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Der Orden

Der Orden

Titel: Der Orden Kostenlos Bücher Online Lesen
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oder dergleichen, vielleicht auch aus Röhrenwürmern – wahrscheinlich anaerob; sie leben von den Mineralien und der Wärme, die aus den Spalten im Boden sickern. Die Radioaktivität sorgt dafür, dass der Kern des Planeten heiß bleibt, obwohl diese verlorene Sonne längst erkaltet ist. Seltsame Ironie – das Leben auf dieser Welt wird wahrscheinlich länger bestehen, als wenn er in der Umlaufbahn um seine Sonne geblieben wäre.«
    Abil meldete sich zu Wort: »Erzählen Sie uns vom Labyrinth, Sir.«
    Sie zeichnete etwas mit einem Finger auf das lockere Eis. »Das Labyrinth ist ein grobes Toroid, das um diesen Zentralberg herum ins Eis gegraben wurde. An manchen Stellen ist es weit über einen Kilometer tief. Es ist keine simple Struktur, sondern ein Gewirr miteinander verbundener Kammern und Korridore. Wir vermuten, dass die Geburtsräume ganz unten sind, dem Berggestein am nächsten; das ist die übliche Anordnung.
    Und hier« – sie durchschnitt ihre Zeichnung mit diagonalen Linien, die vom Torus aus nach oben und nach unten zur Flanke des Berges verliefen – »Kanäle. Zugangsrinnen. Einige davon senkrecht, wahrscheinlich die ältesten, ausgestattet mit Hebezeug; in den neueren gibt es wahrscheinlich Treppen und Leitern. Wie ihr seht, gelangt man durch diese Kanäle an die Oberfläche, um die Toten zu entsorgen oder um Sauerstoff und vielleicht auch andere Ressourcen zu beschaffen. Diese unteren Tunnels führen bis zur Flanke des Berges hinab, zum flüssigen Wasser und den Lebensformen dort unten. Wenn die Kolonisten über geeignete Verarbeitungsmöglichkeiten verfügen, können sie von den lokalen organischen Verbindungen leben.« Sie blickte auf. »Ihr müsst wissen, dass es bei Kolonien dieses Typs üblich ist, so viele Rohstoffe wie möglich wieder zu verarbeiten.« Sie ließ die Worte in dem Schweigen hängen.
    »Sie meinen Menschen?«, fragte Denh. Sie sah aus, als wäre ihr übel. »Aber wir haben doch die Leichen in diesem Ring gesehen.«
    Dower zuckte die Achseln. »In diesen wilden Labyrinthen variieren die Muster… Ihr müsst euch nur zwei Dinge merken. Erstens, wir befinden uns in einem Krieg, der in der gesamten Galaxis tobt. Unser außerirdischer Feind ist gnadenlos und interessiert sich weder für eure Gewissensbisse noch für Ihre Übelkeit, Denh. Wir brauchen warme Körper, die man in den Krieg schicken kann. Deshalb sind wir hier. Wir sind eine Presspatrouille, mehr nicht. Und zweitens – denkt daran, was immer ihr dort unten sehen werdet, wie seltsam es euch auch erscheinen mag: Dies sind Menschen. Nicht wie ihr – eine andere Art –, aber trotzdem Menschen. Es gibt also keinen Grund, sich zu fürchten.«
    »Ja, Sir«, ertönte der rituelle Chor.
    »In Ordnung. Abil.«
    Denh drängte sich nach vorn. »Lassen Sie mich das machen, Captain.« Sie sprang in das Loch, rieb sich die Hände und tat unter dem leisen Gelächter ihrer Freunde so, als spuckte sie hinein. »Im Uhrzeigersinn, oder was meint ihr?« Sie drehte das Rad.
    Der Boden unter Abils Füßen erbebte. Der große Deckel aus Metall und Stein glitt zurück, verschwand unter dem Eis. Denh stieß einen Jubelschrei aus und sprang aus ihrem Loch.
    Der Kanal war ein breiter, schräger, ins Eis gehauener Tunnel mit primitiven Stufen in der Bodenfläche, vier, fünf, sechs parallel verlaufenden Treppen. Das einzige Licht kam von den Sternen und ihren Hautanzügen.
    Acht der zehn Teams würden in den Kanal einsteigen, zwei an der Oberfläche Wache halten. Dower gab zwei Teams ein Zeichen, die Führung zu übernehmen. Abils rotes Team war eins davon.
    Abil kletterte als Erster in das Loch. Mühelos, aber wachsam stieg er die Stufen hinunter, hinein in tiefere Dunkelheit. Seine Hände waren leer; obwohl sein Team hinter ihm von Waffen starrte, kam er sich nackt vor.
    Abil war vielleicht zweihundert Meter weit in das Loch abgestiegen, als das Eis unter seinen Füßen plötzlich von neuem erbebte. Der Deckel schloss sich über dem Loch, wie ein riesiges Augenlid, und sperrte die Sterne aus. Er hörte, wie seine Leute nach Luft schnappten und schneller atmeten; die ersten Anzeichen aufkeimender Panik. Er versuchte, seine eigene Atmung in den Griff zu bekommen. »Immer mit der Ruhe, rotes Team«, sagte er. »Denkt an eure Instruktionen. Damit haben wir gerechnet.«
    »Der Corporal hat Recht«, knurrte Dower irgendwo über ihm. »Das ist eine Luftschleuse. Wartet jetzt einfach.«
    Ein paar Herzschläge lang hingen sie in der Dunkelheit; die

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