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Der Novembermörder

Der Novembermörder

Titel: Der Novembermörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Tursten
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du Sorgen?«
    »Nein, nichts. Es ist nur dieses trübe Wetter. Und dann noch ein Selbstmord. Alles ist so grau. Grau, grau, grau!«
    Der Kommissar nickte zustimmend und starrte mit finsterer Miene in den schwarzen Regen hinaus, der von den Sturmböen gegen die Windschutzscheibe geworfen wurde. Schließlich fragte er: »Woher weiß die Einsatzzentrale, dass es wirklich Richard von Knecht ist, der da gesprungen ist?«
    »Dem Wachhabenden zufolge befanden sich seine Frau und sein Sohn unten auf der Straße. Offenbar hat der Sohn die Polizei gerufen.«
    »Weißt du, aus welchem Stockwerk er gefallen ist?«
    »Nein, aber anscheinend war es ziemlich hoch.«
    Ein paar Minuten herrschte Schweigen. Dann räusperte sich der Kommissar und fragte: »Weißt du was über diesen Richard von Knecht?«
    »Das, was die meisten wissen. Stammt aus adligem Haus und ist reich. Ein Geschäftsmann, wie er im Buche steht, mit allen Wassern gewaschen, Mitglied von Göteborgs High Society. Glaubt man dem Wirtschaftsmagazin, dann ist er ein Geschäftsgenie, aber laut meinem Mann hat er nur unglaubliches Schwein gehabt.«
    »Ist Krister jetzt auch noch unter die Wirtschafts- und Aktienexperten gegangen?«
    »Nein, nein. Aber er hat vor ein paar Jahren durch die Umstrukturierung zwanzig Trygg-Hansa-Aktien bekommen. Trotzdem ist er immer noch bloß Küchenchef im Glady’s Corner.«
    »Aber das ist doch ein guter Job, oder? Die Adresse soll im Augenblick richtig in sein, wie ich gehört habe.«
    »O ja.«
    Durch die hektisch arbeitenden Scheibenwischer konnten sie jetzt das pulsierende Blaulicht der Einsatzfahrzeuge sehen. Das Einsatzkommando war da und die Besatzung hatte einen größeren Bereich abgesperrt. Der Platz, wo der Körper aufgeschlagen war, wurde von einem weichen Lichtschein erleuchtet, der durch die Scheiben in der Eingangstür eines exklusiven Herrenausstatters fiel. Die Tür war in die Ecke des Granitsockels des Hauses eingelassen worden. Kommissar Sven Andersson konnte sich schwach daran erinnern, dass sich in seiner Kindheit eine Apotheke hier befunden hatte. Aber ganz sicher war er sich nicht, da er in Masthugget aufgewachsen war.
    Über der Tür befand sich ein Erker. Jedes Stockwerk hatte einen derartigen Eckerker mit Fenstern, die in drei Richtungen gingen. Außer dem obersten, das dafür mit einem Balkon protzte, der mit einem turmförmigen Dach versehen war. Von dort war Richard von Knecht auf die Straße hinuntergestürzt. Kommissar Andersson ließ seinen Blick über das huschen, was von ihm übrig geblieben war, schaute aber schnell wieder weg. Auch Inspektorin Huss erschauerte. Keine schöne Art zu sterben, dachte sie. Einer von der Spurensicherung gesellte sich zu ihnen.
    »Der Gerichtsmediziner kommt gleich.«
    »Weißt du, wer Dienst hat?«, fragte der Kommissar.
    Ein Achselzucken war die Antwort. Mit Irene Huss im Kielwasser ging Kommissar Andersson zu dem parkenden Streifenwagen. Er beugte sich zu dem Polizisten hinunter, der auf dem Fahrersitz saß.
    »Hallo, Kommissar Sven Andersson von der Kripo.«
    »Hallo, Hans Stefansson von PO1. Haben sie euch schon hergerufen?«
    »Ja, das ging erstaunlich schnell. Wir wurden angeblich schon eine Viertelstunde, nachdem es passiert ist, gerufen, was wohl bedeuten würde, dass er um siebzehn Uhr fünfundvierzig gestürzt ist. Stimmt das?«
    »Nicht ganz. Wir waren als Erste hier, und ich war Punkt siebzehn Uhr fünfunddreißig vor Ort. Er kann höchstens fünf Minuten früher runtergesegelt sein. Mein Kollege und ich befanden uns auf dem Korsvägen, als der Einsatz kam. Ich nehme an, die genaue Zeit des Sturzes war siebzehn Uhr dreißig.«
    Ihr Gespräch wurde unterbrochen durch die Ankunft der Gerichtsmedizinerin Yvonne Stridner. Sie war Professorin für Rechtsmedizin und unbestritten eine der besten Pathologen des Landes. Aber Kommissar Andersson hatte so seine Probleme mit ihr. Professor Stridner war nämlich eine Frau, die wusste, was sie konnte, und keinen Grund sah, damit in irgendeiner Form hinter dem Berg zu halten. Irene Huss war schon bei mehreren Fällen dabei gewesen, bei denen die Hypothesen der Polizei durch die sorgfältigen gerichtsmedizinischen Gutachten von Yvonne Stridner ad absurdum geführt worden waren. Und bis jetzt hatte sie jedes Mal Recht behalten. Aber nicht das machte es Kommissar Andersson so schwierig, mit ihr auszukommen, sondern ihre autoritäre und akademische Art. Irene Huss hatte den starken Verdacht, dass der Kommissar insgeheim der Meinung

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