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Der neutrale Planet

Der neutrale Planet

Titel: Der neutrale Planet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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mit dem Fahrer einen besorgten Blick. »Wir sind, wie befohlen, weite Kreise gefahren, bis – «
    Wharton wurde schwindlig.
    »Was heißt, Sie haben Breckenridge gesucht?«
    »Haben Sie uns denn nicht fortgeschickt, um ihn zu suchen? Er verirrte sich bei der Rückfahrt vom fremden Schiff, und wir erhielten Anweisung, ihn zu suchen. Sir? Sir, ist Ihnen nicht wohl?«
    Kalte Finger schienen Whartons Herz zu umklammern.
    »Kommen Sie mit herein, Crosley. Sie auch, Rodriguez.« Er führte sie in sein Büro und spielte die Bandaufzeichnung ab. Die beiden Männer hörten mit wachsender Verwirrung zu.
    »Behaupten Sie jetzt immer noch, ich hätte Sie Breckenridge nachgeschickt?« fragte Wharton schließlich.
    »Aber – ja – «
    »Breckenridge schläft im Lazarett. Er hat sich nicht verirrt. Er kam vor ein paar Stunden zurück. Ich habe Sie fortgeschickt, damit Sie ein Ultimatum überbringen. Erkennen Sie Ihre eigene Stimme nicht, Crosley?«
    »Sie klang nach meiner, ja. Aber – ich erinnere mich nicht – ich – «
    Die weitere Befragung erbrachte nichts anderes. Die Bandwiedergabe verstörte Crosley nur. Er wurde immer blasser. Rodriguez bestätigte seine Angaben, daß sie in weiten Kreisen die Umgebung abgesucht hätten. Selbst als Wharton ihm versicherte, daß er ihren Weg auf dem Radarschirm verfolgt und sie direkt zum fremden Schiff und zurück hatte fahren sehen, schüttelten sie die Köpfe.
    »Wir sind nicht beim Schiff gewesen, Sir. Unsere Befehle – «
    »Gut, Leutnant. Gehen Sie schlafen. Sie auch, Rodriguez. Vielleicht bessert sich Ihr Gedächtnis bis morgen.«
    Wharton konnte nicht schlafen. Zuerst Breckenridge, dann Crosley und Rodriguez. Sein Selbstvertrauen bekam die ersten Risse. Vielleicht war an den Geschichten über die Halivanu doch etwas Wahres dran.
    Nein. Ausgeschlossen.
    Aber wie war es sonst zu erklären, was seine Männer erlebt hatten? Schizophrenie war doch nicht ansteckend, oder? Man konnte einfach nicht akzeptieren, daß drei Männer zu den fremden Wesen gefahren und… verwandelt zurückgekommen waren.
    Am Morgen wußte Wharton, was er zu tun hatte. Es ging ihm nicht mehr um die Souveränität Terras. Sie war wichtig, aber nicht so wichtig wie die Feststellung, was die Halivanu mit seinen Leuten gemacht hatten. Und das konnte er nur herausfinden, wenn er selbst hinging. Mit bestimmten Vorsichtsmaßnahmen.
    Am Morgen ließ er Captain Lowell holen, einen seiner dienstältesten Offiziere.
    »Lowell, ich fahre selbst zu den Halivanu. Sie befehligen den Stützpunkt, bis ich zurückkomme. Passen Sie gut auf: Ich lasse den Halivanu vier Stunden Zeit, zu starten. Wenn die vier Stunden abgelaufen sind, schießen Sie mit den Schwerzyklus-Geschützen, selbst wenn ich Ihnen Anweisung gebe, nicht zu feuern. Verstanden? Setzen Sie sich über meinen direkten Befehl hinweg, wenn es sein muß, aber schießen Sie das Schiff zusammen, wenn die Zeit abgelaufen ist.«
    Lowell starrte ihn entsetzt an.
    »Sir, ich verstehe nicht – «
    »Brauchen Sie auch nicht. Hören Sie nur zu. Ich habe das Gespräch aufgezeichnet. Verwahren Sie das Band und spielen Sie es mir vor, wenn ich zurückkomme.«
    Wharton ließ den völlig verwirrten Captain zurück und ging zum Schlitten. Smithson saß am Steuer.
    Sie erreichten das Plateau, wo die Halivanu ihr Lager aufgeschlagen hatten, am späten Vormittag. Wharton sah Zelte um das fremde Raumschiff, und ein halbes Dutzend Wesen, die Instrumente aufstellten. Sie waren groß und schmal, mit grober, glänzender, graugrüner Haut. Als der Schlitten hielt, kam einer von ihnen auf Wharton zu.
    »Euch Menschen muß es Spaß machen, uns zu besuchen«, sagte das Wesen. »Nach meiner Zählung sind Sie der dritte.«
    »Und der letzte«, sagte Wharton. Er fröstelte unwillkürlich. Der Halivanu hatte einen seltsamen, süßlich-kranken Geruch. Wharton sah zu ihm auf; er war fast 2,10 m groß.
    »Was haben Sie uns mitzuteilen?« fragte der Halivanu, und im selben Augenblick spürte Wharton die Berührung einer Feder in seinem Hinterkopf.
    »Ich – was tun Sie?« Er legte die Hand auf den Hinterkopf – aber die Feder kitzelte noch immer – Und dann verflog seine Panik.
    »Nun?« fragte das Wesen.
    Wharton lächelte.
    »Ich bin der terranische Kommandeur. Ich bin gekommen, um Ihnen zu sagen, daß das in Ordnung geht. Sie können hierbleiben, bis Sie fertig sind.«
    »Danke«, sagte der Halivanu ernsthaft. Er lächelte und zeigte schwarzes Zahnfleisch. Wharton erwiderte das Lächeln.

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