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Der Novembermörder

Der Novembermörder

Titel: Der Novembermörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Tursten
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war, dass die Gerichtsmedizin kein passendes Berufsfeld für eine Frau war.
    Der weiße Ford Escort mit der Aufschrift »Arzt« auf beiden Vordertüren war am Rand des abgesperrten Gebiets abgestellt. Heraus segelte die Professorin der Gerichtsmedizin. Auch die, die keine Ahnung von ihrem Beruf hatten, wichen ihrer selbstverständlichen Autorität. Ihr flammend rotes Haar harmonierte ausgezeichnet mit dem weichen, senffarbenen Wollcape. Sie ging zu der Leiche, nahm das Cape ab und bat einen Polizisten, es zu halten. Ein schneeweißer Arztkittel kam zum Vorschein. Sie öffnete die kleine Tasche, die sie bei sich trug, zog ein Paar Gummihandschuhe über und hockte sich neben von Knechts Überreste. Die Kriminaltechniker hatten gerade einen Scheinwerfer installiert, sodass sie besser sehen konnte. Nicht einen Blick hatte sie in die Runde geworfen. Professor Stridner hatte über ihre exklusiven Lederschuhe ein Paar Plastikhüllen gezogen. Um die Leiche herum gab es viel Blut, vermischt mit anderen Dingen und verdünnt durch das Regenwasser. Ziemlich matschig die ganze Angelegenheit.
    Um das Gefühl zu haben, etwas Nützliches zu tun, beschloss Irene Huss, erst einmal die anwesenden Polizisten zu befragen. Den Leiter der Bereitschaftspolizei, Håkan Lund, kannte sie gut. Vor fünfzehn Jahren hatten sie gleichzeitig in dem damaligen dritten Distrikt, dem jetzigen PO1, angefangen. Lund war nicht viel größer als sie, höchstens einsachtzig. Aber seine Taillenweite würde bald die gleichen Ausmaße annehmen, wenn er nicht aufpasste.
    Die Leute von Einsatzkommando hatten ihre Instruktionen bekommen. Håkan Lund wandte sich Irene Huss zu und begrüßte sie freundlich: »Hallo, Huss! Ist die Kripo auch schon da?«
    »Grüß dich. Ja, diesmal sind wir rechtzeitig gerufen worden. Wann seid ihr da gewesen?«
    »Wir haben den Alarm kurz nach halb sechs von der Einsatzzentrale gekriegt. Wir sind direkt hergefahren. ›Höchste Priorität! Richard von Knecht liegt tot Ecke Molinsgatan-Aschebergsgatan!‹«
    »Wie sah es aus hier?«
    »Das reinste Chaos! Die Geier hatten sich schon versammelt. Wir wären fast nicht durch die Gaffer gekommen. Aber wir haben geschoben und ein paar Drohungen ausgestoßen und dann die Sperren aufgestellt. Und zwar ziemlich großzügig, wie du siehst. Der eine oder andere hat trotzdem noch versucht, unter den Plastikstreifen hindurch zu schlüpfen, aber denen habe ich den Marsch geblasen. Und nicht zu leise!«
    Irene Huss konnte sich die Szene lebhaft vorstellen. Sie fragte schnell weiter. »Wer hat Richard von Knecht identifiziert?«
    »Seine Frau und sein Sohn. Als wir durch die Menschenmenge kamen, stand da eine total durchnässte Frau und weinte. Ein junger Mann versuchte sie zu stützen. Das waren Frau von Knecht und ihr Sohn. So weit ich verstanden habe, befanden sie sich gerade auf der Straße, als er fiel«, sagte Håkan Lund voller Mitgefühl.
    »Und wo sind sie jetzt?«
    »Der Krankenwagen hat sie zum Sahlgrenska gefahren. Mit ihr kannst du bestimmt ein paar Tage lang nicht reden, und der Junge war kreidebleich. Der hat sich schon übergeben, als sie noch gar nicht richtig im Krankenwagen saßen.«
    Håkan Lund wirkte nachdenklich, aber dann hellte sich sein Gesicht auf und er meinte: »Du, ich habe da eine interessante Person aufgetan, die musst du unbedingt sprechen. Komm!«
    Irene Huss folgte ihm zum Einsatzwagen. Mit einer theatralischen Geste öffnete er die Seitentür und sagte: »Das hier ist Frau Karlsson. Frau Karlsson, das ist Inspektorin Irene Huss.«
    Er wandte sich der kleinen Frau in hellgrauem Trenchcoat zu, die nur stumm zur Begrüßung nickte. Auf ihrem Schoß saß ein brauner Dackel, der offensichtlich nicht an Stummheit litt. Durch das wütende Gebell des Hundes hörte Irene Huss Håkan Lund sagen: »Das ist die Zeugin, die am nächsten dran war. Sie befand sich ungefähr sieben Meter vom Aufprallpunkt entfernt.«
    Irene wandte sich der Frau zu. Eine dünne weiße Hand streckte sich ihr zitternd entgegen. Sie umfasste vorsichtig die gebrechliche, kalte Hand. Mit therapeutischem Tonfall begann sie: »Frau Karlsson, ich würde gern mit Ihnen über das tragische Geschehen sprechen, das sie heute Abend haben mit ansehen mussten …«
    »Es war schrecklich! Ich bin jetzt bald siebenundsiebzig Jahre, und das hier ist das Fürchterlichste, was mir in meinem ganzen Leben passiert ist! Mit ansehen zu müssen, wie ein Mann vor den eigenen Füßen zerschmettert wird! Er ist ja fast auf

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