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Der neutrale Planet

Der neutrale Planet

Titel: Der neutrale Planet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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«
    »Meine Anweisungen?« brüllte Wharton. »Wann haben Sie mich so etwas sagen hören?«
    »Na, kurz, bevor ich ging«, sagte Breckenridge unschuldig.
    »Jetzt weiß ich, daß Sie übergeschnappt sind. Ich habe kein Wort davon gesagt, daß man ihnen Konzessionen machen darf. Und – «
    »Ich bitte widersprechen zu dürfen, Sir, aber – «
    Wharton rief seufzend seine Ordonnanz herein.
    »Rogers, bringen Sie Captain Breckenridge zum Lazarett, wo er zu einer psychiatrischen Untersuchung festgehalten werden soll. Und schicken Sie Smithson zu mir.«
    Smithson kam kurze Zeit später herein und blieb an der Tür stehen.
    »Erzählen Sie mir, was zwischen Captain Breckenridge und den fremden Wesen vorgefallen ist«, sagte Wharton.
    Smithson schüttelte den Kopf.
    »Tut mir leid, aber das kann ich nicht, Colonel. Ich bin nicht in dem fremden Schiff gewesen. Captain Breckenridge hat mich im Schlitten warten lassen.«
    »Gut, Smithson, Sie können gehen.«
    Als sich die Tür geschlossen hatte, ließ Wharton die Schultern sinken und preßte die Hände aufs Gesicht. Was konnte einen vernünftigen Mann wie Breckenridge dazu bewogen haben, so zu versagen? Wharton schüttelte den Kopf. Man erzählte sich viel von den geistigen Kräften der Halivanu, gewiß, aber das war alles Unsinn. Wharton drückte auf eine Taste. Die Ordonnanz kam herein.
    »Schicken Sie mir sofort Leutnant Crosley.«
    Crosley erschien fünf Minuten später. Es war fast schon Nacht. Der Leutnant wirkte noch blasser und verkrampfter als sonst.
    »Wir haben Komplikationen, Leutnant«, sagte Wharton. »Übrigens zeichne ich dieses Gespräch auf.«
    Crosley nickte.
    »Komplikationen, Sir?«
    »Ich habe Breckenridge am Nachmittag mit einem Ultimatum zu den fremden Wesen geschickt. Drei Stunden Frist zum Start, oder es wird geschossen. Statt dessen hat er ihnen erlaubt, hierzubleiben, bis ihre Beobachtungen abgeschlossen sind, und behauptet jetzt, auf meine Anweisung hin gehandelt zu haben.«
    »Ich habe mich schon gefragt, warum er in die psychiatrische Station gekommen ist.«
    »Jetzt wissen Sie’s. Ich will nicht so tun, als wüßte ich, warum er den Verstand verloren hat, aber ich weiß, daß wir sofort einen zweiten Mann hinschicken müssen.«
    »Gewiß, Sir.«
    »Ich möchte, daß Sie das übernehmen, Crosley. Nehmen Sie einen Mannschaftsdienstgrad mit und gehen Sie zu zweit in das fremde Schiff. Erklären Sie, daß der vorherige Bote keine Vollmacht hatte, daß nur Sie sie haben, daß sie bis Sonnenaufgang starten müssen, sonst wird geschossen.«
    Crosley wirkte noch ein wenig blasser, hielt sich aber gut.
    »Ich fahre sofort, Sir.«
    »Wiederholen Sie, was Sie mitzuteilen haben.«
    Der Leutnant tat es.
    »Sie haben nicht zu verhandeln, Leutnant. Ist das klar?«
    »Ja, Sir.«
    »Sie überbringen das Ultimatum und gehen. Sie brauchen nicht unbedingt auf Antwort zu warten. Wenn Sie am Morgen noch nicht hier sind, gebe ich Feuerbefehl.«
    »Ja, Sir.«
    »Sie verstehen, was ich sage, ja? Sie werden mir nicht später erklären, ich hätte Sie zu Verhandlungen ermächtigt?«
    Crosley lächelte.
    »Gewiß nicht, Sir.«
    »Na, dann los.«
    Die Stunden vergingen. Man blies den Zapfenstreich, aber Wharton blieb wach und ging in seinem Büro hin und her. Sternenlicht drang durch seine Fenster. Wharton ballte die Fäuste und starrte in die Nacht hinaus.
    Er bemitleidete Breckenridge. Es war furchtbar, den Kontakt mit der Wirklichkeit zu verlieren. Zu behaupten, etwas sei wahr, was offensichtlich falsch war. Die Untersuchung hatte nichts ergeben. Breckenridge glaubte felsenfest, daß er ermächtigt worden war, zu verhandeln. Schizophrenie, sagte der Psycho-Offizier.
    Wharton konnte das nicht glauben. Er kam zu dem Schluß, daß die Halivanu mit ihm etwas gemacht hatten. Aber Breckenridge widersprach, und das EEG ergab keinen Hinweis auf Drogen oder Hypnose.
    Draußen funkelte ein Licht. Wharton hörte den Jetschlitten dröhnen. Crosley kam zurück.
    Ungeduldig stürzte Wharton hinaus. Die Nachtluft war kalt und frisch. Crosley und sein Fahrer stiegen aus dem Schlitten.
    Sie salutierten, als sie ihn sahen. Er erwiderte den Gruß und fragte: »Schwierigkeiten gehabt?«
    »Nein, Sir, aber wir haben ihn auch nicht gefunden«, erwiderte Crosley. »Wir haben stundenlang gesucht, aber – «
    »Was, im Namen des Kosmos, quatschen Sie da?« sagte Wharton mit erstickter Stimme. »Sie haben wen nicht gefunden?«
    »Na, Breckenridge, natürlich«, sagte Crosley. Er wechselte

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