Der Osmanische Staat 1300-1922
auch zu den beiden Amerika.
Autobiographien/
Memoiren
Memoiren (19./
2C. Jahrhundert)
In das autobiographische Genre im Sinne von Erzählungen in der ersten
Person" führt C. KAFADAR sensibel ein [136]. Bekannt wurde die lebendige
Schilderung des Dolmetschers OSMÄN AcA aus Temeschwar über seine österreichische Gefangenschaft (1688-1689) durch R. F. KREUTEt.S Übersetzung [110]
und Ausgabe. Auf das Tagebuch eines jungen müderris aus der Mitte des
18. Jahrhunderts hat M. ZILFI [137] aufmerksam gemacht. Eine große Zahl von
Politikern des letzten osmanischen Jahrhunderts hat Memoiren hinterlassen. Nach
dem Sturz Abdülhamid II. (1909) erschienen nicht wenige Selbstzeugnisse mit
dem Versuch einer Rechtfertigung. Die „Erinnerungen" des Sultans selbst sind in
mehreren Sprachen zugänglich. Ihre Authentizität muß jedoch z. T. in Frage
gestellt werden. Für Persönlichkeiten der jungtürkischen Jahre sei beispielhaft
auf die kurzen, aber inhaltsreichen Memoiren einer der Schlüsselfiguren des
„Komitees", HALi1. MENTE~E, verwiesen, der nicht nur Präsident der Kammer
war, sondern während des Weltkriegs auch als Außen- und Justizminister eine
Rolle spielte. Dieses Buch steht hier beispielhaft für andere persönliche Quellen,
die z. T. schwer zugänglich als Fortsetzungen in Zeitungen erschienen und der
Neuauflage harren (wie etwa die Erinnerungen des jungtürkischen Finanzministers MEHMED CAVtD, 1943-46 in der Tageszeitung Tanin). Nicht vergessen
werden sollten Autobiographien und Memoiren von Persönlichkeiten, deren
Lebensschwerpunkt schon in der republikanischen Zeit liegt (wie $evket
Süreyya [Aydemir], Hüseyin Cahit [Yalkin], Ahmed Emin [Yalman], Falih Rifki
[Atay], Halide Edib [Adivar] und viele andere). Eine Übersicht über Biographien
und Memoiren des 19./20. Jahrhunderts ist enthalten in Türk Dill 21/246, 1972, 403-427. Das „Türkische Biographische Archiv" (TBA), ein Projekt des K. G.
Saur Verlages, wertet alle wichtigen osmanischen biographischen Sammelwerke
aus, soweit sie in modernen türkischen Neueditionen erschienen sind. Die 12
Lieferungen werden etwa 100000 biographische Einträge enthalten.
4. EINZELNE QUELLEN, V.A. HERRSCHERURKUNDEN; DEFTEROLOGIE
Auf die umfangreiche Erschließung von Stiftungsdokumenten (vakf-näme,
vakfiye) und sultanischen Befehlsschreiben seit dem Pionierwerk von F. KRAEI.ITZ-GREIFENHORST kann hier nur hingewiesen werden [ 138]. P. WlrrER hat in der
schon genannten Aufsatzserie [42] die frühosmanische Urkundenlehre zu einer
soliden Grundwissenschaft ausgebaut. Weitere beispielhafte Bearbeitungen
stammen u. a. von H. KALESHI [139], 1. BELDICEANU-STEINHERR [38], J. MATUZ
[140], C. SCHAENDLINGER U. CL. RÖMER [183].
Defterologie
Die Edition und Analyse von Registern (defter) zählt seit Jahrzehnten zu den
Kernaufgaben der historischen Osmanistik. Einträge von aus- und eingehenden
Urkunden in die Register der Zentralverwaltung und der Kadigerichte liegen in
fast unübersehbarer Zahl vor allem von der Zeit Süleymän I. (1520-1566) bis ins
späte 19. Jahrhundert vor. Auffällig ist, daß sich bis zur Mitte des 16. Jahrhunderts
nur einige hundert Registerbände (defter) erhalten haben. Auch die Statthalter der
Provinzen wurden zur defter-Führung eingehender Befehlsschreiben verpflichtet.
Auf die notwendige, aber nicht immer mögliche kombinierte Nutzung der
verschiedenen Register wurde oft aufmerksam gemacht (732: A. SINGER).
Tahrir deftcrleri
Die Erschließung von detaillierten (mufassal) und zusammenfassenden (icmäl)
Steuerregistern (tahrirdefterleri) wurde durch Ö. L. BARKANS Pionierstudien aus
den 30er und 40er Jahren des 20. Jahrhunderts eingeleitet. L. FEKETE und L.
GLASER publizierten 1943 mit ihrer Arbeit über den sancak Esztergom erstmalig
eine Dörferliste. H. INALCIK gab das älteste defter für das heutige Süd- und
Mittelalbanien heraus. Es datiert von 1431, spiegelt aber die Verhältnisse von
etwa 1415 wider. S. PULAHA erschloß den direkt nördlich angrenzenden Teil des
sancak Shkodcr nach einem Kataster von 1485. Zu den am besten bearbeiteten
Räumen zählen das osmanische Ungarn, Serbien, Mazedonien, Teile Anatoliens
(vorbildlich Bayburt, Bursa), Südost-Georgien [403: JIK'IA], Syrien [für Aleppo
632: VENZKE] und Palästina (u. a. Safad). Eine der gründlichsten Bearbeitungen hat
der slawonische Gerichtsbezirk Pozega erfahren [694: MOACANINI. Diese Studie
enthält nicht nur für den
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