Der Opal
Infoguru getan hätte, wenn sie versucht hätte, ihm die Antennen auszustöpseln. Widerlich.
»Du hast Recht, Schleimsack. Es hat mich nicht interessiert, was aus dir wird. Ich wollte abhauen! Ich will es immer noch. Wenn ihr dabei draufgegangen wärt, hätte das Schiff euch abgeputzt. Scheißegal! Verstehst du, was ich meine, du Artist? Du bist mir egal! Eline ist mir egal! Eure ganze Kultur ist mir völlig egal! Treue!«
Haku sagte: »Lass mich los.« Er sagte es auf eine Weise, die sie gehorchen ließ.
»Aber natürlich, Haku«, versuchte sie diesen Gehorsam zu ironisieren, aber es gelang ihr nicht. Sie drehte sich ruckartig um. »Ja, ja, ja, ich bin eine schlechte Verliererin! Ich verliere ungern! Ich werde zerrissen! Von Spinnern, die Krieg miteinander führen, um herauszufinden, wer besser singt. Das sind Aussichten! Das ist ein Leben!«
Inzwischen war sie bei Eytarri angekommen, der immer noch seinen Kopf in die Bildschirme stecken wollte. Selten so was Blödes gesehen. Wahrscheinlich glaubte er, ihm würden die Haare wirklich gewaschen, nur weil sich seine Kopfhaut nass anfühlte.
»Und du, was bist du? Doof? Was bist du? Wo haben sie dich eigentlich ausgegraben? Wozu bist du gut? Sag was!«
Eytarri grinste sie nur an. »Ich bin ein Zamna. Wir haben einen Vertrag.«
Latil trat ihn in den Hintern. Lachend lief er davon. Sie lehnte sich an den Stamm, an dem er gerade noch die bunten Bilder betrachtet hatte. Sie ließ sich daran hinunterrutschen, bis sie auf dem Boden saß. Eytarri lachte immer noch. Haku summte etwas. Es klang seltsam beruhigend.
»Ich könnte mein letztes Geld verschniefen. Ich könnte mich richtig gut bumsen lassen. Ich könnte sogar Urlaub machen, auf irgendeinem Erlebnismond. Stattdessen sitze ich hier unter Bäumen und rede mit mir selbst.«
»Du bist bei deinem Clan der letzte Dreck. Demnächst wäre dein Konto erloschen, weil du zu wenig Geld hast. Du wärst eine Hafenratte geworden, ohne Geld, ohne Wohnung, ohne Transport, ohne alles. Wenn du Eline umbringst, schenken wir dir das Schiff.«
Haku sprach gleichmütig, ohne Verachtung, ohne Aufregung. Es war dieser Gleichmut, der sie wahnsinnig machte. Während er sprach, hörte er nicht auf zu summen. Sie stand auf, ging zu ihm und kniete vor ihm nieder. Er sah sie friedlich an. Bevor sie ihn schlagen konnte, wurde es hell im Säulenwald. Alle Schirme zeigten dasselbe Bild: eine Klinge, die das milchige Blau des Opals zerteilte und sich so lange vorschob, bis sie es ganz von der Bildfläche verdrängt hatte. Alle Schirme zeigten eine Wand aus schimmerndem, dunklem Stahl, durchsetzt von Lichterschwärmen. Sogar Eytarri hörte mit seinem Idiotengelächter auf.
»Die Flotte…«, begann das Schiff.
»…ist da«, vervollständigte Kea von allen Schirmen herab.
Latil öffnete ihre Faust, die noch geballt gewesen war. Ihr wurde bewusst, dass sie vor Kea kniete.
Kea sagte: »Die Wallfahrt hat dieses Jahr ein wenig überstürzt begonnen.« Sie lächelte wissend. »Ich habe hier jemanden, der dich kennen lernen möchte.«
Latil kannte all das. Die schöne kalte Kea und die Sayakh-Königin. Latil hatte keine Worte mehr für ihren Hass.
»Du singst schlecht«, sagte sie.
Kea lachte.
»Ihr kommt hier nicht rein«, sagte Latil ohne jede Überzeugung.
»Das brauchen wir auch gar nicht«, antwortete Kea.
Das Schiff begann sich zu bewegen.
Klang und Echo
Wie oft hatte sie das jetzt schon im Opal zu schmecken bekommen? In der Hand dieser Leute zu sein, zwischen den schmalgliedrigen und dennoch starken Fingern dieser Hand nicht einmal mehr herausschauen zu können, ja nicht einmal mehr zu wissen, ob es außer dieser Hand überhaupt noch ein Draußen gab. Als die Passage englouti von der Echo geschluckt wurde, genau in dem Moment, als sie durch die seltsam organisch geformte Ladeluke eingesogen wurde, beim Übertritt von der milchigen Bläue in die dunkle, stählerne Höhle, fragte sich Latil irrationalerweise, wie lange sie jetzt eigentlich schon im Opal war. Eine Woche? Zwei Wochen? Einen Monat? Sie konnte sich die Frage nicht beantworten. »Nur so zum Spaß. Kannst du jetzt tunneln?«
»Du bist verrückt«, sagte das Schiff. »Ich weiß im Moment nicht einmal genau, wo ich bin.«
Das Schiff klang ängstlich. Das machte Latil mächtig Angst. Sie standen zu dritt in der Aussichtskanzel, die wie ein Fischauge in der Haut der Passage englouti saß und jetzt auf eine sehr fremde Tiefsee hinaussah. Es gab zunächst nicht viel Licht
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