Der Pakt der Schwerter: Historischer Roman (German Edition)
und er in die Knie sank.
Der Rest von ihnen erkannte die Gefahr, die ihnen von hinten drohte, und sie begannen sich umzudrehen, aber wir waren jetzt mitten unter ihnen, und sie waren in Auflösung begriffen. Die Ruhe der Schlacht war über mich gekommen, und die Zeit selber schien langsamer zu werden, jeder Herzschlag jagte eine Woge frischen Elans durch meine Adern, als wir uns über sie hermachten.
»Tötet sie!«, brüllte ich, und mein Schrei wurde von einigen der normannischen Fußsoldaten aufgenommen.
»Tötet sie!«, riefen sie, so wenige es auch waren, und sie schoben ihren Schildwall vorwärts, während sie auf die sich lichtenden Reihen der Engländer eindrangen.
Wenn eine geschlossene Schlachtreihe aufbricht, geschieht das selten allmählich, sondern eher mit einem Schlag, und diesmal war es nicht anders. Sowohl von vorne wie von hinten bedrängt, gab der Feind nach, und plötzlich flohen Männer auf allen Seiten. Einer stolperte zurück, geriet in die Bahn meines Schwerts und war tot, bevor er zu Boden fiel. Ein anderer versuchte seinen Speer zu heben, um sich zu verteidigen, aber er war zu langsam, und meine Klinge drang in seine Kehle. Und noch ein anderer stolperte im Wegrennen, fiel mit dem Gesicht in den Matsch, und er bemühte sich, wieder auf die Beine zu kommen, als Ivo ihn niederritt, wobei die Hufe seines Pferdes dem Mann über den Rücken trampelten und ihm den Schädel zertrümmerten.
Die Northumbrier flohen mittlerweile alle. Gérard und Fulcher verfolgten sie, aber wir waren wenige, und ich wollte nicht, dass wir getrennt wurden, falls noch mehr von ihnen unterwegs waren.
»Her zu mir!«, rief ich, steckte mein Schwert in die Scheide und machte mich auf den Weg, meine Lanze wiederzuholen, die immer noch im Rücken des ersten Mannes steckte, den ich getötet hatte. Es kostete etwas Mühe, sie aus seinem Oberkörper herauszuziehen, aber ich drehte die Spitze ein wenig, und schließlich lockerte sie sich und kam frei. Die Spitze und der oberste Teil des Schafts waren mit dem Blut des Engländers bedeckt, und das ehemals weiße Lanzenfähnchen war jetzt rosafarben.
Gérard und Fulcher kamen zurück zu uns geritten, sodass wir wieder zu fünft waren. Vier von dem Dutzend Speerträger lagen tot auf der Straße, aber wir hatten keine Zeit, sie zu bemitleiden. Ich ritt zu denen, die noch übrig waren. Einige stützten sich auf den oberen Rand ihres Schilds, während sie wieder zu Atem kamen; andere taumelten zwischen den Leichen umher und erbrachen sich am Straßenrand, vermutlich aus Trunkenheit. Falls es sich so verhielt, war es ein Wunder, dass sie noch am Leben waren.
»Wo ist Earl Robert?«, fragte ich diejenigen, die den nüchternsten Eindruck machten, aber sie schauten einander verständnislos an.
»Das wissen wir nicht, Mylord«, sagte einer. Seine Augen waren verschlafen, und er roch nach Kuhmist.
Ich war kurz davor, ihn zu korrigieren, denn ich war kein Lord, aber er hatte offensichtlich die an meiner Lanze befestigte Fahne gesehen, also ließ ich ihn in seinem Glauben.
»Geht wieder den Hügel hoch«, befahl ich ihnen. »Zurück in die Festung.« Ich wusste nicht, wo der Earl seine Männer zusammenziehen würde, aber es war unwahrscheinlich, dass acht Fußsoldaten auf sich allein gestellt hier noch etwas erreichen könnten.
Weiter vorn auf der Straße erregte ein silbernes Aufblitzen meine Aufmerksamkeit, und ich sah, wie ein Conroi von Rittern – mindestens ein Dutzend, vielleicht sogar zwanzig – die Straße von der Festung zum Marktplatz hinuntergeprescht kam. Ich konnte keine Fahne sehen, aber ein paar trugen Fackeln.
»Geht«, sagte ich wieder zu den Speerträgern, bevor ich Eudo und den anderen zuwinkte, sie sollten mir folgen.
Die Straße war mit Leichen von Normannen und von Engländern übersät, aber die Normannen waren bei Weitem in der Überzahl; ich konnte es daran sehen, dass ihre Haare hinten nach der französischen Mode kurz geschnitten waren. Es gab Leichen mit Speeren in der Brust, Leichen ohne Arme und manche ohne Kopf. Eine lag ausgestreckt auf dem Bauch, das Gesicht tief im Schlamm, mit einer klaffenden Wunde im Nacken.
Die Straße zweigte nach links ab den Berg hinunter nach Norden, und wir bogen ab, um dem Conroi zu folgen, den ich gesehen hatte; er war uns inzwischen ein Stück voraus und bereits am Kirchturm vorbei und verschwand hinter der Kurve, die hinunter zum Platz führte. Einer der Lords hatte sich ihnen unterwegs angeschlossen, denn ich
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