Der neunte Ton: Gedanken eines Getriebenen (German Edition)
erinnere mich noch, wie sie bei einem gemeinsamen Auftritt aller Begegnungen-Künstler bei einem Festakt in Berlin in Anwesenheit von Shimon Peres, dem Aga Khan und Bundesminister Schäuble immer wieder den Raum verließ, um zu rauchen. Wir hatten Sorge, dass sie überhaupt pünktlich auf der Bühne steht … aber im letzten Augenblick, kurz bevor der Vorhang sich hob, kam sie von ihrer Zigarettenpause zurück. Auf den Kapverden unterstützte Cesaria Evora eine Musikschule und hat uns alle mit ihrer traurigen und gleichzeitig einzigartigen Musik verzaubert. Ihr Tod im vergangenen Jahr hat mich sehr betroffen gemacht. Wir haben mit ihr nicht nur eine ganz besondere Künstlerin, sondern auch einen sehr warmherzigen Menschen verloren. Mit ihr zusammenzuarbeiten, war eine jener wunderbaren Erfahrungen, für die ich sehr dankbar bin.
In Israel trafen wir Tsipi Mashid – eine junge hübsche und unglaublich talentierte Sängerin, mit der wir noch heute zusammen Musik machen, wann immer sich die Gelegenheit bietet. Mal abgesehen von ihren gesanglichen Fähigkeiten ist ihr erfrischendes, aufgewecktes Wesen immer eine Bereicherung für uns alle. Tsipi hatte am Musik-Konservatorium von Ashkelon eine klassische Ausbildung genossen und mehrere Gesangswettbewerbe für sich entscheiden können. Während ihrer Zeit in der israelischen Armee (in Israel sind auch Mädchen wehrpflichtig) war sie bereits als Sängerin sehr gefragt, in ihrem Heimatland ist sie eine kleine Berühmtheit. Zusammen mit uns hat Tsipi ein Projekt des Peres Center for Peace unterstützt – eine Organisation, die vom heutigen Staatspräsidenten Shimon Peres gegründet wurde. Und genau genommen war es auch Shimon Peres, der mit seinem Projekt den ersten Anstoß für unsere »Allianz für Kinder« gab.
2006 erhielt ich den Steiger Award in Dortmund. Hier, im Herzen des Ruhrgebiets, saß ich mit José Carreras und Friedensnobelpreisträger Mohamed El-Baradei an einem Tisch. El-Baradei war zu diesem Zeitpunkt Direktor der Internationalen Atomenergiebehörde und in seinen Aufgabenbereich fielen die Verhandlungen mit dem Iran.
Im Laufe des Abends kam ich mit dem Veranstalter, Sascha Hellen, ins Gespräch und ich erfuhr, dass Shimon Peres ein paar Wochen später aus einem anderen Anlass wieder in Nordrhein-Westfalen sein würde. Shimon Peres – das war mir sofort klar – wäre eine der Persönlichkeiten, die am besten unser Projekt in Israel repräsentieren könnte. Er hat es geschafft, sich vom Falken zur Friedenstaube zu entwickeln. In den ersten Jahren nach Gründung des Staates Israel hat Peres sich sehr stark um die Sicherheit seines Landes gekümmert. In seinen Erinnerungen beschreibt er auch die Gespräche mit dem damaligen Verteidigungsminister Franz Josef Strauß. Seit Ende der 80er-Jahre wurde Shimon Peres aber immer mehr zur Symbolfigur für den Dialog mit den Nachbarn. Heute ist er für die Friedensbewegung und diejenigen, die die Zwei-Staaten-Lösung unterstützen, der große Hoffnungsträger. Sich mit Shimon Peres zu unterhalten ist wie ein gutes Buch zu lesen. Peres hat schon sehr früh erkannt, dass es keine Alternative zum Frieden gibt, vor allem aber, dass Frieden in den Köpfen junger Menschen beginnen muss. Der in Weißrussland geborene Politiker war ein enger Weggefährte des ersten israelischen Ministerpräsidenten David Ben-Gurion. Zweimal übte Peres im Laufe seiner politischen Karriere selbst das Amt des Ministerpräsidenten aus, heute ist er oberster Repräsentant seines Landes. Zum Zeitpunkt dieser Buchveröffentlichung wird Shimon Peres 90 Jahre alt sein, und noch immer absolviert er ein Programm, bei dem so manchem jungen Politiker schnell die Puste ausgehen würde.
Ich traf Shimon Peres in einem Düsseldorfer Hotel. Damals war er als Friedensnobelpreisträger auf Vortragsreisen unterwegs und promotete seine Idee von Frieden im Nahen Osten. Die Sicherheitsvorkehrungen waren gigantisch. Ich erinnere mich noch gut, dass die Lobby voller Bodyguards war, und als Peres endlich den Raum betrat, schickte er erst einmal seine Leute weg. Er wollte mit mir reden – das heißt, eigentlich saß er erst einmal 20 Minuten da und hörte einfach nur zu. Das imponierte mir. Der große alte weise Mann der Politik, der mir interessiert zuhörte. Shimon Peres hatte sofort begriffen, was wir mit unserem Projekt erreichen wollten. Er stellte einige Fragen und sprach dann über sein Projekt, seine Vision, sein Vermächtnis. Das Hauptanliegen des Peres
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