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Der Paradies-Trick (Kindle Single) (German Edition)

Der Paradies-Trick (Kindle Single) (German Edition)

Titel: Der Paradies-Trick (Kindle Single) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barry Eisler
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verstehe ich nicht.«
    Der Direktor antwortete: »Die Zielperson – sie heißt übrigens Fatima – hat einen guten Instinkt. MI6 hat schon zweimal versucht, einen Mann auf sie anzusetzen. Beides britische Agenten pakistanischer Abstammung, die perfekt Urdu sprachen, die Moschee besuchten, erstklassige Legenden besaßen. Beide Male roch sie Lunte. MI6 braucht jemanden, der unter ihrem Radar hindurchschlüpfen kann. Jemanden, den Fatima nicht kommen sieht.«
    Der zweite Stellvertreter grinste wieder anzüglich. »Außer, Sie möchten, dass sie Sie kommen sieht.«
    Delilah sah ihn an. »Wissen Sie was, alter Mann? Wenn ich wollte, könnte ich Ihren USB-Stick nehmen und Ihnen durch die Nase in Ihr seniles Gehirn rammen. Sie haben Glück, dass ich nicht gerade meine Periode habe oder so etwas. PMS macht mich unheimlich unleidlich.«
    Es wurde still im Raum, und das Gesicht des zweiten Stellvertreters lief puterrot an. Einen Moment lang fragte sich Delilah, ob er einen Herzanfall bekam. Sie hoffte es.
    »Wissen Sie überhaupt, mit wem Sie es hier zu tun haben?«, explodierte er.
    Delilah sah den Direktor und den ersten Stellvertreter an. »Würden Sie Ihren Kollegen bitte daran erinnern, wer er ist? Es scheint ihm entfallen zu sein. Senil, wie ich schon sagte.«
    »Es reicht mir jetzt mit Ihrer Insubordination!«, brüllte der zweite Stellvertreter. »Es reicht!«
    Delilah fand seinen Ausbruch außerordentlich befriedigend, fast entspannend. Er hatte die Selbstbeherrschung verloren. Wenn man die Kontrolle über sich selbst verliert, gewinnt sie ein anderer, und im Moment wussten sie beide, wer das war. Sie lächelte ihn nachsichtig an, als wäre er ein belustigendes, harmloses Kind.
    »Es reicht«, wiederholte er. Er wandte sich an den Direktor. »Ich sagte Ihnen ja, sie ist respektlos, aufsässig und hat ein katastrophales Urteilsvermögen. Vor allem aber ist sie unzuverlässig. Sie …«
    »Ja, ich weiß.« Der Direktor brachte seinen zweiten Stellvertreter mit erhobener Hand zum Schweigen. »Und sie liefert unbestreitbar Resultate. Delilah, Ihr Befehl lautet, nach London zu gehen. Dort werden Sie übermorgen Ihre Kontaktperson vom MI6 treffen. Die Details befinden sich auf dem Speicherstick. Noch Fragen? Wenn nicht, vertagen wir uns.«
    Sie überlegte, ob sie bewusst guter Cop, böser Cop spielten. Aber eigentlich war es egal. Selbst wenn es zwischen diesen Männern echte Unstimmigkeiten geben sollte, waren von Delilahs Standpunkt aus die Unterschiede wesentlich belangloser als die Gemeinsamkeiten.
    Sie griff nach dem USB-Stick und ließ ihn in ihre Handtasche fallen. »Genießen Sie Ihren Aufenthalt in Amsterdam, Gentlemen«, sagte sie und erhob sich. »Bestimmt finden Sie selbst den Weg zum Rotlichtviertel. Ich könnte mir vorstellen, dass Sie reichlich Zeit für einen Besuch eingeplant haben.«

    Wie sich herausstellte, enthielt der Speicherstick kaum etwas, was sie nicht schon wusste. Ihren Kontakt sollte sie in zwei Tagen um zehn Uhr abends in der Coburg-Bar des Connaught Hotel in Mayfair treffen. Sie reiste unter ihrer üblichen Tarnung als freischaffende Fotografin und musste sich auf mindestens zwei Wochen Aufenthalt einstellen, möglicherweise länger. Sie hatten für sie bereits eine Wohnung in Notting Hill gemietet. Es blieb ihr gerade genug Zeit, nach Paris zurückzukehren, die Koffer zu packen und einen Flug nach London zu erreichen.
    Ein aalglatter Makler führte sie durch die Wohnung, ein Zweizimmerapartment ohne Aufzug, aber mit schöner Junisonne. Er zeigte ihr die Bedienung der Geräte und was sonst noch zu beachten war. Sobald er zur Tür hinaus war, durchsuchte sie die Wohnung mit einem tragbaren Apparat, den ihr Kollege Boaz ihr besorgt hatte, nach Abhörgeräten. Boaz war einer der wenigen verheirateten Männer in der Organisation, der nie versucht hatte, ihr an die Wäsche zu gehen. Tatsächlich behandelte er sie eher wie eine Schwester als eine Kollegin, und es gab kaum jemanden, zu dem sie größeres Vertrauen hatte. Die Wohnung schien sauber zu sein, doch sie musste später noch einen weiteren Scan durchführen. Die Männer, für die sie arbeitete, waren klug genug, eine Wanze erst dann zu aktivieren, nachdem der Raum überprüft worden war.
    Als sie ausgepackt hatte, duschte sie und schlüpfte in ein lachsfarbenes Etuikleid von Akris mit asymmetrischem Schnitt. Dazu Riemchenpumps, eine karamell-creme-farbene Lacklederhandtasche und ein passendes Bolerojäckchen gegen die Abendkühle. Sie

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