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Der neunte Buddha - Thriller

Der neunte Buddha - Thriller

Titel: Der neunte Buddha - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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englische Brief, den man bei Tsewong gefunden hat. Kann Carpenter ihn geschrieben haben?«
    Der Doktor schüttelte den Kopf.
    »Das könnte sein, aber er hat ihn nicht geschrieben. Es war nicht seine Handschrift. Keine, die ich kenne. Aber eines weiß ich: Wer das geschrieben hat, ist mit der englischen Sprache aufgewachsen. In Wort und Schrift.«
    »In dem Brief soll gestanden haben, Tsewong sei ein Emissär gewesen.«
    »Das ist richtig.«
    »Den ein gewisser Dorje Lama geschickt hat. Von dem habe ich noch nie gehört. Sie vielleicht?«
    Cormac antwortete nicht sofort. Er starrte auf das Feuer in den Bergen. Dort draußen gab jemand den Flammen Nahrung und wartete.
    »Ja«, antwortete er so leise, dass Christopher nicht sicher war, ob er überhaupt etwas gesagt hatte. »Sie erwähnen ihn nicht oft. Und nie gegenüber Ausländern. Einer meiner Patienten hat mir ein bisschen von ihm erzählt. Aber das ist Jahre her. Er soll eine Art Legende sein. In einem Kloster irgendwo an einem geheimen Ort. Die Leute fürchten sichdavor. Der Dorje Lama ist dort der Abt. Es soll seit Hunderten von Jahren einen Dorje Lama geben, heißt es.«
    Als der Arzt sich Christopher wieder zuwandte, war die Wirkung des Whiskeys verflogen. Er wirkte jetzt verängstigt.
    »Und Tsewong war sein Bote?«, fragte Christopher.
    »So stand es in dem Brief.«
    »Glauben Sie das?«
    Cormac zögerte.
    »Ich denke«, sagte er schließlich, »Sie sollten sich einmal ansehen, was ich Ihnen zeigen will. Kommen Sie morgen früh bei mir vorbei. Dann reden wir über alles. Ich werde Ihnen sagen, was ich weiß.«
13
    Als Christopher am nächsten Morgen erwachte, plagten ihn Kopfschmerzen, wie er sie noch nie erlebt hatte. Er nahm einige von den Tabletten, die Cormac zurückgelassen hatte, aber davon wurde ihm kaum besser. Draußen sang das Mädchen wieder. Es war immer noch dasselbe Lied, als kenne sie kein anderes. Aber jetzt fuhr die Melodie wie ein rostiges Messer durch Christophers Kopf, und er fluchte auf sie, während er sich anzog.
    Beim Rasieren schnitt er sich gleich zweimal. Dann kämmte er sich, aber sein Haar blieb wirr, denn einen Teil des Kopfes wagte er nicht mit dem Kamm zu berühren. Unten trank er nur rasch eine Tasse schwarzen Tee und aß ein paar Fladen mit Butter. Der Junge, Lhaten, streifte ihn mit einem merkwürdigen Blick, sagte aber nichts. Das Haus war fast leer. Die Leute von der Karawane waren, wie geplant, in aller Frühe aufgebrochen, aber da hatte Christopher gerade in einem unruhigen Schlaf gelegen und nichts gehört. Ohne sie wirkte das Rasthaus öd und leer.
    Als Christopher das Haus verlassen wollte, sprach ihn Lhaten besorgt an.
    »Geht es Ihnen gut, Sahib? Der Sahib Doktor hat gesagt, Sie hätten gestern Abend einen Unfall gehabt. Sie seien die Treppe hinuntergefallen.«
    Christopher nickte.
    »Das stimmt. Heute Abend werde ich vorsichtiger sein.«
    In Lhatens Miene war Mitgefühl zu erkennen.
    »Ja, Sahib. Sie müssen vorsichtig sein. Rufen Sie mich, wenn Sie heute Abend kommen. Ich bleibe so lange auf.«
    Christopher spürte, dass der Junge sich entweder einiges zusammenreimte oder mehr wusste, als er sagte.
    »Danke, Lhaten. Ich werde daran denken.«
    Über Lhatens Gesicht huschte ein Lächeln. Er verschwand in der Küche. Christopher hörte die schrille Stimme der Lepcha-Frau.
    Draußen schien die Sonne, die Luft war frisch und rein. Vielleicht galt das auch für die Welt, dachte Christopher bei sich. Vielleicht saß all der Schmutz ja nur in seinem Inneren.
    Zur Linken erklang die Stimme des rätselhaften Mädchens, das seine eintönige Melodie sang. Er wandte sich um und sah sie, von ihm abgewandt, auf der Erde sitzen. Langes schwarzes Haar fiel anmutig über ihren Rücken. Ihr Kopf schwang beim Singen sanft hin und her. Er sah, dass sie am Boden vor sich mit einer Arbeit beschäftigt war.
    Aro ekdin shamero ai bangshi
    Bejechilo kanone.
    Eines Tages spielte die Flöte des Dunklen Herrn
    Wieder im Wald. Etwas zog ihn zu ihr hin. Er wollte ihr Gesicht sehen, ihr auf den Mund schauen, während sie sang, ihre Hände bei der Arbeit beobachten. Vorsichtig, um sie nicht zu erschrecken,ging er an ihr vorbei und wandte sich nach einigen Schritten um.
    Sie bemerkte nicht, dass er sie anblickte. Sie war ganz auf den Gegenstand konzentriert, der vor ihr lag. Sie sang wie ein Engel, den die Außenwelt nicht erreichen kann. Dabei war ihr Gesicht abstoßend hässlich. Sie streckte missgebildete Beine von sich wie krumme Stöcke. Das

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