fühlen sich ungestört. Etwas in Leon veranlasst ihn dazu, einen Schritt zurück an die Schlossmauer zu machen. Mit kleinen Schritten geht er voran und beobachtet Phillip und Claude.
    Mit den Händen spielt Phillip an Claudes Hemdkragen rum. Claude lehnt sich mit dem Hintern gegen den Kofferraum, lehnt sich mit dem Oberkörper leicht zurück und stützt sich mit den Handflächen zusätzlich ab. Phillip stellt sich dicht vor Claude, nimmt dessen Gesicht in die Hände und knutscht ihn! Obwohl knutschen untertrieben ist. Es sieht aus, als wolle Phillip in Claudes Mund reinkriechen. Leon ist platt! Sein Bruder ist so wenig heterosexuell wie er. Wer hätte das gedacht? Phillip, der Womanizer, ist schwul und treibt es mit dem Chauffeur! Also das hat Claude gemeint, als er zu Leon gesagt hat: Du bist nicht der Einzige!
    Was für eine Ironie! Leon war überzeugt davon, dass Claude eine Affare mit seiner Mutter hat. Alles passte und schien stimmig. Auf Phillip wäre Leon nie gekommen. Diese Wendung gefällt ihm um Längen besser! Der Kronprinz des Familienunternehmens ist schwul und macht mit Angestellten rum! Er wird sich n Strick nehmen und aufhängen!, sagt sich Leon schadenfroh, als er an seinen Vater denkt. Eine schönere Genugtuung kann es nicht geben! Im Leben kommt eben doch alles zurück. Man erntet, was man sät!
    Leon will sich nichts anmerken lassen. Er geht auf die Straße, damit es keinen direkten Blickkontakt zu Phillip und Claude gibt. Leon pfeift, um auf sich aufmerksam zu machen. Als er den Mercedes erreicht, steht Phillip einige Schritte von Claude entfernt.
    »Hallo!«, grüßt Claude sofort, als er Leon sieht. »Wie geht es dir?«
    »Gut. Und dir?« Leon gibt Claude die Hand.
    »Oma wollte doch anrufen, wenn was ist!«, mault Phillip. Er nimmt sein Handy, um nachzusehen, ob damit alles in Ordnung ist. Dem ist so. Dass Leon hier so einfach auftaucht, passt ihm überhaupt nicht.
    »Bruderherz! Du überschlägst dich ja wieder mal vor Freude. Springst du mit deinen Freundinnen auch so um? Kein Wunder, dass du nie ne Feste hast!« Leon kann nicht anders. Er muss das anbringen, denn im Nachhinein wirken Phillips Aufschneidereien in Sachen Girlfriends so lächerlich! Der hat noch nie einer Muschi das Fell abgezogen und zum Jaulen gebracht und er wird es auch nicht! Leon sieht seinen Bruder mit völlig anderen Augen. Normalerweise würde er sich darüber freuen, einen schwulen Bruder zu haben, mit dem er sich austauschen und an einem Strang ziehen kann. Bei Phillip kann er das allerdings getrost vergessen!
    »Das Internat bekommt dir, wie ich sehe. Das ist ja wie in Sibirien, weit weg von allem! Hast du dich ans Plumpsklo schon gewöhnt?«, stichelt Phillip. »Du bist übrigens immer noch das Gesprächsthema bei uns. Schwarzes Schaf der Familie, verstehst du? Mäh! Mäh!« Phillip blökt und macht sich über Leon lustig.
    Leon ignoriert Phillips Verhalten. Wüsste Phillip, was Leon weiß, dann würde er sofort die große Klappe halten! Leon will auch diese Entdeckung für sich behalten. Für alles gibt es im Leben den richtigen Zeitpunkt! Man sollte dann sein Pulver verschießen, wenn man auch damit was erreichen kann. Das Glück ist nicht nur mit dem Mutigen, sondern auch mit dem Geduldigen!
    »Grandmere will, dass du ins Schloss kommst!«
    »Grandmere«, äfft Phillip Leon nach. »Wir sind nicht in Frankreich! Wieso sagst du nicht Oma? Nur weil sie dir alles in den Arsch schiebt, glaubst du, du musst sie auf Französisch becircen, wie? Irgendwann ist Schluss, verlass dich drauf!«
    »Du blöder Wichser!« Leon dreht sich um, geht.
    Phillip muss das Gesicht wahren. Er weiß, seine Großmutter erwartet von ihm, dass er sie nicht warten lässt. Bei Phillip ist sie streng und wenig nachsichtig. Sein Charakter verlangt das, sagt sie immer. Phillip legt einen Schritt zu, weil er gemeinsam mit Leon im Schloss erscheinen will. Das macht sich

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