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Der Orden

Der Orden

Titel: Der Orden Kostenlos Bücher Online Lesen
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den aufgeblasenen Wangen. »Tiefer und tiefer. Und wer ist nun der Vater dieses zweiten Kindes?«
    »Derselbe Kerl«, sagte Daniel. »Dasselbe Arschloch. Dieser Giuliano, oder wie er heißt.«
    Peter runzelte die Stirn. »Wie kommt es dann, dass sie seinen Namen nicht kennt?«
    Daniel holte Luft. »Weil er nur ein einziges Mal mit ihr geschlafen hat.«
    Peter dachte darüber nach und lachte dann schallend.
    Daniel errötete und sagte verlegen: »Sie haben doch nicht die geringste Ahnung, Mann.«
    »Ich hab dir ja gesagt, dass sie mir nicht glauben würden«, sagte Lucia verzweifelt. Das Taschentuch an die Nase gedrückt, blickte sie mit tränennassen Augen, die herzzerreißend meinen eigenen ähnelten, zu mir auf.
    »Immer mit der Ruhe«, beschwichtigte ich sie. »Lucia, du sagst, du willst nicht ein Baby nach dem anderen bekommen… Haben sie das von dir verlangt? Der Orden – äh, meine Schwester?«
    »Ja. Ohne mich vorher zu fragen.«
    »Und warum gerade von dir?«, fragte Peter.
    Sie wandte den Blick ab. »Weil ich erwachsen geworden war.«
    Erst auf weitere Nachfragen stellte sich heraus, dass sie damit das Einsetzen ihrer Periode meinte.
    Peter fragte: »Dann ist das also eine Art Babyfabrik da unten?«
    »Peter…«
    »Wenn man skrupellos ist, George, dann kann ein gesundes weißes Kind eine Menge Geld einbringen. Die großen Adoptionsagenturen in den Vereinigten Staaten…«
    »So ist das nicht«, fiel ihm Lucia ins Wort.
    »Aber sobald ein Mädchen zum ersten Mal seine Periode bekommt, wird es geschwängert«, sagte Peter. »Stimmt’s?«
    »Nein.« Sie fand das schwierig, aber ich sah die Entschlossenheit, die Kraft in ihrem Gesicht. »Sie hören nicht zu. Nicht jedes Mädchen. Manche. Nur ich. Die anderen Mädchen können keine Babys bekommen.«
    Die Regel der drei Mütter, dachte ich geistesabwesend und erinnerte mich an Reginas Biografie. »Du meinst, sie dürfen es nicht?«
    »Nein«, sagte sie. »Sie können nicht.«
    Peter dachte darüber nach. »Sie sind Neutren?« Er lachte wieder.
    Daniel starrte ihn wütend an. »Es ist wahr, Mann. Ich bin einer von ihnen begegnet. Sie hieß Pina – ungefähr fünfundzwanzig, schätze ich. Hat behauptet, sie wäre Lucias Freundin, aber das stimmt nicht; sie hat sie an die anderen Ekelpakete verraten. Ihr hättet sie sehen sollen – keine Titten, Hüften wie ein zehnjähriger Junge. Sie ist fünfundzwanzig, aber noch nicht in der Pubertät.«
    Das war natürlich unmöglich. Absurd. Doch ich dachte an meinen eigenen Abstieg in die Krypta zurück und erinnerte mich an die alterslosen Gestalten, die sich in den Gängen und Halbgeschossen um mich gedrängt hatten – größtenteils Frauen und Mädchen, einige wenige Männer, nicht schlank, aber ohne Figur, ohne Busen und Hüften… Mir wurde bewusst, dass Rosa die einzige Frau dort gewesen war, die reif ausgesehen hatte. Damals war mir das nicht aufgefallen – vermutlich war ich einfach überwältigt gewesen von dieser stickigen, verwirrenden Umgebung, von so viel Fremdartigkeit, dass ich etwas derart Simples gar nicht bemerkt hatte – und dennoch, als ich nun daran zurückdachte, war es frappierend.
    Ich sah Peter an. »Wie könnte so etwas zustande kommen?«
    »Und warum?… Ich habe keine Ahnung«, meinte er nervös. »Aber wenn das auch nur andeutungsweise stimmt, dann haben wir es hier nicht nur mit einer geldgeilen Sekte zu tun, George.«
    Lucia schrie auf, krallte die Hände in ihren Bauch, beugte sich vornüber und erbrach sich.
     
    Peter und ich reagierten reflexartig. Wir sprangen beiseite, weg von dem stinkenden Schwall. Aber Daniel hatte bessere Instinkte. Er beugte sich vor und packte Lucia an den Schultern. »Ist schon gut. Ist schon gut…«
    Peter wühlte in seiner Tasche nach dem Handy.
    »Ich weiß nicht, was, zum Teufel, hier los ist«, sagte ich zu Daniel. »Aber wir bringen sie ins Krankenhaus. Und zwar sofort.«
    »Nein«, erwiderte er. »Der Orden…«
    »Zur Hölle mit dem Orden.« Peter hatte einhändig die Notrufnummer eingegeben. »Das sind doch nicht die verdammten Illuminati – he!«
    Daniel hatte ihm das Telefon aus der Hand gerissen und die Verbindung unterbrochen. »Okay. Aber dann sollten wir sie wenigstens woanders hinbringen, als sie es vielleicht erwarten.«
    Peter griff nach dem Telefon, aber ich stieß seine Hand weg. »Wohin, Daniel?«
    »In der Via Emilio Longoni gibt es ein amerikanisches Krankenhaus. Dreißig Minuten außerhalb der Stadt.«
    »Zu weit«, knurrte

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