Der Orden
wurden von einer schwarzen Umrandung betont. Trotz dieser kostspieligen Bemühungen sah er so alt aus, wie er war, oder noch älter, und wie sie inzwischen wusste, wurde er von Magengeschwüren und der Gicht gepeinigt, den Krankheiten eines genusssüchtigen alten Mannes. Heute wirkte er seltsam nervös.
»Du hast eine einträgliche Beschäftigung gefunden, wie ich sehe«, sagte er. »Wie lange bist du nun schon hier – zwei Jahre? Du warst fleißig. Sehr, sehr fleißig.«
Sie breitete die Hände über ihren Schriftrollen und Tafeln, ihren Siegeln mit dem Ordenssymbol der sich küssenden Fische aus. »Ich handle mit Informationen. Sie halten alles in Gang, Amator. Geschäfte, Städte, Imperien. Du solltest das wissen.«
»Ich hatte keine Ahnung, dass du solche Fähigkeiten entwickelt hast.«
»Du weißt ohnehin nicht viel über mich.«
»Mag sein. Ich hätte dich einstellen sollen und nicht Brica.«
Sie schüttelte den Kopf. »Ich glaube nicht, Amator. Meine Pläne haben nichts mit dir zu tun.«
Er sah ihr ins Gesicht. »Jetzt, wo du mein Geld nicht mehr brauchst, bist du kühl und abweisend, nicht wahr? Sind dies hier Aufzeichnungen über die Arbeit deines Ordens?«
»Ja. Aber es sind auch einige Unterlagen über die Geschichte des Ordens dabei, bis zurück in die Zeit von Vesta. Ich bewahre solche Dinge gern auf. Und…« Sie zögerte.
»Ja?«
»Es ist auch etwas von mir dabei.« Sie hatte angefangen, einer Art Biografie zu schreiben, die Geschichte ihres bewegten Lebens und der Ereignisse, die es geformt hatten. »Ich möchte, dass meine Enkeltöchter wissen, woher ich komme – wie sie hierher gekommen sind. Du spielst darin eine Hauptrolle, Amator.«
Er lachte. »Du solltest ein Stück daraus machen. In Neros Theater wären deine belanglosen Rechtfertigungen und banalen Klagen sicher ein großer Erfolg.« Er drehte sich mit ausgebreiteten Armen beinahe elegant um, wie ein Tänzer. »Aber all dieses Geschreibsel und Gekritzel wird dir nicht das Geringste nützen, wenn die Barbaren kommen. Die wollen nur dein Geld. Und die Körper deiner hübschen Nichten.«
»Darauf bin ich vorbereitet.«
»Du bist eine dumme, selbstgefällige alte Frau. Die Vandalen werden dir den Hals durchschneiden.«
»Wir werden sehen.«
Er sah sie neugierig an, unverkennbar um eine geringschätzige Miene bemüht, die ihm jedoch nicht so recht gelingen wollte.
In der Tat hatte sie sich seit ihren ersten Tagen beim Orden auf die Möglichkeit eines Zusammenbruchs vorbereitet. Schließlich hatte sie das alles bereits durchgemacht. Es war ihr Lebensziel gewesen, einen sicheren Hafen für sich und ihre Familie zu finden. Rom selbst, mit seinen mächtigen Mauern und Marmormonumenten und achthundert Jahren arroganter Herrschaft, würde gewiss mehr Schutz bieten als das arme Verulamium. Dennoch hatte sie ein Schlupfloch vorbereitet, wie sie es innerlich nannte.
Sie sah, dass Amator trotz seiner Angeberei nicht annähernd so gut vorbereitet war. Sehr schön, dachte sie; je verwundbarer er war, umso besser, denn sie war noch nicht fertig mit ihm. Aus diesem Grund hatte sie besonderen Wert darauf gelegt, ihn zur Hochzeit ihrer Tochter und den anderen Feiern einzuladen. Je öfter er in ihrer Nähe war, desto mehr Gelegenheiten würde sie haben, sich mit ihm zu befassen.
»Die Feiern finden erst morgen statt. Warum bist du hier, Amator? Bist du so traurig, dass du eine Arbeiterin aus deinem Brotladen verlierst?«
»Brica ist ein langweiliges, beschränktes Mädchen. Sie sieht gut aus, aber ihr fehlen dein Geist und Witz, kleines Huhn.« Seine Parade war jedoch nicht überzeugend. »Mir geht es eher um Sulla.«
»Aha. Endlich ein ehrliches Wort. Dein hübscher Jüngling.«
»Ich habe erst heute Morgen erfahren, dass er an euren Feiern teilnehmen soll«, sagte Amator nervös. »Ich hatte nicht vor, ihn mitzubringen.«
»Er hat von uns eine eigene Einladung bekommen.«
»Ja«, sagte er. »Und ich weiß auch, warum. Wegen Venus.«
Der Junge, dessen wahre Neigungen offenbar nicht denen Amators entsprachen, hatte sich in Helenas Enkeltochter Venus verliebt und war zur Volljährigkeitsfeier des Mädchens eingeladen worden.
»Das stört mich nicht weiter. Der Junge hat ein gutes Herz.«
Amator zeigte mit dem Finger auf Regina. »Ich weiß, dass du das eingefädelt hast, du Hexe. Du hast dafür gesorgt, dass sie sich kennen gelernt haben, und hast ihre Beziehung anschließend gefördert. Und ich weiß auch, warum.«
Sie lächelte. »Um
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