Der Nobelpreis
Franzosen Frédéric Passy und an den Schweizer Jean Henri Dunant, den Begründer des Roten Kreuzes.
Seither werden die Preise in Physik und Chemie von der Königlich Schwedischen Akademie der Wissenschaften zuerkannt, für die Auswahl des Preisträgers in Medizin oder Physiologie ist das Karolinska-Institut in Stockholm zuständig, der Nobelpreis für Literatur ist Angelegenheit der Schwedischen Akademie, und der Friedensnobelpreis schließlich wird von einem vom Storting, dem norwegischen Parlament, gewählten Komitee vergeben. Im Jahre 1968 stiftete die Schwedische Reichsbank im Andenken an Alfred Nobel einen Preis für Wirtschaftswissenschaften, der seither umstritten ist und dessen Abschaffung immer wieder gefordert wird, weil er eben kein »richtiger« Nobelpreis sei.
Die Regeln, wer überhaupt Kandidaten nominieren darf, unterscheiden sich je nach Preis. Die beiden Grundregeln, die immer gelten, sind folgende: Erstens, niemand darf sich selbst vorschlagen. Zweitens, sowohl die Mitglieder der Komitees als auch ehemalige Nobelpreisträger dürfen Vorschläge machen. Darüber hinaus pflegt jedes Nobelkomitee ein weltumspannendes Netzwerk von Kontakten zu wichtigen Institutionen des Fachgebiets. Dieser Kreis umfasst jeweils mehrere tausend Personen, an die alljährlich ein Rundschreiben verschickt wird mit der Bitte, Kandidaten für den Nobelpreis zu benennen. Alle Nominierungen, die für die Preisvergabe des laufenden Jahres in Betracht gezogen werden sollen, müssen dabei zwingend vor dem ersten Februar bei dem betreffenden Nobel-Komitee eingegangen sein.
Vom ersten Februar an machen sich die Nobel-Komitees an die Bewertung der Nominierungen. Hierbei sind inzwischen jeweils eigens gegründete Nobel-Institute behilflich, da es heutzutage die Möglichkeiten eines fünfköpfigen Komitees bei weitem überstiege, auch nur die wichtigste Fachliteratur zu sichten, geschweige denn, die Arbeiten zu bewerten, die die Vorgeschlagenen geleistet haben.
Doch das Nobel-Komitee bereitet die Entscheidung nur vor, es trifft sie nicht. Es ist die Nobelversammlung, die letzten Endes den Preis vergibt, und Aufgabe des Komitees ist es, ihr bis zu ihrem Zusammentreten Anfang Oktober eine Liste von Vorschlägen vorzulegen, über die abgestimmt wird. In der Praxis sind diese Empfehlungen meist vorentscheidend, aber die Versammlung ist nicht gebunden, sondern kann theoretisch auch jemanden wählen, der nicht vom Komitee vorgeschlagen wurde. So verwarf die aus den etwa 50 Professoren des Karolinska-Instituts bestehende Nobelversammlung 1979 den damaligen Vorschlag des Komitees, von dem man nur weiß, dass er auf biomedizinische Grundlagenforschung ausgerichtet war, und erkannte den Nobelpreis stattdessen den Erfindern der Computertomographie zu.
Unmittelbar nach dieser Abstimmung erfolgt der berühmte Anruf bei dem oder den Betreffenden, und in einer Pressekonferenz im Anschluss daran wird der künftige Nobelpreisträger bekannt gegeben. Der Preis darf, so hat es Alfred Nobel verfügt, auf maximal drei Gewinner verteilt werden. Mit Ausnahme des Friedensnobelpreises, der auch an Institutionen und Gruppen gehen kann, kommen für Nobelpreise nur Einzelpersonen in Frage, die zudem zum Zeitpunkt der Wahl noch am Leben sein müssen. Einzig wer nach der Wahl und Bekanntgabe im Oktober, aber vor der Verleihung im Dezember stirbt, erhält den Nobelpreis posthum. Der letzte derartige Fall ereignete sich 1996, als William Spencer Vickrey kurz nach der Bekanntmachung, dass er mit dem Preis in Wirtschaftswissenschaften ausgezeichnet worden war, einem Herzleiden erlag.
Der Nobelpreis ist mit einem Preisgeld von heutzutage etwa einer Million Euro einer der am höchsten dotierten Preise der Welt. Und er ist es schon immer gewesen. Zwar war die Summe in den ersten Jahren des Nobelpreises, vor den großen Inflationen und Weltkriegen, nominell geringer, entsprach damals aber dem Gehalt eines Hochschulprofessors für fünfundzwanzig Jahre und stellte damit einen womöglich noch höheren Wert dar als heute. Nobels Vorstellung war es – deshalb auch seine für die damalige Zeit revolutionäre Ausrichtung des Preises auf Einzelpersonen –, junge, vielversprechende Forscher und Künstler zu fördern und unabhängig von materiellen Beschränkungen zu machen.
In der Praxis sind es aber in der Mehrzahl ältere Männer, die für lange zurückliegende Entdeckungen oder Werke ausgezeichnet werden. Seit Jahrzehnten liegt das Durchschnittsalter der
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