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Der neunte Buddha - Thriller

Der neunte Buddha - Thriller

Titel: Der neunte Buddha - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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und all das andere gefunden. Aber Sie werden nicht erraten, was er unter all seinen Sachen versteckt auf der Brust trug. Ein Kreuz, Mr. Wylam. Ein silbernes Kreuz. Ich habe es in meinem Schreibtisch verwahrt. Wenn Sie wollen, kann ich es Ihnen zeigen.«
    »Hat es zu dem Selbstmord keine Fragen gegeben?«
    »Wer sollte die stellen? Sie glauben doch nicht, ich hätte Norbhu Dzasa mitgeteilt, dass einer seiner Lamas Hand an sich gelegt hat? Ich sagte doch, ich habe den Totenschein selbst ausgestellt. In dieser Jahreszeit sterben viele Leute an Erschöpfung. Darunter auch tibetische Mönche. Es wurden keine Fragen gestellt.«
    »Aber was ist mit Carpenter? Sie haben gesagt, er könnte wissen, warum der Mann seinem Leben ein Ende gesetzt hat.«
    Cormac antwortete nicht sofort. Als er es dann tat, klang seine Stimme vorsichtig.
    »Habe ich das? Ja, ich denke, er muss etwas wissen. Doch ich kann es nicht beweisen. Der Mann hat bei Carpenter gewohnt, bevor all das geschah. Carpenter hat dann die Geschichte in Umlauf gesetzt, ein Bauer habe Tsewong an der Straße gefunden und ihn einen Tag, bevor er starb, zu ihm ins Waisenhaus gebracht. Das haben Sie wahrscheinlich auch gehört. So hat es Carpenter mir erzählt, und ich habe es Frazer gesagt. Aber das ist ein Haufen Unsinn. Ich weiß zufällig, dass sich Tsewong mindestens eine Woche lang bei Carpenter aufgehalten hat, bevor er sich umbrachte. Er war kein armer Schlucker, der durch Kalimpong kam, von dem gütigen Doktor Carpenter aufgenommen wurde und sich zufällig umbrachte, während er bei ihm wohnte. Nein, was immer Tsewong sonst noch in Kalimpong zu erledigenhatte, vor allem wollte er zu Carpenter. Das könnte ich beschwören.«
    »Warum zu Carpenter?«
    »Das ist eine gute Frage. Ich wünschte, ich wüsste die Antwort. Manchmal denke ich, dass Carpenter etwas mit Tsewongs Übertritt zu tun hatte. Wie wir wissen, hieß er ja auch nicht Tsewong, sondern Gordon oder Angus.«
    Christopher lächelte schwach.
    »Können Sie überhaupt sicher sein, dass er tatsächlich ein Konvertit war? Ist es nicht möglich, dass Carpenter ihm das Kreuz erst gegeben hat, als er im Waisenhaus war? Vielleicht kannte der Mönch ja nicht einmal seine Bedeutung.«
    Cormac schaute Christopher mitleidig an.
    »Ich sehe, Sie sind nicht in Belfast aufgewachsen. Es sollte mich sehr wundern, wenn John Carpenter es ihm gegeben hätte. Presbyterianer tragen keine Kreuze, schon gar keine mit Jesus Christus drauf.«
    »Sie meinen ein Kruzifix?«
    »Genau. Tsewong muss das Kruzifix von jemand anderem bekommen haben. Trotzdem glaube ich, dass zwischen ihm und Carpenter ein Zusammenhang bestanden hat.«
    »Worin sollte der bestehen?«
    Cormac erhob sich abrupt und trat ans Fenster. Draußen hatten Mond und Wolken ein Spitzenmuster an den Himmel gewoben. Er sah eine Weile zu, wie dieses sich auflöste und neu formte. Vielleicht, so dachte er, würde das immer so weitergehen. Er fühlte sich klein und voller Furcht.
    »Wen, glauben Sie, hatten Sie heute Abend vor sich?«, fragte er schließlich mit leiser, aber eindringlicher Stimme. »Einen Gottesmann? Einen Mann? John Carpenter ist kein Mann. Er ist eine Maske, eine ganze Serie von Masken, eine über der anderen! Man könnte den Verstand verlieren, weil man immer das Gefühl hat, nie sein wahres Gesicht zusehen. Und sollten Sie zu ihm durchdringen, dann bedauern Sie es bestimmt. Ich weiß, wovon ich spreche.
    Auf jeden Fall hat er ungeheure Ambitionen. Nicht solche, wie wir alle sie haben. Er wird von Ehrgeiz zerfressen. Er ist gerade fünfzig geworden, und was hat er vorzuweisen? Hier in Kalimpong ist er ein großer Mann, aber das bedeutet so viel, als sei er ein berühmter Briefmarkensammler oder der Bürgermeister von Limavady, einem Nest in Nordirland. Klar ist eines: Er hat nicht die Absicht, sein Leben in diesem Kaff hier zu beschließen mit all den beschissenen Heiden um sich herum. Und noch weniger Mrs. Carpenter. Die ist aus Stahl gemacht und mindestens doppelt so kalt.
    Carpenter weiß, dass es auf dieser Welt mehr zu holen gibt und wo er es bekommen kann. Es arbeitet in ihm jetzt schon über fünfundzwanzig Jahre lang. Wenn er der Livingstone 5 von Indien werden will, dann muss er ein großes Ding landen, das ihm Aufmerksamkeit verschafft. Hier in dieser Gegend kann das nur eines bedeuten.«
    Er hielt erneut inne und setzte die Flasche an die Lippen. Der Whiskey tat seine Wirkung.
    »Was sollte das denn sein?«, fragte Christopher.
    »Tibet«,

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