Der Orden
hatten kleine, knospenartige Genitalien, die Brüste der Weibchen waren klein, ihre Hüften schmal. Niemand von ihnen schien eine Körperbehaarung zu besitzen.
Alles mit einem einzigen Blick. Dann stürmten die Koaleszenten vorwärts. Sie erhoben kein Geschrei, machten keinerlei Drohgebärden; das einzige Geräusch war das Tappen ihrer Füße auf dem Boden, das Zischeln, mit dem ihre Haut die Eiswände streifte. Abil stand wie versteinert da und sah zu, wie die menschlichte Flut auf ihn zubrandete.
»Runter! Runter!«, schrie Denh.
Aus einem Reflex heraus warf Abil sich zu Boden. Kirschrotes Laserlicht bohrte sich fadendünn durch die Luft über ihm, schnurgerade wie eine geometrische Übung.
Das Licht schnitt durch die Menge. Gliedmaßen wurden durchschnitten und abgetrennt, Eingeweide ergossen sich aus aufgeschlitzten Brusthöhlen, selbst Köpfe fielen inmitten unfassbarer Fontänen karmesinroten Blutes. Jetzt waren Geräusche zu hören, Schreie, Rufe und leise Grunzlaute.
Die erste Welle war in sich zusammengebrochen; binnen Sekundenbruchteilen hatte die meisten der Tod ereilt. Aber Weitere kamen heran, stiegen über die zuckenden Kadaver ihrer Gefährten hinweg, bis sie ebenfalls fielen. Und dann kam eine dritte Welle.
Abil war noch nie mit Tod in solchem Ausmaß konfrontiert gewesen – tausend oder mehr, tot binnen Sekunden –, es war unvorstellbar, bar jeder Vernunft. Und dennoch kamen sie weiter heran. Es war nicht einmal Mord, sondern eine Art Massenselbstmord. Die Taktik der Koaleszenten schien einzig und allein in der Hoffnung zu bestehen, dass den Soldaten der Treibstoff oder die Munition ausginge, bevor sie keine Leiber mehr hatten, die sich den Soldaten in den Weg stellten. Aber dazu würde es nicht kommen, dachte Abil traurig.
Mittlerweile waren so viele getötet worden, dass ihre aufgehäuften Leichen den Tunneleingang verstopften. Abil versuchte, wie ein Corporal zu denken. Er stand auf und winkte mit dem Arm. »Die Flammenwerfer vor!«
Vier von seiner Truppe, die klobige Tornister trugen, eilten nach vorn. Sie schickten Feuerstöße in den wachsenden Wall von Leichen und gegen die Verteidiger, die nach wie vor über ihre Gefährten hinwegkrabbelten. Dutzende weiterer Koaleszenten fielen kreischend auf den Haufen; ihre Gliedmaßen brannten wie Zweige in einem Feuer. Der Leichenhaufen brannte ebenfalls. Bald war die Luft von Rauch und grässlichen Fetzen verbrannter Knochen und verkohlter Haut erfüllt.
Aber die Flammen konnten Abil und seinen Männern in ihren Hautanzügen nichts anhaben. Er winkte erneut. »Los, los, los!«
Abil führte sie ins Feuer. Er hielt sich die Arme vor die Sichtscheibe, als er auf die Flammenbarriere traf, und spürte, wie die verkohlten Leichen um ihn zerbröselten, als er sich gewaltsam seinen Weg durch sie hindurch bahnte. Binnen Sekunden hatte er den Wall durchquert und befand sich in der dichteren Luft des Korridors jenseits der Luftschleuse.
Und er stand weiteren Menschen gegenüber – tausenden, die sich alle auf unheimliche Weise ähnelten. Nur einen Moment lang verhielt die erste Reihe und sah diesen Mann an, der aus den tödlichen Flammen gekommen war. Dann wogten sie vorwärts. Der Korridor war eine Tube voller Menschen, die wie Kleister auf ihn zuquollen.
Aber sie liefen in Flammen hinein. Die erste Reihe schmolz dahin wie Schneeflocken.
Danach überließ Abil den Flammenwerfern die Führung. Sie brannten eine Schneise durch die wimmelnde Menge, und die Soldaten marschierten über einen Teppich aus verbranntem Fleisch und durchschnittenen Knochen. Die Menge schloss sich hinter ihnen, ballte sich wie Antikörper um eine Infektion, aber das disziplinierte Feuer der gut ausgebildeten Soldaten hielt sie fern. Es war, als hackten sie sich ihren Weg in einen riesigen Körper, auf der Suche nach seinem schlagenden Herzen. Während die Drohnen um Abil herum starben und die Wellen all dieser einander so ähnlichen Gesichter im grellen Gleißen der Flammen verbrutzelten, stumpften seine Gefühle allmählich ab.
Als sie jedoch tiefer vordrangen, registrierten die Soldaten eine Veränderung. Hier waren die Angreifer ebenso wild, aber sie wirkten jünger. Das gehörte zu dem Muster, auf das er vorbereitet worden war. Er wünschte, er könnte einen Weg finden, die Kleinsten, Kindlichsten zu verschonen. Aber diese Jungen warfen sich ebenso stürmisch in die Flammen der Soldaten wie die Älteren.
Und dann durchbrachen die Soldaten ganz plötzlich eine letzte
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