Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der neutrale Planet

Der neutrale Planet

Titel: Der neutrale Planet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
Vom Netzwerk:
mich interessiert nur, sie von diesem Planeten fortzubekommen, und zwar schnell. Kommen Sie mit in den Nachrichtenraum. Ich werde sie auf der Stelle auf Trab bringen.«
    Es gab alle möglichen Legenden über die Halivanu, gestand sich Wharton mürrisch ein, als sie die Lichtung überquerten und den Kommunikationsraum betraten. Raumfahrer aus dem Sektor Fawd hatten Geschichten über Mentalvampire mitgebracht, die den Geist eines Menschen heraussaugen konnten, und ähnlich grausige Märchen. Aber nie war etwas bewiesen worden. Die Halivanu waren introvertierte Humanoide, die mit dem Rest des Universums wenig zu tun hatten, für sich blieben und keine Verbindung nach außen suchten.
    »Stellen Sie Kontakt mit dem Schiff her«, befahl Wharton.
    Funker Marshall drehte an einigen Knöpfen. Wenig später hob er den Kopf und sagte: »Ich bringe sie nicht dazu, sich zu melden, Sir.«
    »Macht nichts. Die hören zu, keine Sorge. Breckenridge, Sie verstehen den Dialekt besser als ich. Nehmen Sie das Mikro und sagen Sie ihnen, daß sie sich unbefugt auf terranischem Gebiet aufhalten und daß sie genau – äh, sagen wir, drei Stunden – drei Stunden Zeit haben, zu starten. Andernfalls sehen wir uns gezwungen, ihre Landung als Kriegshandlung zu betrachten.«
    Breckenridge nickte und begann zu sprechen. Wharton stellte fest, daß er das meiste verstehen konnte. Als Breckenridge fertig war, blieb es eine Minute still.
    »Wiederholen«, sagte Wharton.
    Breckenridge gab das Ultimatum ein zweites Mal durch. Wieder Stille. Fast zwei Minuten vergingen. Wharton wollte schon eine neuerliche Wiederholung anordnen, als der Lautsprecher knackte und in trockenem, schnarrendem Ton sagte: »Eritomor – « Das war fawdesisch für ›Erd-Bewohner‹. Einen Augenblick später folgten noch mehr fawdesische Worte, langsam und bedächtig gesprochen. Whartons Gesicht wurde hart. Der Sprecher der Halivanu erklärte höflich, man habe keinen Grund, abzufliegen, weil die Freie Welt von Halivanu den Anspruch Terras auf diese unbewohnte Welt nicht anerkenne. Man wolle den Planeten jedoch nicht für sich beanspruchen, sondern nur bestimmte Sonnenbeobachtungen über einen Zeitraum von neun oder zehn galaktischen Standard-Tagen anstellen, um dann gerne wieder abzufliegen.
    Am Schluß sagte Breckenridge: »Sie erklären, daß sie unseren Anspruch nicht anerkennen, und – «
    Wharton hob ungeduldig die Hand.
    »Schon verstanden, Leutnant.« Er griff nach dem Mikrofon und sagte in stockendem Fawdesisch: »Hier spricht Colonel Dean Wharton. Wenn Sie hier Sonnenbeobachtungen vornehmen wollen, müssen Sie das auf diplomatischem Wege beantragen. Ich bin nicht befugt, Landungen zu genehmigen, und deshalb muß ich Sie ersuchen – «
    Eine Stimme aus dem Lautsprecher unterbrach ihn.
    »Eritomor – vor held d’chayku hon derinilak – «
    Es war dieselbe Mitteilung, die der Halivanu-Sprecher vorher übermittelt hatte, genauso langsam und tonlos, als sei sie an ein ungezogenes Kind gerichtet. Wharton wartete verärgert, bis der Halivanu fertig war, und wollte etwas sagen, als die Antwort zum drittenmal kam.
    »Das ist ein Tonband«, murmelte Marshall. »Sie haben die Enden zusammengeklebt, und es wiederholt sich endlos.«
    Nach der zehnten Wiederholung ließ Wharton abschalten. Mit Funk-Ultimaten war offensichtlich nichts zu erreichen. Die Halivanu hörten einfach nicht zu. Man mußte einen Emissär hinschicken, der persönlich erläuterte, worum es ging. Und wenn das nicht half – »Alarmstufe Rot«, sagte Wharton. »Wir machen uns lieber kampfbereit. Für alle Fälle.«
    Die siebenunddreißig Mann des Vorpostens Bartlett V nahmen ihre Kampfposten mit offenkundiger Begeisterung ein. Für die meisten war eine feindliche Invasion, selbst wenn es sich nur um ein einziges Schiff handelte, eine willkommene Abwechslung.
    Colonel Wharton verspürte nichts von dieser Begeisterung. Er war alt genug, um zu wissen, was ein Krieg bedeutete – als Rekrut hatte er 2716 am Ende des Konflikts zwischen Terra und Dormiran teilgenommen; das lag knapp über hundert Jahre zurück. Seitdem hatte es in der Galaxis keinen Krieg mehr gegeben. Keiner von seinen Leuten wußte, was ein galaktischer Krieg bedeutete. Im Weltraum aufgeschlitzte Schiffe, wie zerlegte Fische, ganze Kontinente verwüstet, eine ganze Generation junger Männer ausgelöscht – nein, der Krieg war von keiner Warte aus schön.
    Das Schlimmste an dieser Situation jetzt aber war, daß die ganze Verantwortung bei ihm

Weitere Kostenlose Bücher