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Der Osmanische Staat 1300-1922

Der Osmanische Staat 1300-1922

Titel: Der Osmanische Staat 1300-1922 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Kreiser
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Chronik Täcü't-tevärih reicht von den Anfängen der
Osmanen bis zum Tode Selim 1. (1520).
    Mustafä Ali
    Das historische und literarische Werk des brillanten „Bürokraten und Intellektuellen" des späten 16. Jahrhundert. MUSTAFÄ ALT (1541-ca. 1600), hat
mehrere neue Bearbeitungen und Untersuchungen angeregt. Eine lebens- und
werkgeschichtliche Studie von FLEISCHER gehört zu den lesenswertesten Texten,
die zur klassischen osmanischen Periode bisher verfaßt wurden [115]. Gegen
FLEISCHER, der seinen Helden als wenig belastet von traditionellen moralischen
und historischen Schemata darstellt, hat J. SCHMID [116] eingewandt, daß ALT
durchaus in herkömmliche islamische Paradigmata eingebunden sei und auch als
Zeitkritiker nicht herausrage. Beide Autoren stimmen aber darin überein, daß ALT
zu den großen Universalgeschichtlern der osmanischen Epoche zählt. SCHMID
weist dabei auf den engen Zusammenhang von Historiographie und schöner
Literatur hin, ohne so weit zu gehen wie BoMBACI [798], der im Fall von KEMÄL
PAPA-ZÄDE pointiert schreibt, ihm sei die Geschichte nur ein Vorwand gewesen, um kunstvolle Prosa vorzuführen. Von Äi.i stammen auch die von TIETZE [117]
herausgegebenen und übersetzten „Ratschläge an die Herrscher" (1581) und eine
berühmte Beschreibung von Stadt und Gesellschaft von Kairo im Jahre 1599.

    Gazavät-näme
    In der expansiven Phase des Osmanenstaates wurden zahlreiche literarischhistorische Kleingattungen von der Sorte der „Siegesberichte" (feth-näme) gepflegt [188: Zusammenstellung der Handschriften und Publikation des Gazavätnäme-i Mihaloglu Ali Beg durch LEVEND]. Die beste Ausgabe und Übersetzung
eines feth-näme liegt für die„Gazavät-I Havreddin Pasa" vor [119: GAI.oTTA]. Ein
der Gattung nahestehendes Werk über die Eroberung von Gvör (1594) durch Koca
Sinän Pascha hat WOODHEAD durch eine Paraphrase erschlossen und bewiesen,
daß diese Texte mehr als Wortprunk bieten, sondern neben bestimmten Ideologemen auch faktische Einzelheiten und kritische Beobachtungen enthalten
können. Dieselbe Autorin hat die Einrichtung des ;eh-nämeci-Amts zwischen
1555 und 1605 als ein Experiment des amtlichen Geschichtsschreibertums"
bezeichnet [120]. Dabei handelte es sich um eine fest besoldete Position, deren
fünf Inhaber insgesamt 50 Werke schufen, von denen bisher nur eines [121:
WOODHEAD] wissenschaftlich erschlossen ist. Während THOMAS [122] die
Reichshistoriographen als außerhalb der Tradition der;eh-nämecis (die bis 1583
Persisch schreiben) stehend sah, erkennt WOODHEAD wichtige Gemeinsamkeiten
und stellt ihren Quellenwert auf der ideologischen und faktischen Ebene heraus.
Die Art und Weise, in der die Reichshistoriographen bis zu dem ab AHMED LÜTFi
evidenten Bedeutungsverlust des Amts ausgezeichnet wurden, hat M. ILGÜREL
beschrieben [123]. Die Liste der vekäyi-nüvis in B. KÜTÜKOCLUS Artikel in der
%släm Ansiklopedisi muß eine noch fehlende Monographie über die Institution der
„Reichsgeschichtsschreibung" vorläufig ersetzen. Hier werden alle zwischen
MUSTAFÄ NAiMÄ EFENDI (st.1716) und ABDURRAHMÄN SEREF (St. 1925) amtlich
tätigen Chronisten behandelt. Erst 1996 erschienen die Aufzeichnungen ABDURRAHMANSEREFS als letztes Schriftzeugnis eines „Reichshistoriographen" als
Ausgabe der TTK mit der Beschreibung der Ereignisse der Jahre 1908-1909.
    17. Jahrhundert
    Die Eulogien des f eth-näme-Genre treten ab etwa 1620 hinter eine stärker an der
Lösung von Problemen und der Reform der Staatsverwaltung interessierten
Historiographie zurück, die sich einer einfacheren und direkteren Sprache bedient. Die neue Historikerschule hat zwar keinen homogenen sozialen Hintergrund, doch rücken nun Personen aus dem Palastdienst (enderüni) neben
Mitgliedern der Gelehrten- (älim) und der Schreiberkaste (kätib) auf. Daß die
Herrschernähe nicht zwangsläufig zu einer devoten und uniformen Darstellung
führt, hat MURPHY am Beispiel von fünf Texten über Sultan Ibrähim gezeigt [1241.
Der protokollarische Charakter dieser Aufzeichnungen, deren Hauptwert nicht in
der Retrospektive liegt, war MURPHY zufolge gewollt und wurde an die vekäyinüvis weitergegeben.
    Kätib Gelebi

    Allen Einordnungsversuchen entzieht sich der Polyhistor des osmanischen
17. Jahrhunderts KÄTIB (ELEBi („Haci Halife", 1609-1657). Sein immenses Opus entstand zum Teil neben einer Tätigkeit als Schreiber in der Finanzverwaltung. Das

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