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Der neunte Buddha - Thriller

Der neunte Buddha - Thriller

Titel: Der neunte Buddha - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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antwortete Cormac. »Tibet aufbrechen. Eine christliche Mission dort wäre die Krönung für jedermanns Karriere. Damit könnte sich selbst der Papst einen Namen machen. Das ist bisher noch keinem gelungen, zumindest, seit es ein paar Jesuiten im 17. und 18. Jahrhundert versucht haben. Eine presbyterianische Kirche in der Verbotenen Stadt, vielleicht noch höher als der Potala-Palast. Er bekehrt den Dalai Lama zum Christentum, stürzt die Idole und erobert das Land für Jesus Christus. Das wäre ein Triumph! Erkönnte als der große Sieger heimkehren! Man würde ihm vor dem New College von Edinburgh ein Denkmal setzen. Das von Walter Scott würde abgeräumt und statt dessen eine Carpenter-Statue aufgestellt werden. Ladies in Tweedröcken und Luxusunterwäsche würden Schlange stehen, um seine Lebensgeschichte aufzuschreiben. Einige könnten sogar die Röcke lüpfen und ihn seine eigene Story schreiben lassen.«
    »Wäre das möglich?«
    »Warum nicht? Wenn er seinen Weg durch die Unterwäsche findet?«
    »Das meine ich doch nicht. Könnte es Carpenter tatsächlich gelingen, in Tibet eine Mission zu eröffnen?«
    Cormac grunzte.
    »Sind Sie noch bei Trost? Aber das hält den Bastard doch nicht auf. Er hat seine Kontakte, zumindest behauptet er das. Bald soll es einen britischen Botschafter in Lhasa geben. Schauen Sie nicht so verdutzt, ich kenne mich ein bisschen aus, was hier läuft. Und der Botschafter wird einen Pfarrer brauchen. Das wäre ein Anfang. Er arbeitet daran, glauben Sie mir.«
    »Und Sie denken, Tsewong hatte mit diesem Vorhaben zu tun?«
    »Es sollte mich nicht wundern.«
    Das klang plausibel. Plausibel, aber harmlos. Christopher dagegen war überzeugt, was hier auch immer vorging, harmlos war es nicht.
    »Vielleicht haben Sie recht«, sagte er. »Aber das Ganze scheint mir ziemlich abwegig zu sein. Wo komme ich ins Spiel? Und mein Sohn? Er ist doch nicht wegen eines Kirchenkomplotts zur Eröffnung einer Mission in Lhasa entführt worden.«
    Cormac zuckte die Schultern.
    »Dazu kann ich nichts sagen. Da stecke ich nicht drin.Vielleicht haben Sie ja recht. Doch eines ist sicher: Wenn Carpenter an einer Mission in Tibet bastelt, wird das eine teure Sache. Da müssen Leute geschmiert, Männer in hohen Stellungen überzeugt und Einfluss muss gewonnen werden. Das ist nicht billig. Man wird Zugeständnisse machen und Vorteile bieten müssen. Bibel und Handel gehen oft Hand in Hand. Und dann sind die Gewehre auch nicht weit. Wenn so ein Projekt existiert, hat Johnny Carpenter auf jeden Fall etwas damit zu tun.«
    Ich zahle nicht mit Kupfermünzen. Und erst recht nicht mit Silber oder Gold …
    »Wo bekommt er das Geld her? Wenn Sie recht haben, braucht er sehr viel Geld. Ich bin in den Knox Homes gewesen. Von Reichtum keine Spur.«
    Jetzt warf Cormac Christopher einen Blick zu, unter dem er zusammenzuckte. Der blanke Hass schaute ihm entgegen.
    »Wirklich nicht?«, stieß er hervor. Aber sofort hatte er sich wieder in der Gewalt.
    »Ich habe wohl etwas zu viel getrunken«, sagte er. »Sie müssen mich jetzt entschuldigen. Wir bewegen uns auf ziemlich dünnem Eis, Mister. Da sollten wir nicht weitergehen, bevor ich nicht wieder nüchtern bin und Sie sich etwas besser fühlen. Vielleicht sollten wir es auch ganz lassen.« Er holte tief Luft, bevor er fortfuhr. »Aber möglicherweise haben Sie das Recht, mehr zu erfahren. Kommen Sie morgen Vormittag zu mir. Ich habe erst am Nachmittag wieder Dienst. Sie finden mich in meinem Bungalow. Jeder im Krankenhaus wird Sie hinführen. Ich habe ein paar Dinge in meinem Schreibtisch, die möchte ich Ihnen zeigen.«
    Der Doktor verstummte und schaute wieder zum Fenster hinaus. In den Bergen hatte jemand ein Feuer entzündet. Man konnte es gerade noch sehen – ein winziger, einsamer Fleck in der Dunkelheit.
    »Jesus«, sagte er leise, wie zu sich selbst. »Manchmal frage ich mich, warum wir überhaupt hierhergekommen sind und warum wir bleiben. Das ist kein Ort für Leute wie Sie und mich. Er verschlingt uns bei lebendigem Leibe und spuckt uns wieder aus. Haben Sie das noch nie gespürt? Es ist, als würden Sie aufgefressen werden. Als hätte ein Tiger seine Zähne in Ihr Fleisch geschlagen und würde daran kauen. Ein Raubtier, das an Menschenfleisch Geschmack gefunden hat.«
    Ihn schauderte bei dieser Vorstellung. Er hatte schon Menschen behandelt, die von Tigern angefallen worden waren, bzw. was von ihnen übrig war.
    »Und der Brief?«, fragte Christopher. »Der

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