Der neunte Ton: Gedanken eines Getriebenen (German Edition)
Häuptlings Big Foot. Dieser wurde, wie 38 andere Mitglieder der Familie, in der Schlacht bei Wounded Knee getötet. Leonard ist Akademiker und Sprachrohr der Lakota. Er hat weltweit bei Veranstaltungen auf ihr Schicksal aufmerksam gemacht, unter anderem bei den Vereinten Nationen in New York.
Nun brauchten wir jedoch, wie bei allen anderen Begegnungen-Projekten, einen prominenten Paten, eine Persönlichkeit, die bereit war, die eigene Popularität einzusetzen, um Gutes zu bewirken. James Rizzi wollte mehr erfahren und versprach mir, sich bald wieder zu melden, wenn seine Wege ihn nach Deutschland führten. Ein paar Wochen später bekam ich eine E-Mail aus New York: Rizzi war auf dem Sprung nach Nürnberg, um dort an der Vernissage einer Ausstellung teilzunehmen. Ich fuhr hin, und schon bei meiner Ankunft drängten sich Hunderte von Menschen in die Galerie, warteten darauf, dass Rizzi Bücher und Kataloge signierte und meist auch mit einer kleinen Zeichnung versah. Er selbst thronte bei all der Hektik mit großer Ruhe inmitten der Menschenmassen. Man konnte eigentlich nur noch erahnen, dass hinter dieser gigantischen Traube von Fans Rizzi hockte. Er hatte gerade einen neuen Bilderzyklus auf den Markt gebracht: typische New Yorker Szenen, großartig auf die Leinwand gezaubert. Kurz nach der Signierstunde trafen wir uns in einem Hinterzimmer der Galerie zum Gespräch. Noch bevor ich das Projekt der Lakota noch einmal schildern konnte, sagte James, dass er uns gern unterstützen wollte. Er habe sich in den USA schlau gemacht und festgestellt, dass es kaum eine Lobby gibt. Hinzu kam der Wunsch, die eigenen Landsleute wachzurütteln. Ihm war klar, sollte man den Lakota verbieten, ihre Sprache zu sprechen, wäre es so, als würde man Rizzi verbieten, zu zeichnen. Mit Rizzi hatten wir somit einen weiteren prominenten Paten an unserer Seite und er hielt, was er versprach. Kurze Zeit später überraschte er uns mit einer Grafik, die in limitierter Auflage verkauft und deren Erlös dem Hilfsprojekt zugutekommen sollte. Im Oktober 2007 kam James eigens aus New York zu unserer Präsentation nach Berlin eingeflogen. Erstaunlicherweise kannte jeder, ob Shimon Peres oder Klaus Wowereit, die Begum Aga Khan oder Cesaria Evora, seine Werke. Ich glaube, es gibt keinen New-York-Touristen, der das hektische Treiben dieser gigantischen Stadt nicht mit der Kunst von James Rizzi assoziiert. Wir hielten über die Jahre Kontakt, bis ich an Weihnachten 2011 eine SMS erhielt, dass James tot in seinem New Yorker Apartment gefunden wurde. Viel zu früh ist ein großer Künstler gegangen. Wahrscheinlich Herzversagen – ein stiller Tod in einer lauten Stadt. Seine Kunst wird noch lange nachwirken. Wir sind James Rizzi vor allem für seine Unterstützung und Freundschaft zur Dankbarkeit verpflichtet. Noch heute findet unser regelmäßiges Symposium »Begegnungen – Schutzräume für Kinder« unter seinem Logo statt: einem Baum, an dem Kinder schaukeln und der Schutz und Geborgenheit bietet.
Ein anderer Künstler, den ich seit Jahren Freund nennen darf und der die Peter Maffay Stiftung unterstützt, ist Otmar Alt. Seine Werke kenne ich seit den 70er-Jahren. Otmar selbst lernte ich Anfang 2000 kennen. Seine Berliner Schnauze hört man deutlich – dabei ist Otmar Alt eher ein Mann der ruhigen Töne. Er mag den Rummel um seine Person nicht, lebt abgeschieden auf einem alten Bauernhof im westfälischen Hamm. Seine Bilder zeichnen sich vor allem durch die Kraft der Farben aus. Otmar Alt schafft es immer wieder, mich mit seinen Werken zum Schmunzeln zu bringen. Seine Bilder spiegeln darüber hinaus immer auch eine Prise Menschlichkeit wider und regen zum Nachdenken an. Es ist nicht einfach nur die bunte Kunst, auf die so mancher Kritiker seine Werke reduzieren möchte. Je länger man ein Bild von Otmar auf sich wirken lässt, desto facettenreicher wird es. »Kunst muss man nicht erklären können«, sagt Otmar jedes Mal und stellt damit eine Gegenthese zu den vielen Malern auf, die ihr Publikum mit Interpretationen belehren möchten. Otmar gibt jedem Betrachter Gelegenheit, sich selbst Gedanken zu machen. Schon früh hat Otmar Alt die Verantwortung des Künstlers verstanden. Anfang der 90er-Jahre gründete er eine Stiftung zur Förderung des künstlerischen Nachwuchses, die er mit den Erlösen aus seinen Verkäufen unterhielt. Otmar Alt wollte ein Zeichen setzen und bewusst in die Jugend investieren. Sein persönlicher Lebensweg ist von
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